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  • Statement zur Schließung der Talstation in Innsbruck

    Dass die Talstation in Innsbruck jetzt leer steht, ist eine Schande für die ganze Stadt. Dem bis vor Kurzem dort angesiedelten Kulturverein, der dazu beigetragen hat, das Gebäude und die Gegend insgesamt zu beleben, gebührt hingegen mein größter Respekt für die langjährige Arbeit und die Ausdauer im Bestreben, diesen Ort als lebendige Plattform zu erhalten. Danke für euer Herzblut, euren Schweiß und die vielen Stunden, die ihr dort investiert habt. Danke für die Proberäume, Ausstellungen, Konzerte und Begegnungsmöglichkeiten für viele junge Menschen in Innsbruck, die sich mittlerweile nicht mehr wirklich gehört fühlen und vielerorts unerwünscht sind.

    Die Stadt fühlt sich nun schon wieder ein wenig kleiner an. Grundsätzlich ist es aktuell überhaupt schwer abzuschätzen, wie es weitergehen soll. Dass privatwirtschaftlich geführte Nachtclubs international der Reihe nach zusperren, ist das eine – dass aber interdisziplinär arbeitende Kulturzentren, die die öffentliche Hand erhalten könnte, fallen gelassen werden, ist skandalös und kurzsichtig. Vor allem in einer Stadt, die aufgrund topografischer Gegebenheiten ohnehin nur wenig Platz und Möglichkeiten bietet.

    Ein Gebäude wie die Rotunde (die man nicht mal geschenkt haben möchte, weil sich die Sanierung niemand leisten kann) steht nun leer neben einer verlassenen Talstation, von der alle wissen, dass sie jetzt erstmal ein paar Jahre vor sich hinrotten wird, bevor man sich in fünf bis zehn Jahren und ein paar Bürgerbeteiligungsprozessen dazu entschließen wird, das Thema noch ein wenig weiter zu vertagen. Auch das Siebenkapellenareal sifft währenddessen munter weiter. Und kennt ihr noch das Stöcklgebäude nahe der Triumphpforte, das vor ein paar Jahren UNBEDINGT geräumt werden musste, weil man dort dringend etwas bauen wollte? Auch hier feiert der Ranz fröhliche Urständ.

    Es wäre doch besser zu sagen: Leute, wir haben keine Kohle und vor allem keinen Bock, irgendetwas mit diesen Gebäuden anzufangen, deshalb lassen wir diese leer stehen und konzentrieren uns auf andere Dinge. Es ist besser, der Raum verkommt, als ihr seid drin. Ansonsten wird es laut für die Anrainer und für uns teuer, weil wir euch dann über Jahre durchfüttern müssen. Sucht’s euch einfach einen richtigen Job. Ein Hochkulturbetrieb zahlt sich zwar auch nicht von selbst, und hier indexieren wir sogar die Gehälter, aber das ist etwas anderes, weil es repräsentativer und meistens ein bissl weniger deppert ist.

    Und falls das nicht die Message sein sollte, dann kommt sie halt zumindest so an. Das ist zwar nichts Neues (wer die Arbeit des Sub-Archivs Innsbruck verfolgt, kann diese Haltung über die vergangenen Jahrzehnte fast durchgängig beobachten – mal mehr, mal weniger), aber immer noch unverständlich. Mal sind es schwierige Besitzverhältnisse, die freche Miete, „es Land“ oder „de in Wien“, die es nicht interessiert. Irgendwas is immer. Manchmal trennen die Lebensrealitäten von Kulturräumen nur wenige Meter: Der Artspace Reich für die Insel kann ein Lied davon singen. Dieser wird mittlerweile überhaupt geghostet, obwohl er ein Top-Konzept vorgelegt hat – sich aber offensichtlich bitte einfach schleichen soll. Alle wissen, dass man das Gebäude nicht von heute auf morgen nutzbar machen kann. Aber auch hier gilt: Bitte geht einfach, damit man den Ort und euch vergisst. Irgendwann wird schon etwas damit passieren.

    Wenn man mit Menschen aus verschiedenen Bereichen (teilweise auch in offiziellen Funktionen) spricht, dann wird hinter vorgehaltener Hand immer wieder mal davon gesprochen, dass man im Prinzip nur darauf hoffen kann, dass sich manche dieser Themen von selbst lösen. Siehe Hofgarten-Café. (Für diejenigen, die von außerhalb Innsbrucks mitlesen und den Kontext nicht kennen: Das jahrelang leerstehende Nachtlokal ging irgendwann spätnächtens in Flammen auf. Viele Leute waren danach sehr erleichtert.) Dann kann man zumindest sagen: Leider hat man nichts mehr machen können – und kann das Ding gesichtswahrend wegbaggern.

    Dass man es nicht allen Menschen recht machen kann, ist klar. Aber die Zeiten ändern sich, und man muss schauen, dass man sich auch in kleineren und mittelgroßen Städten ein Umfeld bewahrt, das ansprechend bleibt – ansonsten bleibt nicht viel übrig, als sich das bisschen Motivation, das man noch hat, zu bewahren und wegzuziehen. Klar, wir sind immer noch sehr dankbar, dass uns die Urgroßeltern die Alpen hingebaut haben, damit wir damit ein gutes Geld verdienen können. Aber davon können wir nicht alle leben. So groß ist die Adlerrunde dann auch wieder nicht.

    Danke (junge) Talstation – danke Reich für die Insel – und danke an alle, die in Innsbruck noch stabil bleiben wollen. Auf eine weitere leerstehende Halle in einer kleinen Stadt. Zum Glück ist es im Saggen endlich wieder still.

    Bildcredit (c) ORF

  • Kundgebung für mehr Freiräume in Innsbruck am 07.11.2023

    Reclaim your city 2023

    Kommenden Dienstag sehen wir uns ab 18:30 am Inn zu einer gemeinsamen Kundgebung! Es geht hier nicht “nur” um “dieses eine Geländer”, sondern um grundsätzliche Haltungen und den Wert des öffentlichen Raums. Seit Jahren benötigt Innsbruck endlich zusätzliche Flächen ohne Konsumzwang, sowie Begegnungsorte für junge Menschen, leistbare Räume für die Nachtkultur und Partys. Innsbruck braucht endlich sichtbare und erlebbare Ergebnisse!

    Diese Kundgebung wird von mehreren Institutionen und Initativen aus der Innsbrucker Szene getragen – eine parteipolitische Trägerschaft ist explizt unerwünscht Zusätzlich darf festgehalten werden, dass vor allem die bremsenden konservativen Kräfte der letzten Jahre nun nicht zu glauben brauchen, dass sie die aktuelle Situation nutzen können, um die alte Leier von “alle gegen den BGM” weiterzuspinnen. Das hier ist unser Leben und nicht euer Wahlkampf!

    Reclam your City! Für das gute Leben!

  • Interview “Tirol Live” (30.11.23) und Beitrag Tiroler Tageszeitung (31.11.23)

    Interview Tirol Live 30.11.2023
    Tiroler Tageszeitung 31.10.2023

  • Statement: Öffentlicher Raum 7.0

    Ein Gespenst geht um in Innsbruck. Nachdem es in Innsbruck seit Jahren heißt, dass junge Menschen konsumfreie Flächen brauchen, um sich zu treffen und ebendiese Flächen seit Jahren – aus zahlreichen Gründen – nicht realisierbar sind (?!), ist die Verwunderung nun erneut groß, dass u.a. in der Sillschlucht wieder Partys stattfinden. Na sowas aber auch. Jedes Jahr wird dann die selbe Erregung durch die Zeitungen getrieben und überlegt, wie man die nächste Saison ohne substanzielle Veränderung rausschinden kann und ohne dass ebendiese jungen Menschen auf die Barrikaden steigen. Ich würde somit an dieser Stelle empfehlen, Innsbruck zwischen Oktober und Juni (die Ski-Saison ausgenommen, aufgrund der abzuführenden Kurtaxe des Gastes!) abzusperren und möglichst gemächlich zu sanieren – weil es geht nicht und weil es gibt kein Geld.

    Um fair zu bleiben: Es gibt tatsächlich ein paar Menschen in der Stadtverwaltung und Politik, denen das Thema seit Jahren ein großes Anliegen ist (dafür auch vielen Dank und die Betreffenden wissen wer gemeint ist), aber solange sich nichts REALES an der Situation ändert (tell me about the Konzepte in the Schublade), werden sich Menschen ihre eigenen Lösungen schaffen und das ist (für mich) auch durchaus verständlich. Wie schon mehrmals gesagt, ich bin schon lang aus dem Schul- und Studi-Alter raus und in der glücklichen Situation einiges in der Kulturszene mitgestalten zu dürfen das mich interessiert. Das sind aber allermeistens schon länger keine “Jugend”themen mehr und genausowenig hilft das ebenjenen jungen Leuten, denen seit Jahren erzählt wird, dass sie sich zusammenreissen und warten sollen bis sie schon irgendwann (vielleicht im Afterlife dann) ihre ersehnten Plätze bekommen werden.

    Aja, weil wir grad dabei sind hier übrigens paar Wahlkampfthemen für die Gemeinderatswahl 2024, die actually Sinn ergeben würden anstatt die Allgemeinheit mit irgendwelchen Placebo-Themen zu nerven und darüber zu streiten welche Fraktion jetzt “die Mitte” und “die Gesellschaft” abbildet: Sitzbankl, Trinkbrunnen, öffentliches Klo. Brauchen alle, wollen alle, reissts euch zamm. Wär alls nit so schwer.

    Zeitungsartikel aus der TT vom 10.10.2023