Author: pd1160

  • Zur Zerstörung der kulturellen Lebensqualität in Innsbruck

    Dass der Dachsbau in Kürze nicht mehr existiert, ist der nächste dicke Sargnagel für die Innsbrucker Nachtkultur.

    Wir erinnern uns: An die Probleme die die (Junge) Talstation regelmäßig durch Anrainerbeschwerden bekommen hat und die nun schon seit ein paar Jahren(!) auf ihren Wiedereinzug wartet. Die Dachziegelflow-Crew die ihren Veranstaltungsort in einem Innsbrucker Industriegebiet wegen Lautstärkebeschwerden räumen musste. Aktuell: Aus eigener Tasche aufgewertete Hallen in St Bartlmä (weil mans als Stadt bekanntlich nicht hinbekommen hat), die aufgrund von Lautstärkebeschwerden – ebenfalls in einem Industriegebiet – nur mehr bis 24 Uhr veranstalten dürfen. Und nun geht auch noch der Dachsbau verloren – einer der wenigen Clubs der physisch im Tiefgeschoss verortet und somit lautstärkemäßig noch “etwas” handlebarer war als zeitgenössische Kulturarbeit zu ebener Erde. Von der Generation davor – sprich “Weekender Club” (Tod aufgrund von Lautstärkebeschwerden durch 1 Anrainer) und “Hafen” haben wir dann noch nicht mal gesprochen.

    Ich bin es leid nach der Schließung eines Orte sagen zu müssen: Ja is schad, aber was willsch machen?

    Was hier in Innsbruck passiert, ist für tausende Menschen eine systematische Zerstörung von Lebensqualität. Was wir hier erleben, ist ein kulturpolitischer und gesellschaftspolitischer Missstand. Was in unserer Stadt passiert, ist nicht in Ordnung und muss auch genau so benannt werden.

    Klar, es ist um jeden einzelnen Laden, der mit Herzblut etwas aufgebaut hat und letztendlich krachend schließen muss, schade. Aber mittlerweile müssen wir dazu übergehen und die größeren Zusammenhänge benennen. Seit Jahren tun wir jetzt wegen öffentlichen Plätzen für junge Menschen herum, nur um dann zu hören, dass “es nicht geht” weil (insert xyz here). Nicht erst seit der letzten Sillschlucht-Party fantasiert ein Lokalpolitiker davon, die Sillschlucht mit Zäunen abzusperren. Letzten Sommer wurde die Franz-Gschnitzer-Promenade über Monate hinweg gesperrt, um sich hier Scherereien mit feiernden jungen Menschen zu ersparen. Und ob die Club Commission, die versucht hier zu vermitteln und konstruktive Arbeit zu erbringen, in Zukunft weiterarbeiten kann, steht aktuell auch bereits auf wackeligen Beinen.

    Gehts eigentlich noch? Wie soll man sich das Zusammenleben in dieser Stadt als Mensch zwischen 16 und 40 mittlerweile konkret vorstellen? Wenn man diese Art von Lebensqualität an diesem Universitätsstandort nicht mehr haben möchte, dann muss man das auch offen so kommunizieren. Kommt her, um zu studieren und bezahlt gerne auch überhöhte Mieten. Aber bildet euch nicht ein, hier nach 22 Uhr noch etwas erleben zu können. Nachtschicht is nimma. Und an die gebürtigen Innsbrucker:innen sei gesagt: Ziagts weck, mia brauchen mehr Gäschtebettn.

    Was passiert hier? Die Story vom kriegstreibenden Anrainer, der sich nächtens die Haare rauft und nur das nächste Wummern herbeisehnt, um via Telefon das SEK rufen zu können, ist nämlich auch nicht wahr. Klar, Menschen haben ihr Recht auf Ruhe und Erholung, aber das kann man ja auch anders lösen. Zeigen andere Städte ja auch, dass das geht. Bevor man zB über Jahrzehnte Millionen von Euro an Wertschöpfung und Umsatz für die heimische Wirtschaft/Innenstadt (und Lebensqualität!) liegen lässt, könnte man beispielsweise mal ordentliche Schallschutzmaßnahmen und Umbaumaßnahmen ko-finanzieren. Und im selben Moment dazusagen: Ja, auch das ist Stadt. Da schwingen auch gewisse Geräusche mit. Das macht die Stadt auch bis zu einem gewissen Grad lebenswert. Der Flughafen mitten in unserer Stadt ist z.B auch mega-laut (was war das eigentlich für eine Idee damals?). Das fällt uns nur nicht mehr wirklich auf, außer wenn irgendwelche ortsfremden Tourist:innen vor Schreck die Köpfe nach oben reissen.

    Wie gesagt: Dass der Dachsbau in Kürze nicht mehr ist, ist schlimm. Noch schlimmer ist allerdings der Gesamtzustand einer Stadt, die sich um die Lebensbedürfnisse ihrer jungen Einwohner:innen nicht schert.

  • TT: Rave Macher packen aus!

    HASCH SCHO GSEGN WAS IN DA ZEITUNG SCHTEAT?! Es ist bekannt, dass sich Periodika mit reisserischen Titeln leichter verkaufen lassen, da sich so einjeder denkt was ischn jetzt scho wieder los mit de Zipfl; lei ballern saufen nix buggln ma zach. Lässt man sich im Anschluss mit niedrigerem Puls auf den Artikel ein und die ersten Absätze hinter sich (bitte beim nächsten Mal etwas öfter die Begriffe “illegal” und “verboten” verwenden, sonst checkt keiner um was es geht weil es ist illegal), erschließt sich die Botschaft der beiden Interviewten auch dem müdesten Auge: Ein Team von jungen Menschen hagglt über 2 Tage hinweg Tonnen von Material an einen entlegenen Ort und zurück, da sie sich mit ihren Anliegen in der Stadt grundsätzlich unerwünscht fühlen. Viel Miete zahlen ja bitte, aber dann auch gerne dabei die Pappm heben. Alles verständlich und bekannt. Doch was tun im stolzen Alpenland von dem alle anderen Länder auf da Seitn oahängen wia von am Tischtuach die Franzn? Eh nix. Denn hierzulande wird man in den nächsten Monaten zu sehr damit beschäftigt sein sämtliche Partei-Abkürzungen durchzudeklinieren und sich gegenseitig Geringschätzigkeiten auszurichten. Somit muss die Jugend von heute eben leider draußen bleiben. Sad. Wenn das so weitergeht, muss dann doch noch jemand als Bürgermeister:in antreten, um das freie Spiel der Bässe auszurufen. “Liste 808 – Referat für Schalldruck, ja bitte?”

  • Statement: Öffentlicher Raum 7.0

    Ein Gespenst geht um in Innsbruck. Nachdem es in Innsbruck seit Jahren heißt, dass junge Menschen konsumfreie Flächen brauchen, um sich zu treffen und ebendiese Flächen seit Jahren – aus zahlreichen Gründen – nicht realisierbar sind (?!), ist die Verwunderung nun erneut groß, dass u.a. in der Sillschlucht wieder Partys stattfinden. Na sowas aber auch. Jedes Jahr wird dann die selbe Erregung durch die Zeitungen getrieben und überlegt, wie man die nächste Saison ohne substanzielle Veränderung rausschinden kann und ohne dass ebendiese jungen Menschen auf die Barrikaden steigen. Ich würde somit an dieser Stelle empfehlen, Innsbruck zwischen Oktober und Juni (die Ski-Saison ausgenommen, aufgrund der abzuführenden Kurtaxe des Gastes!) abzusperren und möglichst gemächlich zu sanieren – weil es geht nicht und weil es gibt kein Geld.

    Um fair zu bleiben: Es gibt tatsächlich ein paar Menschen in der Stadtverwaltung und Politik, denen das Thema seit Jahren ein großes Anliegen ist (dafür auch vielen Dank und die Betreffenden wissen wer gemeint ist), aber solange sich nichts REALES an der Situation ändert (tell me about the Konzepte in the Schublade), werden sich Menschen ihre eigenen Lösungen schaffen und das ist (für mich) auch durchaus verständlich. Wie schon mehrmals gesagt, ich bin schon lang aus dem Schul- und Studi-Alter raus und in der glücklichen Situation einiges in der Kulturszene mitgestalten zu dürfen das mich interessiert. Das sind aber allermeistens schon länger keine “Jugend”themen mehr und genausowenig hilft das ebenjenen jungen Leuten, denen seit Jahren erzählt wird, dass sie sich zusammenreissen und warten sollen bis sie schon irgendwann (vielleicht im Afterlife dann) ihre ersehnten Plätze bekommen werden.

    Aja, weil wir grad dabei sind hier übrigens paar Wahlkampfthemen für die Gemeinderatswahl 2024, die actually Sinn ergeben würden anstatt die Allgemeinheit mit irgendwelchen Placebo-Themen zu nerven und darüber zu streiten welche Fraktion jetzt “die Mitte” und “die Gesellschaft” abbildet: Sitzbankl, Trinkbrunnen, öffentliches Klo. Brauchen alle, wollen alle, reissts euch zamm. Wär alls nit so schwer.

    Zeitungsartikel aus der TT vom 10.10.2023
  • ALLES GUTE FESTIVAL 2023

    Yallah Yallah und Alles Gute, Innsbruck: Es wird wieder einmal Zeit sich den öffentlichen Raum anzueignen! Im August richten wir bereits zum dritten Mal das ALLES GUTE – Disco Diskurs & Drama aus. An 6 Spieltagen servieren wir Disko, Diskurs & Drama im Botanischen Garten, Reich für die Insel und am Nebenplatz des Tiroler Landestheaters. Das Line-Up reicht von MC Yallah & Debmaster (bin sooo hart Fan!) über Insanity Alert und Bombino bis hin zu NENDA und Gilewicz – das wird richtig stark. Tickets gibts online auf KUPFticket. Wie wir wissen weat alls teira – und genau deshalb ist es uns auch eine Herzensangelegenheit das Festival so leistbar und niederschwellig wie möglich anzusetzen. Denn die Stadt sind wir alle und das Leben kann nur gut werden, wenn wir an einem Strang ziehen und zusammenhalten. Aus diesem Grund gibt es für jeden Spieltag ein Kontingent von 200 Soli-Tickets um €5, um es möglichst vielen Menschen zu ermöglichen mitdabei zu sein. Selbstverständlich können auch alle Besitzer:innen eines Kulturpasses die Veranstaltungen kostenlos besuchen. Ich freu mich auf euch, machen wir uns zusammen einen schönen Sommer 🙂

    ALLES GUTE FESTIVAL 2023
  • gegen:WART – Pop hat (k)ein Problem 12.05.23

    Gemeinsam mit dem Heart of Noise und der Workstation präsentieren wir in der p.m.k. am Freitag den 12.5. die 4. Veranstaltung unserer Diskursreihe gegen:WART //// es geht bergab und widmen uns dem Thema Pop. Wir sind gespannt auf folgende Programmpunkte:


    Talk mit Beate Flath & Katharina Seidler
    Moderation: Martin Fritz

    Anschließend gibt es ein Konzert mit Romano //// DJ Support von Tessi

    gegen:WART //// Pop meets Heart of Noise Festival

    DOORS 20:00
    TALK 21:00
    ROMANO 23:00
    AK €15 Talk & Show



    Im Rahmen der sechsteiligen Diskursreihe “gegen:WART – es geht bergab” widmet sich das Kulturkollektiv ContrApunkt den Themenkomplexen Kritik, Kulturelle Aneignung, Ungleichheit, Pop, Extremismus und Utopie. Dabei dient uns als Basis und roter Faden durch die Diskurs-Reihe stets die Frage, in was für einer Gesellschaft wir eigentlich leben wollen?
    Die Einheit zum Themenkomplex POP & GRENZÜBERSCHREITUNG findet als Kooperation mit dem Heart of Noise Festival statt und bildet gleichzeitig das Warm-Up zum HoN Festival 2023. Dabei soll uns ein unscharfes Echo von Rainald Götz’ Feststellung „Pop hat (kein) Problem“ als Leitmotiv durch den gesamten Abend dienen. Zusammen mit den Diskutant:innen Dr. Beate Flath (Universität Paderborn) und Katharina Seidler (FM4 Im Sumpf) und Moderator Martin Fritz versuchen wir im Dunklen nach Antworten zu suchen und gemeinsam alles Eindeutige hinter uns zu lassen. Und da wir aktuell alle mehr als nur ein bisschen Liebe gebrauchen können, beschließen wir den Abend mit den eklektischen Sounds von ROMANO aus Berlin-Köpenick und feiern gemeinsam das gute Leben:

    Sujet: eekhoorn.at
    Sujet: eekhoorn.at

     
    gegen:WART: Pop hat (k)ein Problem


    Der Kult-Autor Rainald Götz hat einmal den bekannten Satz gesagt: Pop hat kein Problem. Als Fan und Popkultur-Afficianado findet man solche Statements natürlich großartig und mit etwas gutem Willen mag man dieser Haltung auch auf einer gewissen Ebene zustimmen. Wenn man sich nun allerdings die Landschaft der populären Musik seit ihrem Bestehen mit offenen Augen ansieht, kommt man um eine unbequeme Gewissheit nicht herum: Vielleicht hat „Pop“ als Kunstgriff und Interpretationsrahmen kein Problem, aber die Gesellschaft in die er eingebettet ist höchstwahrscheinlich schon.
     
    Erhitzte Debatten, bewusste Provokationen und gezielt überschrittene Grenzen prägen aber nicht nur das Feld der zeitgenössischen Populärmusik; auch auf den politischen Bühnen wird effekthascherisch gepoltert und werden die Grenzen des Sagbaren laufend verschoben. Belege dafür finden sich beinahe täglich in den internationalen Zeitungen. Es scheint, das Brechen von bisher gültigen Tabus und das inszenierte Provozieren gehören mittlerweile zum festen medialen Repertoire und zum politischen Handwerkszeug. Im ständigen Kampf um die Aufmerksamkeit wird deshalb oft und gerne am gesellschaftspolitischen Watschenbaum gerüttelt.



    Was ist der Unterschied zwischen einem Popstar und einem Terroristen?
    Mit einem Terroristen kann man verhandeln.
    – Madonna



    Unterschiedliche Arten von Grenzüberschreitungen haben aber auch in der Populärmusik eine lange Tradition. Je nach Spielart und den Szene-internen Konventionen manifestiert sich das dann auf unterschiedliche Art und Weise. So provozieren zum Beispiel einzelne Spielarten des extremen Metals mit einem bewusst satanistischen Image, gewisse Strömungen innerhalb des PunkRocks rufen zur totalen Absage an die Gesellschaft auf und das Feld der heimatverbundenen Rockmusik präsentiert selbstbewusst seine Abwehrhaltung gegenüber allen gefühlsmäßig „fremden“ Einflüssen. Zudem vergeht mittlerweile gefühlt kein Monat, in dem nicht ein neuer Deutschrap-Skandal die Feuilletons und Musikplattformen beschäftigt – sei es durch antisemitische Codes, Verherrlichungen von Gewaltverbrechen oder krass sexistischen Songtexte.
     
    Soweit so unübersichtlich – ist nun also tatsächlich Feuer am Dach? Oder lassen wir uns hier nur künstlich von Großspurigkeit und Imponiergehabe aufscheuchen? Werden hier Äpfel mit Birnen verglichen und vielleicht sogar “spielerisches” Anecken für bare Münze genommen? Wie sollen oder können wir uns heute in einer Gesellschaft verständigen und zurechtfinden, in der das inszenierte Spektakel und das reißerischste Gehabe aber am meisten Gehör zu finden scheinen? Müssen wir unsere Rezeptionshaltung gegenüber Pop und seinen Spielarten neu ordnen? Oder sollten wir uns eher ein weiteres Rainald Götz Zitat ins Gedächtnis rufen der uns einmal mitgegeben hat: “Es gibt keine andere vernünftige Weise über Pop zu reden, als hingerissen auf das Hinreißende zu zeigen: Hey, super!”

  • TIME WEEK 2023 / Bozen

    Erfreulicherweise wurde Bozen vom “Netzwerk für Zeitpolitik” (auf Barcelona folgend) zur Zeithautpstadt Europas 2023-2024 gekürt. Und just in diesem Moment beginnt die Time Week 2023 – die sich mit unterschiedlichen Fragen zum Thema Zeit und vor allem Zeitpolitik auseinandersetzt. Als heavy-user der Nacht und grundsätzlicher Symphatisant der vierten Dimension freut es mich umso mehr, dass ich zu diesem spannenden Panel eingeladen wurde: “City and nigthlife“ – Zeit für Unterhaltung, für Kultur, für Studium, für Arbeit und für Schlaf. Ist es möglich, die verschiedenen Funktionen der Stadt zu gewährleisten, ohne Zeitkonflikte zu erzeugen?

    Ich finde es wirklich fabelhaft, das ganze Thema einmal von dieser Seite her aufzuziehen und zu besprechen wie wir es gemeinsam schaffen können, unterschiedliche zeitbezogene Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen. Geht ja doch um ein bisschen mehr als nur um ein physisches verortet sein, oder nicht? Wie können wir mit der alten Diskussion zwischen “Zeit zum Schlafen”, “Zeit zum Raven”, “Zeit zum Arbeiten” umgehen? Falls sich also jemand am Donnersag südlich des Eurospins ein paar Stündchen mit uns über die Nacht, Kulturarbeit und die Zeit überhaupt unterhalten möchte, kommt dazu 🙂

    Gern auch mal in Innsbruck eine Diskussion zum Thema Zeit, bitte! (bitte redet ihn aber nicht auf die Parkuhr an)

  • Heute live zu Gast in “Hallo Tirol” (Radio Tirol) ab 13:00 Uhr

    Wieviel konstruktiver ist eine große Fläche voller Schotter als das vor 4 Jahren abgerissene Veranstaltungszentrum HAFEN? Wieviele Anrainer:innen hat es benötigt, um den Weekender-Club umzubringen? (Spoiler: < 2). Warum hat eine gezielte Entwicklung des Areals St. Bartlmä nicht geklappt? Und wie viele Projekte werden noch im Inn versenkt, weil die Umgangsformen im Innsbrucker Gemeinderat ungefähr so konstruktiv sind wie die Pressekonferenz von Tic Tac Toe 1997? (never forget)

    Als bekennender Radio-*Bundesland*-Enthusiast freut es mich heute ab 13:00 Uhr in der Sendung “Hallo Tirol” als Interviewpartner im Landesstudio zu Gast zu sein. Das Thema: Fehlende Begegnungsorte, Lokale, Kultur- und Konzertmöglichkeiten für Innsbrucks Jugend. Es handelt sich dabei um eine Phone-In Sendung, sprich: Man kann dort anrufen und selbst Fragen einbringen. Gemma gemma

  • Schnitzelbeat Vol.3

    Ready for Take Off: Heute ab 20:00 Uhr in der p.m.k: Nach jahrelanger Forschungstätigkeit präsentiert der Wiener Kulturverein Trash Rock Archives die dritte Ausgabe der LP/CD-Compilation-Reihe “Schnitzelbeat”, die sich einmal mehr mit abseitigen Kapiteln heimischer Pop- und Underground-Musik-Geschichte auseinandersetzt.

    Mit detaillierten Liner Notes und seltenem Bildmaterial illustriert, liegt der Fokus nun auf der Aufarbeitung der heimischen Hippie-Ära, dem Folk-Movement, Psychedelic Rock und Proto-Punk – und der Klärung essentieller Fragen: Gab es in Österreich eigentlich gelungene Entsprechungen zu Woodstock, Jimi Hendrix und “Sgt Pepper”? Und den Spirit der 68er-Bewegung? Oder zünftige Rauschgiftparties?

    Out now: 16 Song-LP bei Digatone // 20-Song-CD bei Konkord!

    hosted by Kulturkollektiv ContrApunkt

  • Statement zur Verlängerung der Waffenverbotszone in den Viaduktbögen (& Interview Bezirksblatt)

    Vor Kurzem wurde bekanntlich die Waffenverbotszone in den Innsbrucker Viaduktbögen erneut um weitere 3 Monate verlängert. Presseaussendungen und mehreren Zeitungsartikel zufolge zeigen sich die Behörden darüber erfreut und merken an, dass sie “die nordafrikanische Drogendealer-Szene” (ufff) verdrängen konnten und sich die Sicherheitslage in der Ausgehmeile stabilisiert hat. Gestern habe ich im Bezirksblatt zu diesem Thema ein Statement getätigt, dass im Endeffekt daraus hinausläuft, dass ich die Verlängerung der Waffenverbotszone weniger durch irgendwelche vorhandenen Waffen begründet, sondern vielmehr als eine einfache Lizenz dafür sehe, Leute auf Verdacht hin auszusackeln. Aber das habe ich ohnehin schon mehrmals öffentlich so transportiert.

    Zur Klarstellung und um es ganz deutlich zu sagen: Waffen haben in den Bögen (und auch sonst nirgends!) verdammt nochmal NICHTS verloren und auch gewalttätige Übergriffe sind das Allerletzte und sind dementsprechend zu verurteilen!

    Trotzdem macht man es sich meiner Meinung nach zu leicht, wenn man sich alle 3 Monate über die Verlängerung der Waffenverbotszone freut und hofft, dass die größeren Zusammenhänge, die damit verbunden sind, sich irgendwie anders lösen werden. Deshalb möchte ich hier noch ein paar Gedanken nachstreuen:

    Nach der grauenhaften Tötung, die 2018 an der Ecke Ing. Etzel Straße / Museumstraße stattgefunden hat, haben wir öffentlich einen Dialog zwischen Politik, Polizei & Bögenbetreiber:innen eingefordert. In mehreren Austauschrunden, die im Anschluss auch stattgefunden haben, wurden Aspekte wie Sicherheit, eventuelle Möglichkeiten der Sozialarbeit, Austausch zwischen Behörden und Bögenbetreibenden, öffentliche Wahrnehmung und Vermittlung eines differenzierteren Bildes der Bögen, diskutiert.

    Einige dieser Themenblöcke und Gesprächsrunden brachten mal mehr mal weniger sichtbare Ergebnisse mit sich; bei manchen war man sich auch nicht ganz sicher wie man hier vorgehen sollte. Einige der offensichtlichsten Maßnahmen sind zB die Verbreiterung des bögenseitigen Gehsteigs, zusätzliche Fahrradständer und Müllkübel und dass nun generell weniger Autos vor den Clubs parken dürfen und somit also alles etwas einsehbarer ist. Überhaupt ist die Straße durch die zusätzlich angebrachte Beleuchtung mittlerweile die hellste Straße von ganz Innsbruck und eben auch die mit Kameras am dichtesten überwachte.

    In other news: Auch das letztjährig gestartete BOGENFEST resultiert nicht zuletzt aus dem tollen und verstärkten Austausch mit dem Innsbruckmarketing, den wir seit diesen Gesprächsrunden haben (an dieser Stelle ein besonderer Dank an Heidi Reckendorfer!).Im Zuge des Prozesses wurde zudem eine zuständige Person seitens der Polizei ernannt, die quasi als „Ansprechpartner“ für die Viaduktbögen fungieren sollte. Gleichzeitig wurden Maßnahmen wie eine regelmäßige, passive Bestreifung und auch ein vermehrt deeskalierendes und präventives Auftreten von Beamti:innen eingefordert – und von den Meisten wurde das auch so unterstützt.

    Ich lebe seit bald 10 Jahren direkt in der Bogenmeile und seit einigen Jahren arbeite ich hier auch – deshalb traue ich mich ein paar Einschätzungen beisteuern zu können. Vorneweg: Mir ist klar, dass auch die Polizei mit immer knapper werdenden Personal- und Zeitressourcen konfrontiert ist und deshalb in weiterer Folge Priorisierungen gemacht werden müssen. Ob da ein regelmäßiges Durch-die-Bögen-Schlendern zeitlich einplanbar ist? Wahrscheinlich eher schwierig.

    Aber von den oben angesprochenen Maßnahmen (passive regelmäßige Bestreifung & deeskalierendes, präventives Auftreten) ist – zumindest meiner Einschätzung nach – nicht mehr viel Merkbares übrig geblieben, außer dass eben alle paar Monate diese Verbotszone verlängert wird und wenn’s mal wo kracht, dann kommt man um im Anschluss zusammenzuräumen (auch wenn man in Echtzeit sich anbahnenden Eskalationen durch ebendiese Kameras zuschauen kann). Ich finde es schade, wenn also diese „Waffen“verbotszone, die im Übrigen nicht für Küchenmesser gilt, weil ja auch die ansässige Gastro mit Irgendetwas arbeiten muss – oder für fucking KETTENSÄGEN – wie ein wildgewordener Gemeinderat vor Kurzem demonstriert hat, als er mit einer solchen in die Messehalle zur letzten Gemeinderatssitzung spaziert ist (wtf war das eigentlich?! aber dazu noch ein anderes Mal mehr) alle paar Monate durchgewunken wird und dann schau ma mal.



    Ad Austausch und Wahrnehmung: Letztes Jahr hatten wir beispielsweise mal die Situation, dass eine Polizeieinheit mit ca 10 Beamt:innen in die p.m.k kam, um eine „verdächtige Person“ zu suchen. Als wir anfangs wissen wollten warum sie hier sind und warum in dieser massiven Stärke, bekamen wir vom Einsatzleiter die Antwort „man muss massiv auftreten, wenn man zum Feind geht“. Dazu muss ich jetzt glaube ich nicht viel sagen.



    Wie gesagt, haben Waffen selbstverständlich in den Bögen nichts verloren – no na – aber um nachhaltig konstruktiv gesellschaftlich einwirken zu können, braucht es meiner Meinung nach andere und erweiterte Zugänge – und vor allem welche die sich nicht auf Kameras und ein paar durch bissl racial profiling motivierte Drangsalierungsaktionen beschränken.

    Und weil wir grad beim Thema Drogen sind, vielleicht noch ein kleiner Nachsatz, der manche vielleicht in meinem Bezirksblatt-Statement verwirrt hat:

    Wenn es grundsätzlich darum ginge den gesellschaftlichen Drogenkonsum zu thematisieren, würden wir uns noch ein GANZ anderes Fass aufmachen. Fast alle haben’s mittlerweile mitbekommen: spätestens seit der Pandemie häufen sich die Berichte über den explosiv angestiegenen Drogenkonsum in Europa – und das quer durch die Gesellschaft. Ein Kontinent mit (zu Recht) überforderten Menschen ballert sich weg – und das fädelt nicht irgendeine „nordafrikanische Drogendealer-Szene“ (aaaah!) ein, sondern hat ganz andere Hintergründe.



    Klar: Das Thema ist viel zu lange und zu komplex, um hier jetzt irgendwelche klugen Vorschläge zur machen, aber nur damit es auch hier nochmal gesagt ist: Die Junkies sind nicht „die schrägen Leute in den Bögen“ – sondern Drogenkonsument:innen sitzen mittlerweile in den Büros, in der Verwaltung, in den Dienstleistungsbetrieben und überall sonst wo wir Menschen treffen. That’s a fact und soll jetzt auch überhaupt kein Vorwurf sein. Aber bitte nehmen wir nicht irgendwelche Nachtschwärmer:innen, die sich gerne in den Bögen bewegen als Projektionsfläche für gesamtgesellschaftliche Probleme her. Wie gesagt, ich hab auch nicht die ultimative Lösung parat und zu tun gäbe es ohnehin immer viel – aber diese „Waffen“verbotszone samt Kameras tragen definitiv nicht zu einer konstruktiven Lösung bei, da kennts mir dazehln was wollts.

  • Interview zum beruflichen Werdegang: ECHO KARRIERE 2023

    Von Zeit zu Zeit bekomme ich Anfragen die meinen beruflichen Werdegang betreffen. Ich bin darüber jedes Mal wieder etwas überrascht, aber natürlich auch irgendwo froh, da sich das in-der-Kultur-verortet-sein meist so schwammig und rutschig-beweglich anfühlt, dass sich eine gelegentliche Rückkopplung und Bestandsaufnahme für mich selbst durchaus gesund und lehrreich anfühlt.

    Bei einer gleichzeitiger Warnung vor Selbstausbeutung, die zwangsläufig passieren wird, versuche ich zukünftigen Kukturarbeiter:innen aber immer wieder mit auf den Weg zu geben, dass verschiedene Sachen zusammenpassen bzw sich halbwegs vereinbaren lassen müssen: zuerst einmal die äußeren “Lebensunstände”, denn anfänglich wird es finanziell eher mau aussehen bis man sich gewisse Dinge erarbeitet hat bzw nicht nur mehr die “gratis”-Jobs zugeschanzt bekommt (an dieser Stelle immer wieder danke an meine Familie für das anfängliche Ermöglichen meines Tuns!). Zweitens muss man schon ziemlich dafür brennen, sich aktiv weiterbilden und wie ein Böser Netzwerken (wahrscheinlich eh in so ziemlich allen Jobs so). Und drittens sollte man sich auch thematisch etwas einschränken, weil “Kunst und Kultur” dann doch ein Recht weites Feld ist. Ich habe beispielsweise Recht lange gebraucht, um zu erkennen, dass ich ein sehr guter Ermöglicher und Vermittler bin, aber nicht unbedingt selbst die interessantesten Sachen komponiere/herstelle/in die Welt werfe. Aber das ist total okay und dafür weiß ich mittlerweile wie ich für andere Menschen, die das besser können als ich, den Boden bereiten und ihnen wertvolle Tipps zur konkreten Umsetzbarkeit geben kann.

    Das Interview mit dem ECHO war ursprünglich mal etwas länger, aber einige der zentralen Punkte finden sich soweit wieder. Danke auf jeden Fall für das nette Gespräch und ich wünsche allen angehenden Kolleg:innen schon mal alles Gute und vor allem gute Nerven!

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