• Heimatnotiz

    Heimatnotiz;
    Seitdem Georg Willi zum Innsbrucker Bürgermeister auserkoren und die Apartheid in Innsbruck beendet wurde, gibt es in Tirol keinen institutionellen Rassismus mehr. Nun verbringen wir unsere Zeit nur noch damit, umringt von Kunst und in Wiesen sitzend, Soziologie zu studieren, Brunnen zu vergiften und dabei die letzten Tiroler Steinadler zu schächten – wenn wir nicht gerade damit beschäftigt sind Kaspressknödel mit Koriandersamen zu entweihen
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  • OHNE THEORIE KEINE REVOLUTION 2: TECHNO

    DONNERSTAG, 31.05.2018

    Ein Gespräch mit
    SASCHA KÖSCH (de:Bug Magazin/DJ Bleed)
    JOCHEN BONZ (Universität Hildesheim/UIBK)
    MATTHIAS PASDZIERNY (Universität der Künste Berlin)
    BIANCA LUDEWIG (Universität Wien)
    RROSE (Techno/Experimental/Mixed Gender)

    im Rahmen des Heart of Noise Festival / Innsbruck 2018
    Das Gespräch findet auf Englisch statt

    Deutsch:
    OHNE THEORIE KEINE REVOLUTION
    EINHEIT 2: TECHNO

    Nachdem Techno zum Kulturerbe erklärt wurde – jedenfalls vom Finanzgericht Berlin Brandenburg -, und dadurch unter anderem das Berghain weniger Steuern zahlen muss, könnte man sagen, dass Techno endgültig und mit Bässen und Hi-Hats in die böse Kulturindustrie a la Adorno hineinaddiert wurde. Könnte man. Aber warum immer gleich die Adornokarte ausspielen? Schließlich geht und ging es im Techno und der damit verbundenen Klubkultur immer schon um Hedonismus, Massenkultur und nicht zu vergessen die eine oder andere Fun-Substanz. Also war Techno immer schon grundlegender Bestandteil der Verwertungslogik in der Kulturindustrie!? Nimmt man das Label Underground Resistance, das sich dezidiert einer politischen Agenda verschrieben hat als Gegenbeispiel heran, kann man dadurch auch nicht eine ganze Szene vor der großen Schuld retten!? Die dringliche Frage wäre, kann man heutzutage politisch tanzen? Oder besser gesagt, kann man die Königinnen der Nacht als metropolenrelevante Anarchisten betrachten, oder ist das ein Schönreden von kurzzeitigem Eskapismus? Mit kulturpessimistischen Thesen reiht man sich heutzutage in die Elite der Popkulturtheorie ein. Seien es Mark Fisher, Georg Seeßlen oder auch the pope himself Diedrichsen, alle eint ein mehr oder weniger großes Verfallsmotiv von Pop. Im Gegensatz zur No-Wave Bewegung die für sich eine Absage an die Zukunft getroffen hat, glaubt beispielsweise Mark Fisher, dass wir gar keine Zukunft mehr zur Verfügung hätten, da wir nur noch in einer Retrokultur leben. In einem ewigen Kreislauf aus Zitaten und 1 zu 1 Affirmationen ist die Popkultur zum rasenden Stillstand gekommen. Die These auf Techno angewendet, könnte man sich fragen, wen juckts, wenn ich dazu tanzen und aus-rasten kann?

    Ort: aut. architektur und tirol
    im Adambräu
    Lois Welzenbacher Platz 1
    6020 Innsbruck, Austria

    Eintritt (frei)willige Spenden

    English:
    NO REVOLUTION WITHOUT THEORY
    UNIT 2: TECHNO

    After techno has been declared a cultural heritage – at least by the Finanzgericht Berlin-Brandenburg –, which lead to fewer taxes for the Berghain, among others, you might say that to the sound of basses and hi-hats, techno has ultimately been added to the evil culture industry à la Adorno. You could. But why always immediately play the Adorno card? After all, techno and its associated club culture are and have always been about hedonism, mass culture and not to mention various kinds of fun substances. That means techno has always been a fundamental part of the logic of exploitation in the culture industry!? If we take the label Underground Resistance, which firmly dedicates itself to a political agenda, as a counterexample, we cannot therefore save a whole scene from the great guilt!? The pressing question would be: Is it possible to dance in a political way today? Or, rather, can we regard the queens of the night as anarchists or would this only be whitewashing a form of short-term escapism? Nowadays, culturally pessimistic theses allow you to join the elite of the theories of pop culture. Be it Mark Fisher, Georg Seeßlen or “the pope himself” Diedrichsen, the thing that unites them all is a more or less substantial ruin motif of pop. In contrast to the No-Wave movement, which for itself has rejected the future, Mark Fisher, for example, believes that there is no future available for us anymore because we only live in a retro culture. In a never-ending cycle of quotes and 1-to-1 affirmations, pop culture has reached the state of polar inertia. If we applied this thesis to techno, we could ask ourselves: Who cares as long as we can dance and flip out to its sound?

    Date: 20.05.2018
    Start: 15:00 Uhr
    Venue: aut. architektur und tirol
    im Adambräu
    Lois Welzenbacher Platz 1

    Admission: voluntary donation

    Das Projekt wurde im Rahmen der „stadt_potenziale innsbruck 2018“ und „TKI open 17_genug“ gefördert.

    Foto:
    bumm bumm bumm (c) christoph hinterhuber
    chinterhuber.com
    Bildrecht Wien

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  • Naileater @ GISI Hausfest

    Nächste Woche bespielen wir mit NAILEATER eines unserer liebsten Häuser – das GISI in Winterthur (CH). Unsere guten Freunde von JANÖSCH werden auch dabei sein. Immer sehr schön dort zu spielen und das Essen samt Philosophie des Ortes sind spitzenklasse.

    Über das Haus:
    Die General Guisan-Strasse 31 (GGS31) ist ein seit 1997 besetztes Wohn- und Kulturhaus in der Altstadt von Winterthur (CH), in welchem regelmäßig unkommerzielle Konzerte und Parties stattfinden.

    gisihausfest.

    Freitag 18. Mai

    Konzerte ab 22 Uhr
    Essen für alle ab 20 Uhr, mit Mitternachssnack!

    Subkultura:
    new kids from the docks (hc/punk, ch)
    https://newkidsfromthedocks.bandcamp.com/

    lo fat orchestra (lofi punk, ch)
    https://lofatorchestra.bandcamp.com/ 

    Janösch (hc/punk, at)
    https://janoesch.bandcamp.com/ 

    Profiteur (hc, ch)

    Holzkeller:

    Lady Lazy (rap, de)
    https://soundcloud.com/ladylazy 

    rana esculenta (hiphop, de)
    https://ranaesculenta.bandcamp.com/ 

    torkel t (rap, de)
    https://torkelt1.bandcamp.com/releases 

    DJ SVU

    hitpop

    Solibar: IGBBSL

    Samstag 19. Mai

    Punk-Quiz 19Uhr

    Konzerte ab 22 Uhr

    Essen für alle ab 20 Uhr, mit Mitternachssnack!

    Subkultura:

    Genyak (punkrock, hu/de)
    https://genyak.bandcamp.com/ 

    Min King (soul, ch)
    https://minking.bandcamp.com/ 

    Zaperlipopette! (experimental punk, ch)
    https://zapperlot.bandcamp.com/ 

    naileater (d-beat/hc, at)
    https://naileater.bandcamp.com/

    Holzkeller:

    Misses Poe (ch)
    http://www.missespoe.com/

    Ikan Hyu (space pop, ch)
    http://www.ikanhyu.ch/IKANHYU/index.html 

    DJ Wanga

    8bit desaster

    Solibar: AKW

  • Die Szene liest: Rassistische Repräsentation & Groteske Artefakte

    kleinplakat

    Am Freitag dem 11. Mai veranstalten unser Kulturkollektiv Contrapunkt folgende 2 Sound Lectures in der p.m.k.:

    “post_PRESETS. Kultur, Wissen und populäre MusikmachDinge” Johannes Ismaiel-Wendt (Uni Hildesheim) wird mit uns einen rassismuskritischen Blick auf die zeitgenössischen Musikproduktion werfen:

    Populäres Musikmachen hat heute seltener etwas mit Holzschlitztrommeln oder Streichinstrumenten zu tun, sondern vor allem irgendetwas mit elektrischem oder digitalem Daten-Strom. Kulturalisierte und rassistische Repräsentationen sind damit als Probleme aber keineswegs automatisch aus zeitgenössischer Musikproduktion und auch nicht aus den MusikmachDingen herausgerechnet – im Gegenteil:
    Der Kultur-, Musikwissenschaftler und Musiker Johannes Ismaiel-Wendt zeigt, wie sich stereotype Voreinstellungen auch zeitgenössisch ganz analog zu kolonialen und nationalen Denkrastern vererben. Er baut einen 30 Jahre alten Yamaha Drum Computer und einige Effektgeräte als Repräsentationskritik-Maschine auf. Er dekonstruiert in einem live Mix mit Vortrag exemplarisch Presets in Klanggeneratoren sowie Köpfen. Wider den kolonialen Exzess der Kategorisierung zielt sein permanentes Spiel mit Beats, Sounds und Metaphern auf De-Naturalisierung. In seiner Soundlecture stellt er zeitgenössische Musikästhetik und das Denken in tracks als popmusikalische alternative Kulturkonzeption vor.

    Ismaiel-Wendt, Johannes Salim, seit 2012 Professor für Systematische Musikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Musiksoziologie an der Stiftung Universität Hildesheim, zuvor wissenschaftlicher Mitarbeiter am Haus der Kulturen der Welt in Berlin in den Projekten „Translating Hip Hop“ und „Global Prayers“, Promotion in Bremen, Interessen: Popular Music, Media and Postcolonial Studies, Musikwissenschaft als ästhetische Praxis, Audiokulturforschung in Deutschland. Ausgewählte Publikationen: tracks’n’treks. Populäre Musik und Postkoloniale Analyse (Münster: Unrast, 2011); post_PRESETS. Kultur, Wissen und populäre MusikmachDinge (Hildesheim: Olms, 2016, auch online: open access). „Richt-Mikrofone. Gutachten zu Fragen nach möglicher ‚sonischer Segregation‘ im sogenannten NSU-Prozess“ (http://zbi-uni-hildesheim.de/publikationen/ (2017)).

    Für die zweite Sound Lecture dürfen wir Al Bird Dirt begüßen. Er wird für uns über „Groteske Artefakte“ in seiner Reihe „Schnitzelbeats” referieren:

    Das Archiv für Österreichische Subkulturforschung lädt in die PMK und entsendet seinen Obmann Al Bird Sputnik zu einem seltenen Spektakel (vulgo: „Schallplattenvortrag”).
    Sittenlose Schauplätze und egozentrische Aussenseiter begegnen uns auf einer Talfahrt durch die abseitigsten Kapitel heimischer Pop- und Underground-Musik-Geschichte (ca. 1946-1976). Hören Sie visionäre Tonaufnahmen, die vor jeder populären Kanonisierung gefeit und einzig dem Naheverhältnis zu einschlägigen Exploitation-Genres geschuldet sind: Exotika-Kitsch, Motorradgangs, Meidlinger Rock-N-Roll, Rauschgiftparties, singende Priester, Dialekt-Welle, Proto-Punk, groteske Artefakte.

  • Im Gespräch mit Michael Haupt und Gerhard Pisch in “Deine Plattensammlung”

    Michael Haupt und Gerhard Pisch, die beiden Macher der Sendung “Deine Plattensammlung” haben mich im März auf ein nettes Gespräch eingeladen, das es nun auch nachzuhören gibt. Die Themen waren einzelne Schätze aus meiner Schallplattensammlung (irgendwo selbstverständlich), Musik und das Leben im Allgemeinen, ein bisschen Politik und auch die Welt.
    Es war sehr angenehm in dieser entspannten Medien-Atmosphäre wieder einmal Gedankensprünge zu wagen, dem Erzählen und Zuhören Raum zu geben und sich ein wenig in Entschleunigung zu üben.
    Und genau aus diesem Grund braucht es freie Radios, wie das mir sehr liebgewonnene Radio FREIRAD – Freies Radio Innsbruck, und alle seine Schwestern-Funkstationen, die im Verband Freier Radios Zuhause sind. Freie Radios dienen nicht zuletzt als Sprachrohr für unterrepräsentierte Gruppen, fördern zudem die Meinungsvielfalt und bieten Raum für kritische Stimmen und unkommerzielle Sendeformate. Auch kann kein anderer Sender in Tirol eine annähernd hohe Zahl an Sendereihen (über 100) in so vielen unterschiedlichen Sprachen (18!) vorweisen. Sender wie FREIRAD müssen uns auch in Zukunft erhalten bleiben; auch wenn diese (selbstverständlich) rechtspopulistischen Parteien und repressiven Kräften ein Dorn im Auge sind. Lassen wir uns den Mund nicht verbieten und/oder von kommerziellen Event-Radiostationen in den Stumpfsinn lullen.

    Deshalb vielen Dank an Michael und Gerhard für das angenehme Gespräch und ein Sendeformat, das sich noch Zeit für einzelne Menschen und deren Geschichten nimmt.

    KLICK FÜR LINK

  • TT Gespräch: Ronja von Rönne in der Bäckerei Kulturbackstube

    Am 13. April hatte ich die Deutsche Autorin Ronja von Rönne für eine Lesung in Innsbruck zu Gast, um den abgesagten Termin vom letzten Jahr nachzuholen. Gelesen wurde aus dem neuesten Buch “Heute ist leider schlecht”, dazu kamen zusätzlich noch einige aktuelle Kolumnen aus WELT und ZEIT. Barbara Unterthurner von der Tiroler Tageszeitung kam vorbei, um vor der Lesung mit Ronja ein ausführliches Gespräch zu führen, welches in der heutigen Ausgabe der TT nachzulesen ist. Vielen Dank an Barbara fürs Zeit nehmen, vielen dank an Ronja für den netten Abend.

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  • Vorstand IG Kultur Österreich

    Vergangenen Freitag wurde ich in Klagenfurt offiziell in den neuen Vorstand der IG Kultur Österreich gewählt. Ich freue mich schon sehr auf die Zusammenarbeit mit meinen neuen KollegInnen aus den anderen Bundesländern.

    Der neue Vorstand besteht aus Eva Falb, Günther Friesinger, Simon Hafner, Kerstin Klimmer-Kettner, Lidija Krienzer-Radojevic, David Prieth, Günter Schütter und Alina Zeichen. Stimmberechtigt waren alle ordentlichen Mitglieder. Simon Hafner wurde zum Obmann gewählt. Seine Stellvertreterin ist Kerstin Klimmer-Kettner. Kassier ist Günther Friesinger und Schriftführer wurde Günter Schütter.

    Informationen zur IGKÖ:
    Die zentrale Aufgabe der IG Kultur Österreich liegt in der Verbesserung der Arbeitsbedingungen für emanzipatorische Kulturarbeit. Sie fungiert als kulturpolitische Interessenvertretung und als Beratungsinstanz im Auftrag der Kulturinitiativen.

    Die IG Kultur ist ein bundesweiter Dachverband und die Interessenvertretung von mehr als 550 autonomen Kulturinitiativen. Gemeinsam mit den kulturellen Interessenvertretungen auf Landesebene verhandelt sie im Auftrag ihrer Mitglieder Rahmenbedingungen und setzt kulturpolitische Maßstäbe.

    Die IG Kultur vertritt Kulturinitiativen, die selbstbestimmt und kontinuierlich im Bereich der zeitgenössischen Kulturvermittlung und Produktion arbeiten. Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist die Unabhängigkeit von Einrichtungen der öffentlichen Hand, Religionsgemeinschaften und Parteien sowie die Übereinstimmung mit den in der Vision der IG Kultur Österreich festgehaltenen Zielen.

    Link: IG Kultur

    IG Kultur Vorstand Gruppenfoto 2018

  • Lesung: Patrick Salmen 2018

    Im November organisiere ich wieder einmal eine Lesung des wohl bekanntesten Deutschen Poetry Slam Autoren, Patrick Salmen. Es freut mich sehr, dass es ihm letztes Mal so gut bei uns gefallen hat, so dass er sich entschlossen hat in diesem Jahr sogar zwei Termine im Herbst anzubieten. VVK Tickets gibts ab Anfang Sommer; ist ja noch ein bisschen hin – Überraschungsgäste habe ich auch schon im Gepäck…

    Hard Facts
    Daten: 16.&17.11.2018
    Ort: Die Bäckerei – Kulturbackstube, Dreiheiligenstraße 21a, 6020 Innsbruck
    Eintritt: VVK 12 Euro / AK 14 Euro

    978-3-426-52164-9_Druck

  • stadt_potenziale 18: die projekte

    Bekanntlich schreibt die Stadt Innsbruck jährlich den Fördertopf stadt_potenziale aus. Für diesen Topf stehen insgesamt Mittel von 70.000 Euro zur Verfügung – bewerben können sich Einzelpersonen, Vereine und andere Kollektive. Die unabhängige Interessensvertretung battlegroup for art, bei der auch ich beteiligt bin, bestellt hierfür jährlich eine wechselnde externe Jury aus Expertinnen und Experten. In diesem Jahr bestand die Jury aus Petja Dimitrova (Bildende Künstlerin), Michaela Senn (Schauspielerin, Regisseurin) und Stefan Bidner (Kurator, Musiker). Die öffentliche Jurysitzung fand am 7. Februar statt und folgende Projekte wurden zur Förderung ausgewählt; Gratulation allen GewinnerInnen und vielen Dank an die Jury!

      • Literaturclub Cognac & Biskotten: „Wunder?“
      • Kunstverein Sabotage: „FAR a DAY“
      • Hans-Jürgen Poetz: „3.5.1945“
      • Andreas Stecher: „Für HXw (gr. Echo)“
      • Spielraum für alle: „Experimentierflächen als Stadtpotenzial“
      • Kulturverein Contrapunkt: „Reclaim your club!“
      • Soliarts: Dokumentation „Auf den Straßen Innsbrucks“
      • Nicole Weniger: „vulkano“
      • Carolin Vonbank und Emad Husso: „Warten¹Warten“
      • aut.architektur und tirol: „Der Frachtenbahnhof als städtisches Potenzial“
      • Daniel Jarosch, Stephan Pirker, Kata Hinterlechner: „Herz aus Stein“

    Ich kann allen wirklich nur empfehlen Projekte einzureichen – auch ich konnte schon Projekte durch diesen Fördertopf realisieren. Mehr Informationen gibt es hier: stadtpotenziale.at

    Scan aus “Innsbruck Informiert, Ausgabe April 2018”

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  • Gedanken zum Thema “Bogenmeile” in Innsbruck

    Am Sonntag, 01.04.18 erschien in der Tiroler Tageszeitung ein weiterer Artikel über die Situation in der Innsbrucker “Bogenmeile” – der bekanntesten Nachtlebens- und Ausgehmeile Tirols mit zahlreichen unterschiedlichen Lokalen und anderen Läden. Dieser ist der dritte einer aktuell dreiteiligen Serie, die einiges an Resonanz erzeugte und hier nachgelesen werden kann (ARTIKEL 2 28.03.18) (ARTIKEL 1 09.03.18). Kurz darauf wurde auch eine Online-Petition der Grünen in Innsbruck gestartet, um die Bogenmeile als Ausgeh-Mittelpunkt für Innsbrucks junge Menschen zu erhalten (KLICK); im zweiten dieser besagten TT-Artikel wurde auch ich einmal kurz zur aktuellen Situation befragt (siehe unten).

    Was gibt es nun dazu von meiner Seite aus zu sagen und denken?

    Erstmals: Die Überschriften der Artikel sprechen eine klare Sprache und scheinen in dieser Reihenfolge auch auf eine gewisse Art und Weise schlüssig zu sein:
    1. Ärger um „Zustände bei Bogenmeile“ in Innsbruck
    2. „Nachtgastronomie in den Bögen ist nicht erwünscht“
    3. Bekannteste Ausgehmeile Tirols steht vor dem Aus

    Die Kurzversion dieser Geschichte wäre wohl: Die Lokale in den Bögen müssen schließen, weil es dort zu gefährlich geworden ist und sich zu viele Leute darüber beschwert haben.
    So einfach ist es – wie immer – nicht, da hier weder das Innsbrucker Nachtleben auf der einen Seite, noch sämtliche Mietverhältnisse auf der anderen Seite, “vor dem Aus” stehen. Die aktuelle Stimmung, die momentan vor allem auf Social Media herrscht, scheint dies aber so zu deuten – auch die vorab gestellten Fragen einzelner JournalistInnen waren vielleicht unbewusst in diese Richtung gedreht, um die Geschichte etwas lebendiger wirken zu lassen.

    Selbstverständlich sind dies nicht die ersten Artikel ihrer Art; seit dem “Bestehen” der Lokalmeile gibt es Beschwerden von Menschen die in der Nähe wohnen, die die Lokale besuchen, die die Lokale betreiben, die von den Lokalen in der Zeitung gelesen haben und nun ihre Kinder nicht mehr in die Landeshauptstadt ziehen lassen wollen, aus der Politik, aus dem Sicherheitswesen und vielen anderen mehr.

    Zusätzlich ist klar: “Die” Bogenmeile an sich gibt es nicht. Es gibt in den Viaduktbögen eine Reihe alteingesessener Lokale/Kneipen/Bars, die ihr unterschiedliches Stammpublikum etabliert haben und laufend auch neues Publikum anziehen. Es gibt Clubs, die in einer anderen Zeit einmal Tanzlokale oder Discos geheißen haben und in denen bis in die frühen Morgenstunden getanzt wird. Es gibt Veranstaltungslokale, in denen unterschiedliche Menschen Dinge stattfinden lassen können (wie es z.B. die pmk mit Konzerten oder das Bogentheater mit Theaterproduktionen macht). Und dazwischen gibt es noch vieles mehr an Geschäften, Proberäumen, sozialen Institutionen und mehr – die aufzuzählen allerdings keinen Sinn ergibt, da niemand von diesen als ProblemverursacherInnen sprechen würde.

    Die erzählte Geschichte ist: Dort wo die ganze Nacht für hunderte von Leuten Rambazamba geboten wird und gesoffen wird – dort gibts Probleme. No na.

    Als jemand der in der Bogenmeile lebt (und ich meine “leben” im Sinne von sowohl “wohnen” als auch “arbeiten”), muss auch ich sagen: Zusätzlich zu dem ganzen schönen und bunten Treiben – zu einem toll laufenden Austausch und viel Spaß für viele verschiedene Szenen und NachtschwärmerInnen, gibt es auch Einiges in den Viaduktbögen das wirklich nicht gut ist. Es gibt die klassischen Diebstähle, Belästigungen und Körperverletzungen, die große Mengen an betrunken Menschen mit unterschiedlichen Interessen (feiern; austauschen; Streit suchen; Freizeit genießen; dealen; klauen) mit sich bringen. Das sollte auch nicht verharmlost werden. Aus diesem Grund begrüße ich beispielsweise auch die Errichtung der helleren Lichtanlage, da mit einer größerer Sichtbarkeit auch ein subjektiv etwas sicherer Ort entsteht. Zusätzlich wurde die Überwachung in den Bögen ja offenbar ausgebaut (Kameras), allerdings die unmittelbare Sichtbarkeit von Autoritätspersonen (z.B. durch vermehrte Streifen) meiner Wahrnehmung nicht wirklich versucht.
    Ich selbst bin bekanntlich kein großer Freund aufgedrückter Überwachungsstrategien – möchte allerdings für alle BesucherInnen und in den Bögen aktiven Menschen ein möglichst angenehmes und sicheres Umfeld gewährleistet haben.

    Inwiefern man dies “gewährleisten” also “sicher stellen” kann, sei dahingestellt; doch momentan wäre klarerweise die vernünftigste Strategie, wieder einmal einen runden Tisch (das gab auch schon vor längerer Zeit einmal) mit LokalbetreiberInnen, Stadtpolitik und Behörden zu organisieren und gemeinsam an der Situation zu arbeiten: Wie kann man gemeinsam versuchen die allgemeine Situation zu verbessern; vor allem das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen, die sich in der Gegend/in/vor Lokalen aufhalten? Gibt es Ansätze und Strategien, die man schon gemeinsam in den einzelnen Bars/Clubs umsetzen kann? Vor allem im Hinblick auf die Sicherheit des weiblichen Publikums; sprich um Übergriffen/Belästigungen vorzugreifen? Gibt es Möglichkeiten die Diebstahls- und Dealersituation in den Griff zu bekommen?
    Fragen und Themen gibt es genug, die auch genügend andere Städte und Ausgeh-Hotspots angehen müssen und das auch tun. Und wie man sieht, klappt es auch in bedeutend größeren Städten mal besser und mal weniger gut. Perfekt wird es sicher nicht werden – aber mit gemeinsamen Strategien kann man sicher schon Einiges verbessern. Und nochmals: Es ist bei weitem nicht alles schlecht in dieser Gegend. Nein, es herrschen keine Zustände wie in Detroit; es werden keine Menschen regelmäßig mit Mord und Totschlag konfrontiert; der größte Teil in den Bögen ist immer noch das worum es eigentlich gehen sollte – Spaß / Freizeit / Austausch / Party. Die Bogenmeile beherbergt Innsbrucks Nischen und Schlupflöcher für Eskapismus, Subversion und Gegenrealitäten – aber es gibt durchaus Probleme, die man angehen muss und soll.

    In einer Stadt mit 30.000 Studierenden wird sich ein einfaches “abschaffen” von Lokalen auch nicht umsetzen lassen; da ansonsten auch ein großer Teil der Attraktivität einer jungen Stadt abhanden geht. Außerdem würde es einfach nur zu einer Verlagerung der Lokale an die Peripherie oder an andere Orte der Stadt führen und dann geht es eben dort von Neuem los. Und nicht zuletzt lassen sich viele der bestehenden Mietverhältnisse ganz schlicht nicht einfach von heute auf morgen kündigen; da sie manchen Fällen unbefristet, im anderen Fällen sogar nicht einmal über die ÖBB selbst sondern über verschiedene Untermieter laufen. Die Lokalszene besteht hier seit Jahrzehnten und in dieser Zeit haben sich viele Situationen über diverse Verträge mal so und mal anders ergeben. Einfach mit dem Hammer draufhauen ist also nicht einmal rechtlich möglich.

    Deshalb wird es wohl das Beste sein, die Situation ernst zu nehmen, sie allerdings in vernünftigen und umsetzbaren Schritten anzugehen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Die von den Grünen gestartete Petition geht auch in diese Richtung, weshalb ich mich freue, dass auch eine lokale politische Fraktion eine gemeinsame Lösung vorschlägt, anstatt pauschal von Wegweisungen oder Verboten zu sprechen. Ohne die Bogenmeile wäre Innsbruck nicht einmal mehr das größte Dorf Tirols.

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    Und in Artikel Nr. 2 durfte ich auch mal kurz zu Wort kommentt_statement_boegen