Der Rechtsruck und die zunehmende Spaltung der Gesellschaft bedrohen unser soziales Gefüge. Die Steiermark führt gerade vor, wie schnell parteipolitisch motivierte Umbauten der Kulturpolitik von statten gehen. Die Auseinandersetzung mit Kulturentwicklungsprozessen ist gerade in Krisenzeiten von entscheidender Bedeutung, da sie nicht nur zur Stärkung der Kunst- und Kulturszene beiträgt, sondern – richtig eingesetzt – auch als wirksames politisches Instrument zur Lenkung gesellschaftlichen Umbrüche wirkt. In der Lunch Lecture widmen wir uns dem Austausch von Wissen und Erfahrungen über die unterschiedlichen Kulturstrategieprozesse in den verschiedenen Bundesländern. Unterschiedliche Ansätze und Modelle bieten eine wertvolle Gelegenheit, voneinander zu lernen.
Mit dem Erfahrungsaustausch Kulturstrategien wollen wir Erkenntnisse aus den bestehenden Kulturstrategieprozessen der Bundesländer miteinander teilen und einen Raum für den Austausch von Good Practices, Herausforderungen und Lösungsansätzen schaffen.
Lidija Krienzer-Radojević ist Geschäftsführerin der IG Kultur Steiermark und Obfrau der IG Kultur Österreich. Die Entwicklung der Kulturstrategie 2030 – Die kulturelle Zukunft des Landes Steiermark fand zwischen 2021 und 2024 statt. Als Teilnehmerin einer Fokusgurppe der Kulturstrategie 2030 war sie aktiv in den Prozess eingebunden. Die Umsetzung der Kulturstrategie 2030 ist im Regierungsübereinkommen der neuen Landesregierung verankert, dennoch widerspricht die momentane kulturpolitische Vorgehensweise in der Steiermark den in den Kulturstrategie 2030 festgelegten Maßnahmen.
David Prieth ist seit 2017 Geschäftsführer der p.m.k Plattform mobile Kulturinitiativen, zuvor mehrere Jahre Programmgestalter in der Bäckerei – Kulturbackstube. Als damaliges Vorstandsmitglied der TKI-Tiroler Kulturinitiativen und Aufsichtsratsmitglied der Tiroler Landestheater & Orchester GmbH war er im Kulturstrategieprozess “Innsbruck 2030“, dessen Erarbeitung sich über den Zeitraum von 2020 bis 2024 erstreckte, in Arbeitsgruppen vertreten. Auch in Innsbruck wirkt sich ein politischer Wechsel auf die Umsetzung der Kulturstrategie aus, jedoch auf positive Weise.
Mirjam Steinbock ist Kulturarbeiterin, Moderatorin und Geschäftsführerin der IG Kultur Vorarlberg. Das westliche Bundesland hat seine Kulturstrategie bereits 2016 vorgelegt und 2023 ein “Update” inkl. Fair Pay Strategie und Studie zu Lebens- und Einkommensverhältnissen Kunstschaffender in Vorarlberg gegeben. Mirjam Steinbock hat den Weg begleitet, mit uns teilt sie ihre Erlebnisse zum Kampf um Anerkennung der Kulturarbeiter:innen und berichtet über die Vorteile starker Bündnisse.
Thomas Randisek ist Geschäftsführer des Dachverband Salzburger Kulturstätten. Das Land Salzburg hat seinen auf 10 Jahre angelegten Kulturentwicklungsplan 2018 veröffentlicht, die Stadt hat die „Kulturstrategie Salzburg 2024“ unter dem Motto „Kultur.Leben.Räume“ entwickelt. Salzburg hat die Bedeutung von Kunst und Kultur als Bundesland- und Stadtentwicklungsinstrument verstanden und ist auch in Sachen Fair Pay österreichweiter Vorreiter.
Lunch Lecture: Erfahrungsaustausch Kulturstrategien. Erkenntnisse aus den Prozessen der Bundesländer
Jede:r Redner:in berichtet 15 Minuten vom jeweiligen Prozess, den eigenen Erfahrungen und Erkenntnissen. Im Anschluss gibt es noch Zeit und Raum für Fragen und Austausch zur Kulturentwicklung in Österreich.
Moderation: Elena Stoißer, IG KiKK
Wir freuen uns über Anmeldungen, da es uns die Organisation erleichtert: office@igkikk.at
Unsere Lunch Lecture ist ein Webinar zur Mittagszeit, in dem ihr euch „nebenbei“ Informationen und Impulse abholen und in einen Dialog treten könnt, ohne euch freinehmen zu müssen. Dafür verwenden wir die Plattform Zoom. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Veranstaltung wird aufgezeichnet.
Dieser Text ist in der aktuellen Ausgabe des IG Kultur Magazins erschienen.
Brücken bauen und Sessel sägen
Dass die freie Kulturszene derzeit in einem Generationenumbruch begriffen ist, ist kein Geheimnis. Viele etablierte und geförderte Kulturzentren, die als gemeinnützige Vereine organisiert sind, identifiziert man mit „der einen“ Person oder einem eingeschworenen Grüppchen, das seit Jahrzehnten aus denselben Mitgliedern besteht. In dieser Hinsicht ähneln diese Initiativen Firmen mit langjährigen Senior- und Juniorchef*innen. Ebenso ist bekannt, dass Generationenwechsel oft schwierig bis gar nicht funktionieren. Man landet im Gespräch schnell bei Vorwürfen der Sesselkleberei oder dass „die Jungen“ ohnehin keine Chance bekommen würden, bevor „die Alten“ nicht das Zeitliche segnen würden. Dementsprechend schnell können Gespräche verletzende Wendungen nehmen und hart an der Ignoranzgrenze oder überhaupt weit darunter verlaufen. Es sind Momente wie diese, in denen klar wird, dass der freie Kulturbetrieb eben auch nur ein Teil der Gesellschaft mit all ihren Konflikten ist.
Ein großes Problem entsteht aber dann, wenn sämtliche Schlüsselfähigkeiten und Weisungsbefugnisse auf eine oder wenige Personen konzentriert werden und eine Übergabe nicht einmal für den Fall der Fälle vorbereitet wird.
Vereinbarungen werden überlicherweise zu einem Zeitpunkt getroffen, wenn man sich (noch) versteht; doch was tun, wenn der Haussegen bereits schief hängt oder man nicht mehr miteinander reden kann oder gar nicht will? Es ist selbstverständlich nicht einfach, eine Struktur und ein geliebtes Projekt, mit dem man im Laufe vieler Jahre verwachsen ist, hinter sich zu lassen. Oder auch die eigene Expertise in Frage zu stellen, nachdem man einer Sache den Gutteil seines Lebens gewidmet, sowie wertvolle Netzwerk- und Aufbauarbeit geleistet hat. Kulturinitiativen sind zudem meist anders strukturiert als große Firmen mit starren Hierarchien, in denen ganz klar ist, welche Position einer anderen welche Weisungen erteilen kann. Vieles ergibt sich im Tun oder wechselt über die Jahre. Ein großes Problem entsteht aber dann, wenn sämtliche Schlüsselfähigkeiten und Weisungsbefugnisse auf eine oder wenige Personen konzentriert werden und eine Übergabe nicht einmal für den Fall der Fälle vorbereitet wird. Sollten diese Personen dann wirklich längerfristig ausfallen, steht der gesamte Betrieb still. Genauso problematisch ist die „pro forma“-Übergabe, bei der im täglichen Betrieb alles weiterläuft wie bisher und die neue Person in Wirklichkeit nichts entscheiden kann, ohne überwacht und sofort zurückgepfiffen zu werden. Beide Varianten verhindern, dass sich ein fruchtbarer Generationendialog unter Kulturarbeiter*innen ergibt, der Wissen und Expertise wertschätzt, weitertragen, langfristig sichern und das Beste für die Kulturinitiative erwirken kann. Zumindest hinterfragt werden darf auch das „dynastische“ Denken, bei dem – wie in einem Familienbetrieb – selbstverständlich die eigenen Kinder den Betrieb weiterführen sollten, auch wenn es dazu klare Alternativen gäbe: Ausschreibungen.
Klar ist: Es muss sichergestellt werden, dass die jahrzehntelange Arbeit der Vorgängergeneration wertgeschätzt wird und daran angeknüpft werden kann. Klar ist aber auch: Es frustriert jüngere Initiativen, wenn diese keinen Zugriff auf Ressourcen oder kulturelle Gestaltungsmöglichkeiten bekommen. Gegenüber Fördergeberinnen argumentieren „die Jungen“ dann, warum es jetzt „schon wieder“ etwas Neues braucht, obwohl doch bereits tolle kulturelle Räume vorhanden sind. Bereits stärker verankerte Initiativen sind oft mit anderen Themen oder sich selbst beschäftigt und nicht bereit, bestehende Ressourcen (Raum oder Geld) abzugeben – gerade weil in der freien Kulturlandschaft so gut wie niemand im Überfluss arbeitet und lebt. Ressourcen, die man sich hart erarbeitet hat, wollen also bewahrt werden. Fest steht: Einfach nur für einen Abend Untermieterin in einem bestehenden Kulturzentrum zu sein, ist wenig motivierend und hat in den wenigsten Fällen mit jener leidenschaftlichen Kulturarbeit zu tun, die viele eigentlich anstreben. Häufig passiert es aber, dass Grenzen innerhalb der Kulturszene härter verteidigt werden als gegenüber Dritten, da man auf demselben „Schlachtfeld“ um Ressourcen, Prestige und gesellschaftlichen Einfluss kämpft. Dazu gesellt sich gerne die Gewissheit, dass man selbst besser wüsste, was „gute“ und „wertvolle“ Kulturarbeit wäre, wohingegen die anderen deutlich weniger spannende Projekte verfolgten – aus welchen Gründen auch immer. Das Auftreten gegenüber Politik, Verwaltung und Fördergeber*innen fällt in diesen Fällen sogar leichter, als sich mit anderen Kulturinitiativen zu streiten, die es ja „eigentlich eh wissen müssten“. Im Laufe der letzten 13 Jahre Kulturarbeit habe ich genügend Situationen miterlebt, die sich genau so oder in leichter Variation abgespielt haben.
Aus diesem Grund möchte ich auch nicht anderen Kulturzentren im Detail erklären, wie sie ihre Generationenübergabe organisieren sollen. Es ist immer leichter, die vermeintlichen und offensichtlichen Fehler von anderen zu bekritteln, als die in den eigenen Projekten zu bearbeiten. Deshalb möchte ich an dieser Stelle einen Blick auf meine eigene Arbeit und meine Eindrücke im Kulturzentrum p.m.k richten. Dieses kenne ich sehr gut, da ich dort seit mittlerweile acht Jahren als Geschäftsführer tätig bin.
Die p.m.k – plattform mobile kulturinitiativen ist ein Kulturzentrum in Innsbruck und besteht aktuell aus 35 Kulturvereinen mit über zweihundert Mitgliedern. Die Altersspanne der einzelnen Mitglieder beträgt um die vierzig Jahre, von Anfang zwanzig bis Mitte sechzig. Der Schwerpunkt liegt auf dem Veranstalten von Konzerten, performativen und diskursiven Kulturveranstaltungen. Alle Veranstaltungen werden dabei eigenständig von den Mitgliedsvereinen organisiert und umgesetzt, die p.m.k bildet als Dachverband bzw. Zusammenschluss den Überbau, das Forum und die Struktur. Die p.m.k als Verein wurde 2004 von Kulturarbeiterinnen aus der freien Innsbrucker Szene gegründet, als Reaktion auf einen eklatanten Raummangel. Mit der Umsetzung schuf man einen Raum, der durch seine Mitgliedsvereine niederschwellig bespielbar ist und vor allem Möglichkeiten zur Mitgestaltung bietet. Alle zwei Wochen werden im Rahmen einer Beiratssitzung (Plenum) sämtliche größere und kleinere Entscheidungen per Mehrheitsvotum getroffen. Dies ist auch der Ort, an dem Wissen weitergegeben wird, in dem bereits erfahrene Vereine Tipps und Arbeitsweisen weitergeben können. Viele tun sich hier leichter, Fragen zu stellen, als bei einer Interessensgemeinschaft anzurufen, die sich vielleicht noch nicht persönlich kennengelernt haben. Ja, auch hier muss man sich als neu dazu gekommene Initiative zuerst einmal orientieren, hat aber sofort ein Mitsprache- und Mitentscheidungsrecht, was die Identifikation mit dem gemeinsamen Kulturzentrum schnell verstärkt. Die eigene Expertise kann somit in das Projekt einfließen, ohne dass man lediglich wie ein:e Untermieterin oder ein Schulkind behandelt wird.
Zwanzig Jahre später existiert unser Verein noch immer, die Struktur und der Zweck der p.m.k sind ebenfalls gleich geblieben. Trotzdem fühlt sich die p.m.k heute anders an als vor zehn oder zwanzig Jahren. Diese Transformation hat nicht nur mit personellen Veränderungen und räumlichen Adaptionen zu tun, sondern ergibt sich vor allem aus den Menschen, die in die Entscheidungsprozesse der vergangenen Jahre eingebunden wurden. Unsere jungen Mitgliedsvereine bringen andere Themen ein, die ihnen wichtig sind, als Vereine, die schon seit zwanzig Jahren tätig sind. Ich selbst habe ebenfalls andere Schwerpunkte und Impulse gesetzt als meine geschätzte Vorgängerin Ulrike Mair, die die p.m.k vor allem in den ersten Jahren mit viel juristischem und kulturpolitischem Know-how unterstützte. Aktuell teilen sich mein Kollege Chris Koubek und ich die Geschäftsführung und Büroarbeit, wobei wir anstreben, eine dritte Person ins Büroteam einzugliedern, die einen anderen Background mitbringt als wir selbst. Es liegt auf der Hand, dass divers besetzte Gruppen anders entscheiden und anders miteinander umgehen als eine homogenere Gruppe. Dazu sei gesagt: Der Anteil von BIPoC-Mitgliedern in der p.m.k ist aktuell immer noch sehr niedrig, die Anzahl von FLINTA-Personen bei Beiratssitzungen und bei Vorstandsmitgliedern hat sich in den letzten Jahren etwas erhöht, könnte und sollte jedoch selbstverständlich höher sein. Dieser Umstand gilt grundsätzlich für fast alle Kulturinitiativen, die ich in Tirol kenne.
Auch aktuell, nach zwei Jahrzehnten, entwickelt sich die p.m.k weiter. Im Rahmen einer gemeinsamen Klausur wurde klar, dass sich der Großteil der Mitglieder Veränderungen im Bereich der Kommunikation wünscht. Das betrifft zum einen die Kommunikation mit den Besucher*innen (Social Media, Werbung, Website), sowie mit potentiellen Mitgliedern und nach innen, was mit der Erarbeitung eines gemeinsamen Selbstverständnisses einhergeht. Vieles, was über die Jahre informell gewachsen ist, soll endlich explizit festgehalten werden. Gleichzeitig muss und soll an gemeinsamen Strategien zum besseren Umgang mit Konflikten innerhalb des Vereins gearbeitet werden. All diese Aspekte sind wichtig, um eine Kulturinitiative langfristig und motiviert am Leben zu erhalten. Hier bin ich zuversichtlich, auch wenn es selbstverständlich Themen gibt, an denen wir sensibler arbeiten und die wir entschlossener angehen müssen.
Grundsätzlich bin ich zuversichtlich, dass die p.m.k in Innsbruck langfristig ein spannender Ort bleibt, der Kulturvereine aktiv einbinden und inspirieren kann. Sollte das einmal nicht mehr der Fall sein, muss man sich anschauen, was schief läuft und entsprechend reagieren. Zentral bleibt, dass es nicht „die eine“ Person in der p.m.k gibt, die alles entscheidet und mit aller Gewalt ihr Ding durchdrücken will. Das wäre nie die Idee unseres Kulturzentrums gewesen. Ich hoffe jedenfalls ernsthaft, dass es nicht soweit kommen muss, dass „die Jungen“ mir einmal sagen müssen, dass ich ihnen die Möglichkeit verbaue, selbst aktiv zu werden oder den Zugriff auf kulturelle Ressourcen verstelle. Spätestens dann müsst ihr mich rausschmeißen, versprochen?! Ich freue mich aber, wenn ich die p.m.k noch ein Stückchen begleiten darf und wir gemeinsam als Brückenbauer*innen innerhalb und über die Szene hinaus aktiv sind.
Selbstorganisierte Clubveranstaltungen im öffentlichen Raum (Open Air Konzerte, Raves) haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Doch wie setzt man so eine Veranstaltung um?
Dieser VCC Praxistipp liefert das nötige Wissen rund um Clubkultur im öffentlichen Raum und zeigt, wie du 2025 mit deinem Veranstaltungskollektiv eine Free Spaces Veranstaltung auf die Beine stellen kannst.
Außerdem erhältst du alle Infos rund um Anmeldung, Platznutzung, notwendige Voraussetzungen, Termine, vorhandene Infrastruktur und Ablauf der Free Spaces Veranstaltungen.
Um Einblicke direkt aus der Praxis zu geben, werden Akteur:innen aus der Veranstaltungsszene, die 2024 eine Free Spaces Veranstaltung organisiert haben, ihre Erfahrungen – von der Planung bis zur Umsetzung und Nachbearbeitung – teilen.
Du möchtest:
Wissen, wie du eine Veranstaltung im öffentlichen Raum umsetzt? Mehr über das VCC-Projekt Free Spaces erfahren? Dich mit anderen Veranstalter:innen vernetzen? Dann bist du hier genau richtig!
Theoretischer Input und Best Practice Beispiele
David Prieth, VCC: David Prieth ist Kulturschaffender, Veranstaltungsmanager, Aktivist und seit Kurzem patentierter „Volkskanzler“ und lebt in Innsbruck. Seit 2017 ist er Geschäftsführer des Kulturzentrums p.m.k in Innsbruck. Sein Schwerpunkt liegt auf der Organisation von Festivals, Konzerten, Diskussionen und aktivistischen Projekten im (sub)kulturellen Bereich.
2017–2024: Vorstandsmitglied der Tiroler Kulturinitiativen und der IG Kultur Österreich
2019–2024: Mitglied des Aufsichtsrats der Tiroler Landestheater & Orchester GmbH
Seit 2023: Mitglied des Kulturbeirats des Landes Tirol – Beratungs- und Jurytätigkeiten für Behörden und Festivals.
Seit 2024: Externe Beratungsperson bei der VCC
Navneet Sidhu, VCC Free Spaces Projektbegleitung 2024: Ursprünglich eine begeisterte Nachteule in Wiens Clubszene, ist Navneet mittlerweile sowohl als DJ als auch als Organisatorin bei unlock|me aktiv. Nach der erfolgreichen Umsetzung der Free Spaces-Veranstaltung im Jahr 2023 führte sie das Projekt als Fokusgruppenleiterin bei der VCC weiter und übernahm schließlich 2024 gemeinsam mit Marian Hochgerner das Projektmanagement für die Free Spaces-Events. In ihrer Masterarbeit erforscht sie, wie die Schaffung öffentlicher Räume für nicht-kommerzielle Techno-Open-Airs die Stadtentwicklung und alle beteiligten Akteur:innen beeinflusst.
Valerie Lust, Wiener Mischung: Valerie Lust ist seit einigen Jahren im Wiener Nachtleben unterwegs und hat mit dem Kollektiv Wiener Mischung einen neuen Zugang zu diesem sowie eine musikalische Familie gefunden. Im Kollektiv ist sie hauptzuständig für Awarenessarbeit und organisiert regelmäßig Veranstaltungen mit. In diesem Rahmen leitete sie auch die Organisation eines Free Spaces Termins 2024 mit dem Kollektiv YN gemeinsam. Abseits ihrer Kollektiv-Tätigkeit ist sie im Awareness- sowie im Bereich der psychosozialen Gesundheit aktiv und arbeitet seit mehreren Jahren in der öffentlichen Verwaltung.
Kilian Sehmsdorf, unlock|me:
Kilian ist Mitglied und DJ des Veranstaltungskollektivs unlock|me, das mit seiner Arbeit einen Fokus auf die nichtkommerzielle Nutzung des öffentlichen Raums setzt. Das Free Spaces Projekt unterstützt er als Teil des Kollektivs seit der ersten Stunde und durfte in den vergangenen Jahren mit unlock|me in Kooperation mit anderen Kollektiven bereits zwei Free Spaces Raves organisieren.
Nikolaus Waldenmair, unlock|me:
Nikolaus engagiert sich seit mehreren Jahren als Mitglied des Wiener Kollektivs unlock|me für die aktive Förderung urbaner und progressiver Kunstformen im öffentlichen Raum sowie die Erschließung von Off-Locations für nicht-kommerzielle Musikveranstaltungen, die frei von Konsumzwang sind. Ziel der Events und Demonstrationen ist die Schaffung diskriminierungsfreier Räume, die zum kollektiven und solidarischen Eintauchen in die facettenreiche Welt der elektronischen Musik von Downtempo bis Techno einladen.
Ablauf:
17:45-18:00 Ankommen
18:00-18:30 Begrüßung und Einführung Clubkultur im öffentlichen Raum mit allgemeinen Infos zu bürokratischen Auflagen und Kostenpunkten auf Verwaltungsebene (David Prieth – VCC)
Wichtig: Teilnahme nur mit Anmeldung! Anmeldefrist: Mittwoch, 05.03., 18:00 Uhr
Antisemitismus ist kein neues Phänomen, doch seit Oktober 2023 erleben wir einen drastischen Anstieg – die Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde verzeichnete in ihrem Jahresbericht für 2023 fast 60 % mehr dokumentierte Vorfälle als im Vorjahr. Jüdische Personen sind verstärkt mit Ausgrenzung und Anfeindungen konfrontiert, und davon bleiben subkulturelle Räume und Clubs nicht verschont. Gleichzeitig wird der Dialog immer schwieriger.
Nach über einem Jahr der Spaltung in der Szene wollen wir gemeinsam mit betroffenen clubkulturellen Akteur:innen diese Missstände benennen und Erfahrungen sichtbar machen.
Am Podium
Moderation: Nicholas Potter (he/him) – taz/die tageszeitung
Nicholas Potter ist Redakteur bei der taz/die tageszeitung und Mitherausgeber des Buches “Judenhass Underground”. Von Dezember 2024 bis Jänner 2025 war er Fellow des Internationalen Journalist:innenprogramms bei der Jerusalem Post. Nicholas wurde 2024 für den Theodor-Wolff-Preis nominiert.
Speaker:
Fossi – ://about blank
Fossi arbeitet seit 13 Jahren im ://about blank, davon knapp 10 Jahre im Betreiber*innenkollektiv. Neben der geschäftsführenden Tätigkeit ist Fossi in der Personalabteilung, in der Schichtplanung und in der gastronomischen Administration aktiv und arbeitet auch häufig im (Wochenend-)Betrieb.
Micòl (they/them) – Wir Freuen Uns
Micòl ist Gründungsmitglied des Awareness-Kollektivs “Wir freuen uns”. Seit 2020 leitet und stellt Micòl Awareness- und Care-Teams für Festivals, Veranstaltungen und Partys in der Wiener Clubszene. Als queere, jüdische Person of Colour versteht Micòl Care nicht nur als Schutzmaßnahme, sondern als politisches Handeln, um Sicherheit und Verantwortung in Clubs und auf Veranstaltungen aktiv mitzugestalten. Transparenzhinweis: Micòl ist seit 2024 bei der Vienna Club Commission angestellt.
Sheri Avraham (they/them) – Künstler:in bei Havera Club und Vorstandsmitglied der IG Bildende Kunst
Sheri ist transdisziplinäre:r Künstler:in, Kurator:inundOrganisator:in an der Schnittstelle von Kunst, Politik und sozialem Engagement. Sheris Arbeit umfasst Performancekunst, Videoinstallationen und transdisziplinäre Projekte. Zu Sheris jüngsten Arbeiten gehören On class matter (Bon, Be’er Scheva, Wien 2024), Gefahren einseitiger Geschichten, Der 7. Oktober aus einer queeren arabisch-jüdischen Perspektive (MALMOE 107, 2024), 071023 (Wien, 2023), ze_Mycelium (Salzburg, Wien, 2023), The World of ze_R0!Ayns (Wien, 2022) und Cycle (Tel Aviv, Wien 2022).
Vor Kurzem hatte ich die Ehre, von meiner Alma Mater, der Universität Innsbruck, einmal wieder zu einem Alumni-Portrait eingeladen zu werden. Auf ihrem Instagram-Kanal durfte ich meine Erfahrungen und Perspektiven teilen – darüber, was man mit einem Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft (Komparatistik) erreichen kann.
Für mich war das Studium eine prägende Zeit, die nicht nur meine analytischen und sprachlichen Fähigkeiten geschärft hat, sondern mir auch die Tür zu meiner Leidenschaft und meinem Berufsfeld geöffnet hat: dem Veranstaltungs- und Kulturbereich. Hier kann ich mein Wissen über unterschiedliche kulturelle Ausdrucksformen und Narrative nutzen, um Veranstaltungen zu planen, kreative Projekte umzusetzen und kulturellen Austausch zu fördern.
Es war mir eine Freude, angehenden Absolvent:innen und Interessierten zu zeigen, dass ein geisteswissenschaftliches Studium vielfältige Möglichkeiten eröffnet. Mein Weg ist nur ein Beispiel dafür, wie man Leidenschaft für Literatur, Kultur und Organisation in einem erfüllenden Beruf vereinen kann.
Morgen beginnt am Klagenfurter Landesverwaltungsgericht das öffentliche Verfahren gegen das wunderbare Acoustic Lakeside Festival. Grund dafür ist, dass der gemeinnützige Verein (als dessen Veranstalter) Post von der Finanzpolizei erhalten hat. Diese ist der Ansicht, dass alle freiwilligen Helfer*innen bei der Österreichischen Gesundheitskassa zu melden gewesen wären. Und das, obwohl alle Helfer*innen des Festivals vor Ort eine Unentgeltlichkeitserklärung ausgefüllt haben! Alle Personen anzustellen wäre schon aufgrund der fehlenden Fördermittel unmöglich. Trotzdem wollen sie dem Verein nun €140.000 Strafe plus 10% Verfahrenskosten aufbrummen. Wir können uns nur an den Kopf greifen.
Aktuell wird die Welt von multiplen Krisen gebeutelt, der gesellschaftliche Zusammenhalt tagtäglich auf eine harte Probe gestellt. Wir sind der Meinung, dass Kulturinitiativen, die unter höchstem ehrenamtlichem Engagement versuchen, die Welt mit Kunst und Kultur ein Stück freundlicher zu gestalten, unseren Respekt und unsere Solidarität verdient haben. Österreich präsentiert sich selbst in Schönwetter-Reden stets gerne als Kulturnation, vergisst dabei aber gerne, dass die Kulturarbeit von heute die Kultur von morgen erst möglich macht. Politik, Verwaltung und Gesellschaft sollten also froh sein, wenn Menschen sich die Zeit nehmen, ehrenamtlich eine derart professionelle und vorbildliche Veranstaltung ins Leben zu rufen.
Alles Gute aus Innsbruck, bleibt motiviert und widerständig!
Aktuelles Interview mit dem ORF kulturMONTAG im Rahmen der Konferenz VIENNA AFTER DARK
Die Wiener Clubkultur-Konferenz – Drei Tage rund um das Thema Clubkultur: Mit „Vienna After Dark“ findet erstmals eine internationale Clubkonferenz in Wien statt. Dort wird, etwa in Panels, über sämtliche drängenden Themen der Branche gesprochen: Am Plan der Konferenz stehen unter anderem Gentrifizierung, Bürokratie, Inklusion oder Drogenpolitik. Drei Tage rund um das Thema Clubkultur: Mit „Vienna After Dark“ findet erstmals eine internationale Clubkonferenz in Wien statt. Dort wird, etwa in Panels, über sämtliche drängenden Themen der Branche gesprochen: Am Plan der Konferenz stehen unter anderem Gentrifizierung, Bürokratie, Inklusion oder Drogenpolitik.
Beitrag im aktuellen 6020 Magazin zum 20 jährigen Jubiläum des Kulturzentrums p.m.k. Vielen Dank für die Unterstützung und die Berichterstattung! NOVEMBER 2024