• IG Kultur: Demo gegen die ÖVP/FPÖ Regierungsangelobung

    “Daham statt Islam” , “Pummerin statt Muezzin” & “Mehr Mut für unser Wiener Blut, zu viel Fremdes tut niemandem gut”
    – Herbert Kickl, in Kürze Innenminister Österreichs

    Österreichweit finden am Tag der Angelobung der neuen ÖVP/FPÖ Regierung Demonstrationen statt, auch in Innsbruck. In Wien ruft die IG Kultur Österreich (Interessensgemeinschaft der freien Kulturarbeit) zu einem Zeichen der KulturarbeiterInnen gegen den anstehenden Wiedereinzug von Rechtsextremismus in die Ministerien zu setzen.
    In Innsbruck wird die Demonstration vom Bündnis “Innsbruck gegen Faschismus” organisiert und findet am Tag der Angelobung (voraussichtlich am Montag, 18.12.17) statt.

    Text übernommen von igkultur.at:
    Am Tag der Angelobung der neuen Regierung wollen wir Kulturschaffende ein Zeichen gegen eine Regierung unter Beteiligung von Rechtsextremen setzen. Es liegt in unsrer Verantwortung, vehement gegen jede Form von Diskriminierung, Ideologie der Ungleichheit, Rassismus und Antisemitismus zu kämpfen. Der direkte Zusammenhang der FPÖ-Spitze zu neonazinahen und rechtsextremen Kreisen ist für eine Regierungsbeteiligung nicht tragbar. SOS-Mitmensch hat ein eigenes Dossier angefertigt und das System der gegenseitigen Unterstützung aufgeschlüsselt. Wir haben darüber berichtet:

    Uns erwartet in den nächsten Jahren eine kulturelle Verschiebung von Grundwerten und ein autoritärer Umbau vom Staat, Politik und Gesellschaft, den wir nicht unkommentiert stehen lassen.

    Von der neuen Regierung ist folgendes zu erwarten: 

    • Verstärkte soziale Selektion im Bildungsbereich
    • Rückbau der kulturellen Grundversorgung im Bereich zeitgenössicher Kunst und soziokultureller Einrichtungen
    • Rassismus und ein gesellschaftliches Klima des Hasses und der Hetze
    • Unterdrückung gegenkultureller Strömungen und diskursiver kultureller Äußerungen

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  • Jurytätigkeit: TKI_open 18 Humor; Gedanken

    Anfang November nahm ich zum ersten Mal als Juror an einer öffentlichen Jurysitzung teil. Es ging um die Verteilung von Fördermittel des Tiroler Landesubventionstopfes “TKI_open”, der jährlich von den Tiroler Kulturinitiativen ausgeschrieben wird.
    Gemeinsam mit vier weiteren “ExpertInnen” besprachen wir die 29 Einreichungen und klopften diese anhand verschiedener Gesichtspunkte hinsichtlich ihrer Förderwürdigkeit ab (Auseinandersetzung mit dem Thema; künstlerische Umsetzung; finanzielle Umsetzbarkeit; Anspruch; etc).

    Dabei handelte es sich wahrscheinlich um die anspruchsvollste Tätigkeit, die ich in diesem Jahr wahrgenommen habe. Denn wie immer stellen sich mir, je länger ich über meine eigene Rolle in gewissen Mechanismen nachdenke, zunehmend mehr Fragen. Wieviel zählt meine Meinung? Würde ich mich selbst als kompetent genug bezeichnen, um über diese Dinge abstimmen zu können? Weshalb darf hier überhaupt ich sprechen und nicht jemand anderer?

    Fazit für mich selbst? Es tat gut mit Menschen über die Projekte zu diskutieren, die alle unterschiedliche Hintergründe haben und auch aus unterschiedlichen Regionen des Landes stammen. JedeR hatte seine Schwerpunkte und Ausschlusskriterien, wodurch ich für mich selbst wieder einiges mit nach Hause nehmen konnte. Gedankenfetzen wie
    “Der künstlerische Wert befindet sich worin genau?”
    “Ist das Thema wirklich inhaltlich gut gewählt, oder ist eher das Stück an sich lustig?”
    “Geht sich das mit diesem Plan finanziell aus? Das wirkt doch um einiges unterdimensioniert”

    Somit halte ich fest: Vielen Dank, dass ich die Möglichkeit hatte mitzudiskutieren – ich hoffe, ich habe meinen Dienst an der Sache getan und freue mich schon auf die daraus entstehenden Projekte.

    HIER geht es zu den ausgewählten Projekten

    Mehr Informationen:

    humor. So lautete das Ausschreibungsthema von TKI open 18. Künstler*innen und Kulturschaffende waren eingeladen, sich mit Bedeutung, Funktion und Potenzialen von Scherzhaftem und Witzigem auseinanderzusetzen.

    Einreichungen

    29 Künstler*innen, Kollektive und Kulturvereine sind dieser Einladung gefolgt und haben Projekte eingereicht, die unterschiedliche Aspekte des Themas aufgreifen und auf vielfältige Weise bearbeiten. Die bei TKI open 18 angesuchte Fördersumme aller Projekte zusammen beträgt rund 238.200 Euro. Dem gegenüber steht die Dotierung des Fördertopfes mit 68.500 Euro an Landesmitteln.

    Jury

    Die schwierige Aufgabe der Auswahl hatte auch heuer wieder eine fünfköpfige Fachjury, der folgende Mitglieder angehörten:

    • Yasmin Hafedh a.k.a. Yasmo (Poetry Slammerin, Autorin, Musikerin, Künstlerin, Wien) 
    • Sina Verena Heiß (Regisseurin, Schauspielerin, Künstlerin, Linz)
    • Leonhard Müllner (Kulturwissenschafter, Künstler, Kulturschaffender, Linz)
    • Julia Mumelter (Kulturmanagerin, Kulturlabor Stromboli, Mitglied des Landesbeirates für Kulturinitiativen, Hall)
    • David Prieth (Kulturschaffender, Künstler, GF p.m.k, Innsbruck)

    Im Rahmen der öffentlichen Jurysitzung am 11. November 2017 wählte die Jury unter der Moderation von Klemens Pilsl (KUPF OÖ) acht Kulturprojekte aus, die von der Kulturabteilung des Landes Tirol gefördert und im Laufe des Jahres 2018 umgesetzt werden.

    Bei ihrer Auswahl achtete die Jury neben den vorgegebenen TKI open-Kriterien auf die inhaltliche und künstlerische Qualität der Projektkonzepte, auf ihre Experimentierfreudigkeit und Umsetzbarkeit sowie auf ihre gesellschaftspolitische Relevanz. Die Projektauswahl zeichnet sich durch Vielfalt und Ausgewogenheit in Bezug auf die methodischen Zugänge zum Thema “Humor” aus.

  • Tagebuchslam-Buchbeitrag: Diana Köhle (Hg.) Wir haben nämlich beide eine Zahnspange, aber er nur oben

    Einträge aus meinen Original Teenager-Tagebüchern sind im neuen Best of Tagebuchslam-Buch “Wir haben nämlich beide eine Zahnspange, aber er nur oben” vertreten. Vielen Dank an die Herausgeberin Diana Köhle und für das Organisieren dieser wirklich unterhaltsamen Veranstaltungsreihe.

    Bisher habe ich drei Mal bei Lesungen der Tagebuchslam-Reihe teilgenommen und bin immer mit großem inneren und äußerlichem Gelächter nach Hause gegangen (vor allem nach der Lesung in Wien). Nun ehrt es mich natürlich, dass ein paar meiner Einträge auch ihren Weg in diese Publikation gefunden haben.

    Das Konzept dieser Reihe sollte man übrigens auch auf andere Bereiche im Leben ausweiten: Kollektive Traumata-Bewältigung in ausverkauften Hallen. Anscheinend kann man dann irgendwie doch über diese Dinge und vor allem sich selbst lachen. Schön zu sehen, das wir das auch tun wollen.

    Die wichtigste Message an diesem Format lautet wahrscheinlich: Jungs und Mädchen sind sich im Teenager-Alter ähnlicher als man oftmals glauben mag – Stichwort: Eiskalte Engel schauen und Nägel lackieren – top!

    tagebuch

  • Fotos: WZ feat. Antonia Manhartsberger & David M. Schuh & BRTTRKLLR

    Fotodokumentation des medien.kunst.tirol Abends mit WZ feat. Antonia Manhartsberger, David M. Schuh & BRTTRKLLR.
    Danke an alle KünstlerInnen und das offene Publikum. Abende wie diese erinnern mich daran weshalb ich ursprünglich einmal gerne Konzerte veranstaltet habe.
    Nicht schon unzählige Male Gehörtes wieder und wieder durchkauen, sondern einfach schauen was möglich ist; lokale Artists unterstützen; Austausch von Szenen aktiv forcieren; qualitativ hochwertig arbeiten. Kurz: Für die KünstlerInnen und auch das Publikum interessante Abende gestalten.

    Shout out an die Graz-Fraktion: lasst uns die Achse Graz-Innsbruck wieder mehr beleben – ich bin davon überzeugt, dass das eine gute Sache wäre und ist.

    Links zu den guten Menschen:
    Patrick Wurzwallner
    OPCION
    David M Schuh
    Antonia Manhartsberger

    Fotos (c) Bettina Gandler

  • Podiumsdiskussion Crossroadsfestival; Gedanken

    Fotos (c) Crossroads Festival

    Kunst als revolutionäres Mittel? Kunst als Waffe?

    Letzte Woche begann im Grazer Forum Stadtpark das CROSSROADS – Festival für Dokumentarfilm und Diskurs, welches noch bis zum kommenden Sonntag andauert. Netterweise wurde ich dazu eingeladen, Teil einer Podiumsdiskussion zum Thema Kunst und Aktivismus bzw Kunst und politischer Widerstand zu sein. Ursprünglich war geplant, an eben jenem Abend gemeinsam mit meinem Freund HOOLSHOPPER “nur” ein Konzert im Forum Stadtpark zu spielen, das auch Schauplatz der Veranstaltungsreihe “Dunkelkammer” ist. Zufälligerweise passten Aspekte meines künstlerischen Stümpertums allerdings auch zum Thema der Podiumsdiskussion und somit lag es nahe, gleich beides an einem Abend miteinander zu verbinden.

    Das Gespräch war inhaltlich gut, interessant und auch kompetent moderiert; das Publikum stellte Fragen (vorwiegend zu meiner recht medienwirksamen Aktion “HC-Strache.at”); und schlussendlich gingen wir im Geiste geeint und in unserem Tun bestärkt unserer Wege. Doch irgendwie haben diese Momente doch auch immer einen trügerischen und verwirrenden Beigeschmack. Es stellen sich dann immer die Fragen: Was “muss” Kunst? “Muss” Kunst überhaupt etwas? Muss Kunst politisch sein? Muss Kunst gesellschaftliche Missstände aufzeigen? Oder “kann” sie das alles und noch viel mehr und jede*r muss dann irgendwo selbst entscheiden, was mit dem eigenen künstlerischen Schaffen ausdrücken werden soll. Für mich ist es wahrscheinlich diese Variante.

    Natürlich ehrt es mich, wenn ich zu einem solchen Gespräch eingeladen werde, da für mich alle meine künstlerischen Ausdrucksformen (Text, Musik, Performance, etc) so gut wie immer mit gesellschaftspolitischen Themen zu tun haben; dem Begriff der Heimat; dem Konzept des Verortet-seins; der Thematik von Hass auf Unbekanntes und Unerwünschtes; dem Konzept von “künstlerischem Tun” an sich, etc. Trotzdem kommt mir vor, müssten diese Gespräche an ganz anderen Orten und mit ganz anderen Menschen geführt werden. Oder vielleicht ist es auch in Ordnung so. Keine Ahnung was ich genau damit sagen möchte; wahrscheinlich rede ich einfach weniger

  • Ausstellung Premierentage: David Prieth – BASTARD

    Am 10. und 11. November war in der Bäckerei – Kulturbackstube zum ersten Mal eine Einzelausstellung von mir zu sehen. Die Ausstellung mit dem Titel “BASTARD” fand im Rahmen des Galerienfestivals Premierentage statt und zeigte einen Querschnitt meiner unterschiedlichen Arbeitsfelder (Text / (Klang)Installation / Video / Performance / Medienkunst). Zusätzlich führte ich am Eröffnungsabend eine Performance durch, die für mich bisher wahrscheinlich die bedeutsamste dieser Art war.
    Prinzipiell beschäftigte sich BASTARD mit den Themen (Selbst)Identität, dem persönlichen Verortet-sein und Möglichkeiten “Text” auszustellen.
    Biographische und biologische Hintergründe; Gesellschaftsbilder und zwischenmenschliche (Nicht-)beziehungen wurden an Wände genagelt, auf Speisen gemalt, auf Tuch gedruckt und auf Maschinen geklebt.

    Vielen Dank an meine gute Freundin und Kuratorin Katrin Kuprian, die einen wunderbaren Begleittext zur Ausstellung geschrieben hat (unten auf dieser Seite zu lesen) und die mich schon einige Jahre in meinem Schaffen begleitet.
    Ebenso ein großes Dankeschön an das Team der Premierentage, vor allem Anna Fliri und Barbara Unterthurner; sowie Robert Puteanu für die Fotodokumentation des Abends.

    Fotos: Robert Puteanu


    Begleittext zur Ausstellung

    BASTARD
    Prieth beschäftigt sich meist mit Themen, die gerne aus der Öffentlichkeit ferngehalten und selbst im Privaten nur bedingt angesprochen werden. Es geht um Lebendigkeit und Verwesung, Sexualität und Lustlosigkeit, psychische und physische Krankheit, Normalität und Abweichung. All diese Themenkomplexe vereint die Verbundenheit mit dem menschlichen Leib. Bei der Umsetzung seiner Werke greift er häufig auf seinen eigenen Körper zurück.

    Der Rückgriff auf die eigene Physis ist dabei nicht nur der Thematik geschuldet, sondern auch der Praktikabilität, denn Prieths Zugang zu Kunst ist ein äußerst pragmatischer: arbeiten mit Vorhandenem, Produktion mit einfachen Mitteln, unprätentiöse Umsetzung. Der Schaffensprozess ist somit ein sehr unmittelbarer und ungekünstelter. Die bei seinen Performances und Installationen eingesetzten Utensilien finden meist durch Zufall ihren Weg zum Künstler. So stammt das bei der Performance Menschenopfer 2016 eingesetzte Fließband aus einer ehemaligen Industriebäckerei, Fotos für Installationen werden mit der Handykamera geschossen. Dieser Pragmatismus äußert sich auch in den Kanälen und Plätzen, die Prieth mit seiner Kunst bespielt: Neben seinem Instagram-Account, der „in geistiger Umnachtung“ entstand, wird auch seine Wort- und Performancekunst oft an unprätentiösen und unerwarteten Orten realisiert.

    Dabei spielt nicht nur die Praktikabilität und das bloße Vorhandensein dieser Orte und Gegenstände eine Rolle, sondern auch ihre Wahrnehmung und Bedeutung in der Gesellschaft. Die Auseinandersetzung mit Kunst wird aus dem oft als elitär wahrgenommenen Bereich in die Nähe der tatsächlichen Lebenswelt der Menschen gehievt: Prieth realisiert 2015 mit Schlachtstraße eine Klang- und Wortinstallation auf der Toilette eines öffentlichen Veranstaltungsorts und verbindet dabei natürliche menschliche Bedürfnisse mit vermeintlich intellektueller und elitärer Hochkultur. So wird die Distanz zwischen der Kunst und dem Publikum verringert – ToilettenbesucherInnen werden gewollt oder ungewollt mit der Installation konfrontiert, der Kunst ausgesetzt. So ungewohnte Zusammenhänge zwischen der Profanität des menschlichen Körpers und der häufig als elitär wahrgenommenen Beschäftigung mit Wörtern ermöglichen ein konkreteres und unmittelbareres Kunsterleben.

    Um Kunst aus ihrem geschützten, musealen Kontext zu holen, greift Prieth auch auf Instagram zurück – ein Kanal, über den innerhalb kurzer Zeit und mit einfachen Mitteln sehr viele Menschen erreicht werden können. Unter dem Namen 0_5_12 führt er gesellschaftlich tabuisierte Themen in einer ganz persönlichen und schonungslosen Weise vor. Die Social Media-Plattform, die von überhöhender Selbstinszenierung und plakativem Konsum geprägt ist, wird für Prieth zu einer Bühne, auf der er Szenen aus seinem Alltag schonungslos und ungeschminkt zur Darstellung bringt. Die körperliche Nacktheit, die in seiner Kunst immer wieder eine zentrale Rolle spielt, wird hier mit unverblümter Offenheit über den eigenen Geisteszustand kombiniert.

    Besonders explizit geht Prieth bei der Performance Geschlechtskälte auf Sexualität, Beziehung und ihren Zusammenhang mit der eigenen psychischen Verfasstheit ein. Nackt auf einem Bett liegend liest der Künstler Ausschnitte aus alten Medizintexten zu fehlender Libido vor. Dazwischen wird ihm von einer Frau mit nacktem Oberkörper Wein in den Mund gespuckt, während ein Mikrophon verfremdet seine Herzgeräusche überträgt. Erneut ein Werk, das Text aus seinem ursprünglichen Kontext reißt, Normabweichungen bewusst macht und auf Veränderlichkeit gesellschaftlicher Normen aufmerksam macht. Auch hier spielen der Körper Prieths und die offene Zurschaustellung des Selbst eine zentrale Rolle.

    Auch die 2016 realisierte Performance Menschenopfer handelt von dieser Verschränkung. Das Werk trägt den Untertitel Ein österreichischer Abend und fügt mit dem Vortrag persönlicher sowie religiöser Texte, gefundener Wörter, der klanglichen Realisierung durch Fließband und Säge, dem Einsatz von getrocknetem Schweineblut und der Vorführung von unerhörter Intimität in Form eines intensiven Kusses mit dem Objekt Gedanken zu Körperlichkeit, Liebe, Normabweichung und Regelverstoß zusammen.

    Bereits in der 2013 und 2014 entstandenen Gedichtreihe Nesselpeitsche beschäftigt sich Prieth mit diesen thematischen Aspekten, nähert sich ihnen jedoch etwas behutsamer und leiser an. Überlegungen und Erfahrungen werden indirekter, symbolischer vermittelt. Doch die Melodie der Sprache und die häufig sanften Worte und beinahe lieblichen Metaphern stehen im krassen Gegensatz zu teilweise expliziten und kantigen Worten und dem häufig düsteren und wiederum stark körper- und verfallbetonten Inhalt.

    Unabhängig vom Darstellungsmedium ist die Wirkung sowie der Schaffensprozess seiner Kunst von Direktheit und Unmittelbarkeit geprägt. Prieth löst durch häufig unangenehme, verstörende Klänge und Geräusche, durch Hervorrufen von Assoziationen mit dem Tod, Verwesung oder mit gesellschaftlich tabuisierten Bereichen ein Gefühl von Unbehagen aus. Zusätzlich wirken die von Prieth eingenommenen Positionen, die in ihrer Beschaffenheit oder Darstellung immer in gewisser Weise radikal ausfallen, provozierend. Die starke Körperlichkeit von seiner Kunst und die Unmittelbarkeit der Reaktionen versickern jedoch nicht langsam im Leeren. Im Gegenteil. Das Unbehagen klingt ab und ebnet den Weg für eine gedankliche Aufarbeitung. Der Alltag, seine Beschaffenheit, die Absurdität des täglichen Lebens und der ungewöhnlichen Ereignisse lassen seine Kunst in einem neuen Licht erscheinen und wieder ins Bewusstsein steigen.

    Der Künstler selbst vertritt nicht eine gefestigte und unumstößliche Wahrheit, sondern will mit den BetrachterInnen in einen Dialog treten. Sie sollen seine Positionen in Frage stellen und sie sogleich verwerfen und mit Gegenpositionen konfrontieren. Aktives Nachdenken und Auflehnung anstelle von passiver Sprachlosigkeit. Reaktionslosigkeit und Gleichgültigkeit als denkbar schlechteste Lebenseinstellung.

    Der Titel der Ausstellung und Performance Bastard lässt bereits erahnen, dass das Ausgestoßene, Ungeliebte, Unangenehme und der Körper behandelt wird. Der Bastard muss ausgekocht werden – das ist die einzige Möglichkeit, ihn aus dem eigenen Körper zu entfernen. Ein wegen des erhöhten Ekels vor Blut und Innereien langsam in Vergessenheit geratendes Rezept für Schwarzsauer dient als textlicher Anstoß für die Performance. Ein schön gedeckter Holztisch und die mittels Brennnessel und Erde hergestellte Naturverbundenheit werden ergänzt durch einen lehnenlosen Stuhl, der für den fehlenden Komfort sorgt. In diesem Setting soll nun der Bastard – das unerwünschte und böse Kind – aus dem Blut ausgekocht werden.

    David Prieth wurde 1987 in Hall in Tirol geboren, wuchs in Innsbruck auf und ist seit mehreren Jahren in der Tiroler Kulturszene aktiv. Sein Kunstschaffen beinhaltet Gedichtreihen und Wortsammlungen, musikalische bzw. klangliche Werke, Videoarbeiten und Performances. Der Großteil seiner Arbeiten ist intermedial aufgebaut. Für ihn stellen sowohl Worte als auch Klänge einen beinahe unverzichtbaren Teil seiner Kunst dar, die er in Performances und Installationen übereinanderlegt, einander entgegenstellt und miteinander vereint.
    Katrin Kuprian, 2017
    ___
    Printprogramm “Die Bäckerei – Kulturbackstube” Oktober 2017
    mit Header-Bild und rotem Text von David Prieth
    (Auflage 1.300 Stück)

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  • Ausstellung Premierentage: xo4x – us, narcist (medien.kunst.tirol)

    Im Rahmen des Galerienfestivals Premierentage präsentierten wir in einem leerstehenden Geschäftslokal des PEMA-Towers 1 die Ausstellung “us, narcist” des Österreichischen Künstlers x04x. Seine Arbeiten sind vor allem in den Bereichen Rauminstallation, bildende Kunst und Videokunst verortet. Diesmal beinhaltete die  besagte Installation allerdings auch einen von mir verfassten Text (was mich sehr gefreut hat). Den Text hat der Künstler mit Laser in ein Stück Pergament gebrannt und mit seinem Blut eingefärbt – eine optisch sehr gelungene Umsetzung. Denn wie immer stellt sich mir die Frage: Wie am besten Text ausstellen?
    Und so kann man das dann durchaus tun…

    Die Ausstellung fand am ersten Tag des Galerienfestivals Premierentage statt, an dem ich in diesem Jahr auch selbst ausstelle und wurde von unserem Verein medien.kunst.tirol getragen.

    Vielen Dank an die Firma M-Preis für das zur Verfügung stellen des Raumes und an die Stadt Innsbruck für die Unterstützung dieser Veranstaltung.

    Video: x04x

    Fotos: Christa Pertl & David Prieth
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  • Contrapunkt bleibt contra. #diskursiv – Die visuelle Sprache rechter Bewegungen (16.11.)

    Natürlich sind die politischen Verhältnisse zur Zeit schwierig. Sie waren auch früher schon schwierig und werden auf Dauer schwierig bleiben; momentan befinden wir uns allerdings wieder an einem Punkt an dem wir uns dringlichst und aktiv darüber Gedanken machen müssen, wie wir unsere gemeinsame Zukunft gestalten möchten und wie unsere Zukunft aussehen soll. Vergangene Woche musste unser Verein contrapunkt – Kulturkollektiv eine geplante Veranstaltung absagen, da es gegen den von uns eingeladenen Vortragenden konkrete Morddrohungen gab. Und natürlich war auch das wieder ein Ergebnis einer rechtsradikalen Medienhetzkampagne im Internet. Deshalb haben wir die Veranstaltung “#diskursiv: White noise – reaktionärer muskalischer Underground in Österreich” abgesagt – zum Schutz des von uns eingeladenen Vortragenden, zum Schutz der Örtlichkeit und auch zum Schutz aller Teilnehmer*innen. Die Veranstaltung wird selbstverständlich nachgeholt – wir lassen uns nicht den Mund verbieten und contrapunkt wird contra bleiben.
    No pasarán.

    Deshalb gleich zum nächsten Termin: Am 16. November veranstalten wir in Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Verantwortlichkeit und WEI SRAUM Designforum Tirol eine Veranstaltung zum Thema “Die visuelle Sprache rechter Bewegungen ”

    Ort: WEI SRAUM, Andreas-Hofer-Straße 27, 6020 Innsbruck).
    Zeit: 19:00

    Politische Bewegungen erkennt man nicht nur an ihren Inhalten, sondern auch an ihrer visuellen Sprache. So auch bei rechter Politik. Am 16. November findet daher eine Veranstaltung in Kooperation mit WEI SRAUM (Designforum Tirol) und WuV (Wissenschaft und Verantwortung) statt. Beginn 19:00 Uhr im Forum von WEI SRAUM in der Andreas-Hofer-Straße 27.

    Diese bedient sich jedoch zunehmend einer popkulturelle visuelle Sprache und einer Symbolik, die ursprünglich linksgerichteten Bewegungen zugeordnet wurde. Auch rechtsextreme Organisationen sind nicht mehr so einfach an der klassischen Nazisymbolik zu erkennen. Doch wie sieht das „CI“ dieser Bewegungen heute aus? Welcher Mitteln bedient es sich? Der Grafikdesigner Andreas Koop fasst die Kernaussagen seines Buches „Das visuelle Erscheinungsbild der Nationalsozialisten“ zusammen und analysiert anschließend, wie sich rechte Bewegungen heute visuell präsentieren. Anschließend Diskussion mit WissenschaftlerInnen, GestalterInnen und Interessierten.

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  • x04x – us, narcist (m.k.t./premierentage 17)

    Im Rahmen des Innsbrucker Galerienfestivals Premierentage präsentiert unser Verein medien.kunst.tirol ab Donnerstag eine 3 tägige Ausstellung des Österreichischen Künstlers x04x. Die Eröffnung findet um 21:30 statt – Vernissage, Sound, Performance, Party.
    Es freut mich besonders, dass auch ein kleines Detail von mir mit in der Installation von x04x sein wird.

    Ort: Da wir als medien.kunst.tirol nicht an einen fixen Ort gebunden sind, haben wir uns gmeinsam mit dem Künstler für die ehemalige und inzwischen leerstehende BoConcept Filiale im PEMA Turm 1 entschieden (Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck).

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  • FOTOS: Diskussion zur Nationalratswahl (Wie wir leben wollen)

    Etwas spät, aber trotzdem soll dies nicht vergessen werden:
    Die Diskussion, die wir am 8. Oktober im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe “Wie wir leben wollen” organisiert haben, war erfreulicherweise gut besucht. Vielen Dank für das große Interesse des Publikums und für die positive Gesprächskultur. Sämtliche eingeladenen Parteien, mit Außnahme der Freiheitlichen Partei, haben ihre VertreterInnen zu uns in den Spielraum entsandt und sich den Fragen des Publikums und der jeweils anderen Parteisprecher*innen gestellt.
    Ich finde es wichtig, politische Veranstaltungen von einer gewissen Unmittelbarkeit zu organisieren, um sich immer wieder vor Augen zu führen, dass hinter einer großen Maschinerie, doch reale Menschen stecken, die man durchaus auch einladen und/oder zur Rede stellen kann. Ich denke, dass es auch für die Parteifunktionär*innen eine interessante Erfahrung war; da es eine gewisse Form von Öffentlichkeit und einen offiziellen Charakter in einen etwas entspannteren Rahmen brachte.
    Doch; das war insgesamt ein guter Abend, danke an mein Team und an alle Beteiligten. Auch ein großes Danke an Alena Klinger für die tollen Fotos!

    Die Vorträge und Diskussionen wurden aufgezeichnet und können in unserem Archiv hier nachgehört werden.

    Podium:
    (SPÖ) Selma Yildirim,
    (ÖVP) Christoph Appler,
    (Grüne) Heribert Insam,
    (Neos) Julia Seidl,
    (Liste Pliz) Maria Chelucci

    Moderation:
    Clemens Maass
    Matthias Sauermann (Tiroler Tageszeitung)
    Patrick Huemer

    Fotos: Alena Klinger

    http://spielraumfueralle.at/spielraeume/mediathek/