• Innsbruck Club Commission (2018–2025)

    Interessenvertretung für Club-, Nacht- und Subkultur in Innsbruck und Tirol

    Die Innsbruck Club Commission (ICC) war eine unabhängige Interessenvertretung der Innsbrucker Club-, Nacht- und Subkulturszene. Sie wurde am 18. Dezember 2018 als gemeinnütziger Verein gegründet (ZVR 1560484667) und verstand sich als Schnittstelle zwischen Kulturbetrieben, Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft.

    Gründer:innen: Frederik Lordick, Konrad Wolfgang und David Prieth, Mona Sarah Paschinger

    Auftrag und Zielsetzung

    Die ICC trat dafür an, die strukturellen Rahmenbedingungen für Club- und Nachtkultur in Tirol zu verbessern, deren kulturelle Bedeutung sichtbar zu machen und notwendige kulturpolitische Veränderungen einzuleiten.

    Zentrale Zielsetzungen:

    • Anerkennung von Club- und Subkultur als relevanter Kultur-, Sozial- und Stadtraum
    • Verbesserung gesetzlicher und organisatorischer Rahmenbedingungen (u. a. Veranstaltungsrecht, Lärmschutz, Nutzungsräume)
    • Vermittlung zwischen Clubkultur, Verwaltung und Politik
    • Aufbau sicherer, solidarischer und inklusiver Nachtkulturstrukturen
    • Förderung nachhaltiger Organisationsformen und Fair-Pay-Standards

    Thematische Schwerpunkte & Projekte

    „Luisa ist hier“ (2019–2024)

    Die ICC setzte das Präventions- und Awareness-Projekt „Luisa ist hier“ erstmals in Österreich um. Ziel war die Förderung eines sichereren Nachtlebens und die Prävention sexualisierter Gewalt.

    Bausteine:

    • Awareness-Schulungen für Clubs und Bar-Teams
    • Aufbau konkreter Hilfsmechanismen für Betroffene
    • Öffentlichkeits- und Sensibilisierungskampagnen
    • Kooperationen u. a. mit Frauen gegen VerGEWALTigung, Z6 Drogenarbeit, Frauenhaus Tirol und der Stadt Innsbruck

    Mit Ende 2024 wurde „Luisa ist hier“ in Tirol eingestellt, da keine ausreichenden Förder- und Strukturmittel mehr zur Sicherstellung der Qualitätsstandards bereitgestellt werden konnten.

    „Ohne regelmäßige Schulung besteht die Gefahr einer symbolischen Sicherheit. Um dieser Vereinnahmung entgegenzuwirken, wurde das Projekt verantwortungsvoll beendet.“ – Innsbruck Club Commission

    Kulturpolitische Arbeit & Advocacy

    Die ICC war maßgeblich daran beteiligt, clubkulturelle Anliegen in den kulturpolitischen Diskurs der Stadt einzubringen — u. a. im Kontext der Innsbrucker Bogenmeile, der Städteentwicklung, Awareness-Standards im Nachtleben und der Anerkennung von Clubkultur als förderwürdiger Bereich. Indirekt mit der Arbeit der ICC verbunden war die Gründung des Kulturverein Bögen Innsbruck.


    Kontext: Wandel der Clubkultur

    Mit der Pandemie und gesellschaftlichen Veränderungen veränderte sich das Ausgeh- und Konsumverhalten deutlich:

    • weniger Alkohol- und Konsumorientierung
    • selektiveres Ausgehverhalten
    • wirtschaftlicher Druck auf Betreiber:innen
    • steigende Miet- und Betriebskosten
    • abnehmende private und öffentliche Finanzierung

    Diese Entwicklungen führten in Innsbruck — wie in vielen europäischen Städten — zu einer Ausdünnung clubkultureller Räume und stellten die ICC zunehmend vor strukturelle Grenzen.

    Wie ich (David Prieth) in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung 2025 formulierte:

    „Der Alkoholverkauf alleine wird es nicht mehr richten. Clubs brauchen neue Organisationsformen und öffentliche Förderstrukturen.“

    Und weiter:

    „Österreich als Kulturnation sollte Geld in die Hand nehmen und Club- und Subkultur genauso fördern wie Hochkultur.“


    Auflösung & Legacy (2025)

    Nach sieben Jahren intensiver Arbeit, aktiver Vernetzung und pionierhafter Strukturentwicklung wurde der Verein mit Ende 2025 geordnet aufgelöst.

    Grund war nicht mangelnde Relevanz, sondern das Fehlen langfristiger Förder- und Infrastrukturmittel, die zur Verstetigung professioneller Clubkultur-Arbeit notwendig sind.

    Die ICC bleibt damit ein wichtiges Referenzprojekt für kulturpolitische Arbeit im Feld Nachtkultur im alpinen Stadtkontext und wirkt durch Know-how-Transfer, Netzwerke und Erfahrungen weiter — u. a. in Richtung Vienna Club Commission, Szeneinitiativen und kommunale Kulturpolitik.


    Eigene Rolle (David Prieth)

    Ich war Mitgründer und Mitgestalter der Innsbruck Club Commission und in folgenden Bereichen aktiv:

    • strategische Entwicklung & kulturpolitische Positionierung
    • Netzwerk- und Stakeholder-Management zwischen Szenebetrieben, Verwaltung und Politik
    • Beratung und Strukturentwicklung für nachhaltige Club- und Kulturräume

    Die ICC war ein Baustein auf dem Weg zur Anerkennung von Club- und Subkultur als essenziellen Bestandteil einer lebendigen, inklusiven und urbanen Stadtgesellschaft.

  • Teaser Trailer: Das Archiv am Meeresgrund

    Im Sommer 2025 tauchte im zentralen Mittelmeer, zwischen Libyen und Sizilien, ein geheimnisvolles Artefakt auf: eine versiegelte Metallkapsel, gefüllt mit Dokumenten, Fotos, Festplatten und Tonaufnahmen. Erste Hinweise deuten auf einen Zusammenhang mit dem „Langen Sommer der Flucht“ 2015 hin. Doch kurz nach der Sicherung der Daten verschwand die Kapsel spurlos – ebenso wie alle digitalen Kopien. Das Archiv beinhaltet unter Anderem die Beschreibung eines mysteriösen „Schwarzen Dreiecks“ im Mittelmeer, ein „Manifest der Umkehr“, und auch Stellungnahmen der Europäischen Kommission. Doch bleibt unklar, ob es sich um gesicherte Fakten, gezielte Desinformation oder ein spekulatives Konstrukt handelt.

    von Melanie Hollaus und Markus Schennach

    mit (alphabetisch): Klaus-Peter Bülz, Katarina Csanyiova, Michael Haupt, Gabi Geist, Anna Ladinig, Joachim Leitner, David Prieth, Heidi Schleich, Hannes Schlosser

    Video-Footage: Emad Husso

    Premiere am 7. November 2025 im Leokino Innsbruck

    Im Rahmen von: Remembering 2015 /ZeMIT und in Kooperation mit dem Inncontro Filmfestival und Freies Radio Innsbruck.

    Mit Freundlicher Unterstützung von: ZeMIT/ TKI open24 – Remembering 2015 kulturimpulstirol Stadt Innsbruck

  • Statement der p.m.k zur aktuellen Situation rund um die Talstation

    Seit der Verein im Jahr 2022 die von ihm bespielten Räumlichkeiten nicht mehr verwenden darf, konnte er in der p.m.k zumindest Teile seines ambitionierten Kulturprogramms fortsetzen. Wir freuen uns, dass die Talstation in dieser Übergangszeit Teil der p.m.k-Familie geworden ist. Von Beginn an war aber klar: Diese Lösung kann und darf nur vorübergehend sein.

    Die p.m.k vereint derzeit 35 ehrenamtlich geführte Kulturvereine, die mit großem Engagement und unter oftmals prekären Bedingungen einen wesentlichen Teil des freien Kulturprogramms dieser Stadt realisieren. Schon jetzt sind unsere räumlichen Kapazitäten an der Belastungsgrenze. Innsbruck braucht dringend weitere selbstbestimmte Kulturorte, die diesen Namen auch verdienen – Orte, die kulturelle Nutzung nicht nur ermöglichen, sondern aktiv fördern. Das bedeutet: rechtlich gesicherte Strukturen, technische Adaptionen, langfristige Perspektiven und faire Rahmenbedingungen für jene, die Kulturarbeit leisten.

    Seit Jahren ist bekannt, dass Innsbruck über keine ausreichend großen, niederschwellig zugänglichen Räume für mehrere hundert Menschen verfügt. Die Talstation könnte einen dieser dringend benötigten Orte darstellen – ein Raum für Musik, Diskurs, Kunst und Begegnung. Ein Ort, der zeigt, was kulturelle Arbeit jenseits kommerzieller Logiken leisten kann.

    Es ist positiv, dass die Vorgänge rund um die Talstation endlich auch politisch rezipiert werden und nun ein Sondergemeinderat dazu einberufen wurde. Bedenklich bleibt jedoch, dass es dafür erst massiven öffentlichen Druck gebraucht hat, um dieses Thema ernsthaft auf die Agenda zu bringen.

    Hier geht es nicht um Einzelinteressen oder parteipolitische Positionen, sondern um eine langfristige kulturpolitische Perspektive für Innsbruck. Die Talstation ist ein Symbol dafür, wie diese Stadt mit ihrem kulturellen Erbe, ihren Initiativen und ihren kreativen Potenzialen umgeht.

    Als Kulturarbeiter*innen – und als Bürger*innen dieser Stadt – erwarten wir uns einen professionellen, wertschätzenden Austausch auf Augenhöhe.
    Das bedeutet auch politische Verantwortung zu übernehmen, unangenehme Gespräche zu führen, Entscheidungsprozesse transparent zu gestalten und endlich gemeinsam an nachhaltigen Lösungen zu arbeiten.

    Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie lähmend politische Blockaden und parteitaktische Grabenkämpfe für die Entwicklung dieser Stadt sein können. Ignoranz und Sprachlosigkeit dürfen aber ebenfalls kein Ersatz für demokratischen Diskurs sein.

    Wir fordern daher:

    Die dauerhafte Sicherung der Talstation als Kulturstandort, einschließlich der dafür notwendigen Sanierungs- und Adaptierungsmaßnahmen.

    Die Einbindung des Vereins Talstation und der freien Kulturszene in alle weiteren Entscheidungs- und Planungsprozesse – von Beginn an, nicht nachträglich.

    Eine verbindliche Perspektive bis Frühjahr 2026, wie die Talstation wieder kulturell genutzt werden kann.

    Ein klares politisches Bekenntnis zur Förderung und finanziellen Absicherung

    Kulturinitiativen müssen in die Gestaltung solcher Prozesse aktiv eingebunden werden – nicht nur angehört, sondern beteiligt. Nur so entsteht Vertrauen, Nachhaltigkeit und ein Verständnis dafür, dass kulturelle Arbeit in dieser Stadt kein Freizeitvergnügen ist, sondern ein gesellschaftlich relevanter Beitrag: für Vielfalt, Teilhabe, Sichtbarkeit und soziale Kohäsion.

    Die Arbeit der freien Kulturszene basiert auf Professionalität, Leidenschaft und oft unbezahltem Engagement. Sie verdient Respekt, verlässliche Rahmenbedingungen und politische Unterstützung. Wer diese Strukturen schwächt, riskiert den Verlust eines wesentlichen Teils urbaner Lebendigkeit und sozialer Innovation.

    Die Talstation könnte zu einem Modellprojekt werden – für offene, generationenübergreifende und partizipative Kulturarbeit. Ein Ort, an dem sich Künstler*innen, Vereine, Nachbar*innen und junge Menschen gleichermaßen begegnen können. Dafür braucht es Mut, Zusammenarbeit und den politischen Willen, Kultur nicht als Problem, sondern als Chance für die Stadtentwicklung zu begreifen.

    Wer Räume für Kultur, Begegnung und Vielfalt erhalten will, muss jetzt handeln – mit Offenheit, Weitsicht und echtem Respekt gegenüber jener Arbeit, die Tag für Tag von hunderten Kulturarbeiter*innen in dieser Stadt geleistet wird.

    Die p.m.k steht solidarisch an der Seite der Talstation – und für eine Kulturpolitik, die auf Dialog, Verlässlichkeit und gemeinsames Gestalten setzt.

    – plattform mobile kulturinitiativen, 2025

  • Statement zur Schließung der Talstation in Innsbruck

    Dass die Talstation in Innsbruck jetzt leer steht, ist eine Schande für die ganze Stadt. Dem bis vor Kurzem dort angesiedelten Kulturverein, der dazu beigetragen hat, das Gebäude und die Gegend insgesamt zu beleben, gebührt hingegen mein größter Respekt für die langjährige Arbeit und die Ausdauer im Bestreben, diesen Ort als lebendige Plattform zu erhalten. Danke für euer Herzblut, euren Schweiß und die vielen Stunden, die ihr dort investiert habt. Danke für die Proberäume, Ausstellungen, Konzerte und Begegnungsmöglichkeiten für viele junge Menschen in Innsbruck, die sich mittlerweile nicht mehr wirklich gehört fühlen und vielerorts unerwünscht sind.

    Die Stadt fühlt sich nun schon wieder ein wenig kleiner an. Grundsätzlich ist es aktuell überhaupt schwer abzuschätzen, wie es weitergehen soll. Dass privatwirtschaftlich geführte Nachtclubs international der Reihe nach zusperren, ist das eine – dass aber interdisziplinär arbeitende Kulturzentren, die die öffentliche Hand erhalten könnte, fallen gelassen werden, ist skandalös und kurzsichtig. Vor allem in einer Stadt, die aufgrund topografischer Gegebenheiten ohnehin nur wenig Platz und Möglichkeiten bietet.

    Ein Gebäude wie die Rotunde (die man nicht mal geschenkt haben möchte, weil sich die Sanierung niemand leisten kann) steht nun leer neben einer verlassenen Talstation, von der alle wissen, dass sie jetzt erstmal ein paar Jahre vor sich hinrotten wird, bevor man sich in fünf bis zehn Jahren und ein paar Bürgerbeteiligungsprozessen dazu entschließen wird, das Thema noch ein wenig weiter zu vertagen. Auch das Siebenkapellenareal sifft währenddessen munter weiter. Und kennt ihr noch das Stöcklgebäude nahe der Triumphpforte, das vor ein paar Jahren UNBEDINGT geräumt werden musste, weil man dort dringend etwas bauen wollte? Auch hier feiert der Ranz fröhliche Urständ.

    Es wäre doch besser zu sagen: Leute, wir haben keine Kohle und vor allem keinen Bock, irgendetwas mit diesen Gebäuden anzufangen, deshalb lassen wir diese leer stehen und konzentrieren uns auf andere Dinge. Es ist besser, der Raum verkommt, als ihr seid drin. Ansonsten wird es laut für die Anrainer und für uns teuer, weil wir euch dann über Jahre durchfüttern müssen. Sucht’s euch einfach einen richtigen Job. Ein Hochkulturbetrieb zahlt sich zwar auch nicht von selbst, und hier indexieren wir sogar die Gehälter, aber das ist etwas anderes, weil es repräsentativer und meistens ein bissl weniger deppert ist.

    Und falls das nicht die Message sein sollte, dann kommt sie halt zumindest so an. Das ist zwar nichts Neues (wer die Arbeit des Sub-Archivs Innsbruck verfolgt, kann diese Haltung über die vergangenen Jahrzehnte fast durchgängig beobachten – mal mehr, mal weniger), aber immer noch unverständlich. Mal sind es schwierige Besitzverhältnisse, die freche Miete, „es Land“ oder „de in Wien“, die es nicht interessiert. Irgendwas is immer. Manchmal trennen die Lebensrealitäten von Kulturräumen nur wenige Meter: Der Artspace Reich für die Insel kann ein Lied davon singen. Dieser wird mittlerweile überhaupt geghostet, obwohl er ein Top-Konzept vorgelegt hat – sich aber offensichtlich bitte einfach schleichen soll. Alle wissen, dass man das Gebäude nicht von heute auf morgen nutzbar machen kann. Aber auch hier gilt: Bitte geht einfach, damit man den Ort und euch vergisst. Irgendwann wird schon etwas damit passieren.

    Wenn man mit Menschen aus verschiedenen Bereichen (teilweise auch in offiziellen Funktionen) spricht, dann wird hinter vorgehaltener Hand immer wieder mal davon gesprochen, dass man im Prinzip nur darauf hoffen kann, dass sich manche dieser Themen von selbst lösen. Siehe Hofgarten-Café. (Für diejenigen, die von außerhalb Innsbrucks mitlesen und den Kontext nicht kennen: Das jahrelang leerstehende Nachtlokal ging irgendwann spätnächtens in Flammen auf. Viele Leute waren danach sehr erleichtert.) Dann kann man zumindest sagen: Leider hat man nichts mehr machen können – und kann das Ding gesichtswahrend wegbaggern.

    Dass man es nicht allen Menschen recht machen kann, ist klar. Aber die Zeiten ändern sich, und man muss schauen, dass man sich auch in kleineren und mittelgroßen Städten ein Umfeld bewahrt, das ansprechend bleibt – ansonsten bleibt nicht viel übrig, als sich das bisschen Motivation, das man noch hat, zu bewahren und wegzuziehen. Klar, wir sind immer noch sehr dankbar, dass uns die Urgroßeltern die Alpen hingebaut haben, damit wir damit ein gutes Geld verdienen können. Aber davon können wir nicht alle leben. So groß ist die Adlerrunde dann auch wieder nicht.

    Danke (junge) Talstation – danke Reich für die Insel – und danke an alle, die in Innsbruck noch stabil bleiben wollen. Auf eine weitere leerstehende Halle in einer kleinen Stadt. Zum Glück ist es im Saggen endlich wieder still.

    Bildcredit (c) ORF

  • Danke WAVES VIENNA!

    Waves Vienna 2025

    Ich freue mich sehr, beim Waves Vienna Festival 2025 erstmals als Head of Conference Production mitgewirkt zu haben – einem der wichtigsten Treffpunkte für zeitgenössische Popmusik, Clubkultur und Musikwirtschaft in Europa.
    Mit über 15.000 Besucher:innen, 118 Acts aus 24 Ländern und rund 1.500 Delegierten aus über 30 Nationen hat sich Wien einmal mehr als Knotenpunkt internationaler Pop- und Clubkultur manifestiert.

    Zentral für mich war in diesem Jahr die Conference rund um den Yppenplatz – in meiner neuen Wiener Nachbarschaft –, wo sich Akteur:innen aus Kunst, Kultur, Aktivismus und Wirtschaft über Diversität, Machtstrukturen und neue Formen von Zusammenarbeit austauschten. Die Atmosphäre war von jener produktiven Offenheit geprägt, die Wien gegenwärtig zu einer der spannendsten Städte für zeitgenössische Musikentwicklung macht.

    Ein besonderes Signal war auch die Grußbotschaft von Bundespräsident Alexander Van der Bellen beim Opening, die den Stellenwert unabhängiger Kulturarbeit und den Beitrag der freien Szene für ein offenes, pluralistisches Europa unterstrich.

    Das Festival zeigt eindrucksvoll, welches kreative und ökonomische Potenzial in interdisziplinärer, international vernetzter Popkultur steckt – und wie stark Wien von einer solchen Haltung profitiert.
    Es wäre wünschenswert, wenn auch in Innsbruck vergleichbare Strukturen und Fördermodelle entwickelt würden, um bestehende Initiativen, Räume und Festivals in ihrer internationalen Relevanz zu stärken.

    Ich bedanke mich bei allen Beteiligten, besonders bei meinem Team und den Volunteers, und für die Zusammenarbeit – und für das gemeinsame Bewusstsein, dass Popkultur weit mehr ist als Unterhaltung: Sie ist ein Labor für gesellschaftliche Reflexion, Zukunft und Zusammenhalt.

    © Alexander Galler

  • Das Archiv am Meeresgrund (Hörspiel)

    8. November 2025, 18:15 Uhr – Leokino 2, Innsbruck
    Eintritt frei

    Im Rahmen des Inncontro Film Festivals und remembering 2015, in Kooperation mit ZeMIT, Freies Radio Innsbruck – Freirad und Inncontro, wird das Hörspiel „Das Archiv am Meeresgrund“ von Melanie Hollaus und Markus Schennach erstmals öffentlich präsentiert.

    Ich bin in diesem Projekt mit zwei Sprechrollen zu hören.

    Parallel zur Kinovorführung wird das Hörspiel zeitgleich auch auf Radio Freirad ausgestrahlt.
    Laufzeit: ca. 30 Minuten.


    Über das Projekt

    Ein mysteriöses Archiv wird auf dem Grund des Mittelmeers entdeckt – gefüllt mit Dokumenten, Tonaufnahmen und Bildern aus dem „Langen Sommer der Flucht“ 2015.
    In einer fiktiven Radiosendung werden dessen brisante Inhalte erstmals veröffentlicht: Berichte über verschwundene Schiffe, unterdrückte Entscheidungen, manipulierte Daten und eine Zukunftsprognose, die Fluchtbewegungen aus Mitteleuropa voraussieht.

    „Das Archiv am Meeresgrund“ verbindet dokumentarische Formen mit spekulativer Fiktion und wirft Fragen auf über Erinnerung, Macht und die Konstruktion von Wahrheit.


    Ort: Leokino 2, Anichstraße 36, Innsbruck
    Zeit: Samstag, 8. November 2025, 18:15 Uhr
    Parallel auf: Freirad 105.9 MHz / freirad.at

  • coll:b am hof – Neue Allianzen für den Stadtraum

    Das aktuell laufende Projekt Coll:b am Hof zeigt, dass Innsbruck bereit ist, neue Wege im Umgang mit öffentlichem Raum zu gehen – und dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um zu experimentieren und neue Allianzen zu bilden. Das Projekt wird von Innsbruck Tourismus und unserem Kulturverein, dem Verein zur Förderung der Hofkultur, getragen und gemeinsam entwickelt. Wenn Kultur und Tourismus Verantwortung teilen, entstehen Formate, die weit über Eventlogik hinausreichen: Orte, an denen Stadtbewohner:innen, Gäste und Kunst auf konstruktive Weise zusammenfinden.

    Collab am Hof hat geschafft, was im urbanen Kontext oft schwer gelingt: Einen Durchzugsort – einen sogenannten Nicht-Ort – in einen Ort der Begegnung und Bereicherung zu verwandeln. Damit wurde deutlich, welches Potenzial in einer bewussten, gestalterischen Nutzung des öffentlichen Raums liegt. Schade ist, dass es in Innsbruck nach wie vor so viele ungenutzte Flächen gibt, die grundsätzlich als gesellschaftliche Austauschplattformen und Reibepunkte funktionieren könnten – Räume, die Impulse setzen, Dialog ermöglichen und Stadt im eigentlichen Sinn lebendig machen.

    Ich sehe darin großes Potenzial – und zugleich die Herausforderung, dass beide Welten, Kultur und Tourismus, noch voneinander lernen und Schritte aufeinander zugehen müssen. Während die Kultur oft reflexhaft kritisch gegenüber institutionellen Strukturen agiert, reagiert der Tourismus noch zu vorsichtig auf künstlerische Freiräume. Umso wichtiger sind Projekte wie dieses, die Brücken schlagen, Unsicherheiten aushalten und neue Narrative im Stadtraum erproben.

    In einem Bundesland wie Tirol, in dem der Tourismus eine so gewichtige Rolle spielt, braucht es Mut zur Veränderung – und den Mut zum Städtischen. Innsbruck ist eine Landeshauptstadt, kein Dorf. Sie sollte sich zutrauen, urbane Qualitäten zuzulassen, Experimente zu fördern und jene Menschen stärker mitzudenken, die authentische kulturelle Erlebnisse erst möglich machen und ganzjährig hier verortet sind.

    Dieser Mut, nicht nur zu verwalten, sondern zu gestalten, ist entscheidend, wenn Innsbruck in Zukunft eine lebendige, offene und selbstbewusste Stadtkultur entwickeln will.

    Link: collabamhof.at

    Fotos: ORF & Innsbruck Tourismus/Christoph Schwarz

  • Granpa (FKA Justice Yeldham) & Fall Into Dry Lungs hosted by skin on marble

    Glassplitter. Blut. Frequenzen am Limit.
    Am 25. September 2025 verwandelte Lucas Abela die Kult Bogenbar in Innsbruck in ein vibrierendes Experimentallabor zwischen Noise, Performance und Grenzerfahrung.

    Seit über zwei Jahrzehnten zerlegt der australische Künstler die Idee von Musik – und setzt sie aus Klang, Risiko und Energie neu zusammen. Mit seiner unverwechselbaren Technik, verstärktes Glas wie ein Instrument zu spielen, führt Abela die Zuhörer*innen an die Schwelle zwischen Klang und Schmerz, Improvisation und Ritual. Jeder Ton, jede Vibration wird live in modulare Synths gespeist, bis daraus ein anarchisches Klanggewebe entsteht, das irgendwo zwischen eruptivem Free Jazz und apokalyptischer Elektronik schwebt.

    FALL INTO DRY LUNGS, das österreichische Harsh-Noise-Duo, eröffnete den Abend – frisch von seiner Mexiko-Tour zurück – mit einer kompromisslosen Soundwand aus Dissonanz und Druck. Gemeinsam entstand ein Abend, der weniger Konzert als körperliche Erfahrung war: intensiv, roh, hypnotisch.

    Ort: Kult Bogenbar, Viaduktbogen 38, Innsbruck
    Datum: Donnerstag, 25. September 2025
    Doors: 20:30 Uhr
    Show: 21:00 Uhr
    Hosted by skin on marble

    Ein Abend für all jene, die Musik nicht nur hören, sondern spüren wollen – mit offenem Ohr für das Unkontrollierbare.

  • Beitrag zum Clubkultur-Sterben im 6020 Stadtmagazin

    September 2025-Ausgabe des 6020 Stadtmagazins

  • TT-Artikel: Keine neuen Nachtlokale in den Bögen

    Zum Thema “keine neuen Nachtlokale in den Bögen” – als ÖBB-Kunde mit Goldschiene-Status habe ich hier auch noch ein Wörtchen mitzureden!

    In Innsbruck von einer schrankenlosen Nachtgastronomie zu sprechen, bedarf eines relativ dörflichen Verständnisses vom Life. Die Summe an Auflagen, um in Österreich irgendetwas zu tun, kann man vielfältig beschreiben, aber sicherlich nicht mit „schrankenlos“. Im Land der Bürokratie gibt es ein ganzes Bündel an Schranken in beinahe jeder Lebens- und Arbeitssituation.

    Es gibt meines Wissens nach in ganz Innsbruck auch kein einziges Lokal mehr, das durchgehend geöffnet hätte – und wenn, dann maximal an irgendeiner Tankstelle. Auch gibt es in den Bögen mittlerweile nur noch wenige Lokale mit sehr langen Öffnungszeiten. Es gibt ein paar verbleibende mit späten Öffnungszeiten, aber die sperren dafür auch erst nachts auf.

    Ich arbeite und wohne seit über zehn Jahren in der Innsbrucker Bogenmeile und mittlerweile ist die Gegend schon so dermaßen entspannt, dass ich froh bin, gleichzeitig auch in Wien in der Nähe des Gürtels zu wohnen. Ein bisschen urbanes Lebensgefühl darf’s dann schon auch noch sein.

    Klar, Wien und Innsbruck sind in vielen Belangen sehr unterschiedlich (Größe, soziale Zusammensetzung etc.), teilweise aber auch sehr ähnlich. Und die Gründe, warum Clubs schließen, sind ohnehin international und nicht auf eine Stadt begrenzt. Menschen treffen nach wie vor gerne andere Menschen, aber sie wollen dafür nicht mehr mehrmals pro Woche viel Geld in Alkohol und Eintritte investieren. Darauf basiert aber leider ein großer Teil des Club-Modells.

    Zusätzlich sind die Kosten für Clubbetreibende extrem gestiegen und die Planbarkeit ist im Keller, weil Entscheidungen meist kurzfristiger getroffen werden. Einen Club zu unterstützen, weil’s einfach „mein Stammclub“ ist und heute Dienstag? Das ist mittlerweile nicht mehr selbstverständlich.

    Und teilweise sehe ich’s ja auch ein: Ansprüche und Bedürfnisse verändern sich über die Zeit und über Generationen hinweg. Was mich vor 15 Jahren abgeholt hat, muss für junge Menschen heute nicht mehr gleich interessant sein.

    Man muss sich allerdings bewusst sein, dass jede aufgelassene Bühne und jeder geschlossene Club dann halt auch wirklich dauerhaft weg sind. Der eine oder andere wird vielleicht übernommen oder adaptiert, aber im Großen und Ganzen wirft jede Clubschließung ein Schäufchen mehr ins Grab.

    Wir wissen, dass es auch die kleinen Läden braucht, um die Trends von morgen setzen zu können. Und auch wenn ich auf Insta meinen Fame bekomme und erstmal keinen physischen Laden brauche, um mich Menschen vorstellen zu können – irgendwann später braucht es dann doch eine Konzerthalle o. ä. als soziales Schmiermittel, um mir die Show mit anderen Menschen ansehen zu können.

    Alles geht dann halt doch nicht alleine im Privaten. Und ich glaube schon noch fest daran, dass wir grundsätzlich Bock auf andere Leute haben. Außer man bleibt beim Solo-Black-Metal-Projekt ohne Livegigs – was ja auch okay ist. Aber alles andere wird früher oder später mal einen sozialen Kontext oder einen Ort der Darbietung benötigen. Und da der öffentliche Raum zwar uns allen gehören sollte, es de facto aber nicht tut, brauchen wir diese Orte, um uns in ihnen treffen zu können.

    Ja, die Zeiten sind nicht einfach und das Weggehen hat sich auch schon mal unbeschwerter angefühlt. Aber alles, was jetzt flöten geht, wird auch dann noch weg sein, wenn die Zeichen hoffentlich wieder mehr auf „Ja zum gemeinsamen Sein“, „Ja zum gemeinsamen Träumen in der Nacht“ und „Ja zum gemeinsamen Entdecken“ stehen.

    Wir müssen deshalb sicherstellen, dass die soziale Infrastruktur abseits von Zuhause und Arbeitsplatz als dritter Ort der Interaktion erhalten bleibt.

    Jeder Club und jedes Kulturzentrum, das schließt, ist eines zu viel. Und wenn der privatwirtschaftliche Ansatz nicht mehr funktioniert, müssen wir eben schauen, dass wir unsere Freiräume anders erhalten – sei es durch ein community-basiertes, gemeinschaftlich getragenes Modell oder eines, das nicht darauf basiert, dass man möglichst viel Schnaps verkaufen muss, um den Menschen einen schönen Abend bieten zu können.

    Es braucht Orte, die der grassierenden sozialen Isolation und der gesellschaftlichen Spaltung vorbeugen und Platz für Gemeinschaft und Selbstverwirklichung abseits des Wettbewerbs bieten.

    Sonst wea ma alle deppat.