Interessenvertretung für Club-, Nacht- und Subkultur in Innsbruck und Tirol
Die Innsbruck Club Commission (ICC) war eine unabhängige Interessenvertretung der Innsbrucker Club-, Nacht- und Subkulturszene. Sie wurde am 18. Dezember 2018 als gemeinnütziger Verein gegründet (ZVR 1560484667) und verstand sich als Schnittstelle zwischen Kulturbetrieben, Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft.
Gründer:innen: Frederik Lordick, Konrad Wolfgang und David Prieth, Mona Sarah Paschinger
Auftrag und Zielsetzung
Die ICC trat dafür an, die strukturellen Rahmenbedingungen für Club- und Nachtkultur in Tirol zu verbessern, deren kulturelle Bedeutung sichtbar zu machen und notwendige kulturpolitische Veränderungen einzuleiten.
Zentrale Zielsetzungen:
- Anerkennung von Club- und Subkultur als relevanter Kultur-, Sozial- und Stadtraum
- Verbesserung gesetzlicher und organisatorischer Rahmenbedingungen (u. a. Veranstaltungsrecht, Lärmschutz, Nutzungsräume)
- Vermittlung zwischen Clubkultur, Verwaltung und Politik
- Aufbau sicherer, solidarischer und inklusiver Nachtkulturstrukturen
- Förderung nachhaltiger Organisationsformen und Fair-Pay-Standards
Thematische Schwerpunkte & Projekte
„Luisa ist hier“ (2019–2024)
Die ICC setzte das Präventions- und Awareness-Projekt „Luisa ist hier“ erstmals in Österreich um. Ziel war die Förderung eines sichereren Nachtlebens und die Prävention sexualisierter Gewalt.
Bausteine:
- Awareness-Schulungen für Clubs und Bar-Teams
- Aufbau konkreter Hilfsmechanismen für Betroffene
- Öffentlichkeits- und Sensibilisierungskampagnen
- Kooperationen u. a. mit Frauen gegen VerGEWALTigung, Z6 Drogenarbeit, Frauenhaus Tirol und der Stadt Innsbruck
Mit Ende 2024 wurde „Luisa ist hier“ in Tirol eingestellt, da keine ausreichenden Förder- und Strukturmittel mehr zur Sicherstellung der Qualitätsstandards bereitgestellt werden konnten.
„Ohne regelmäßige Schulung besteht die Gefahr einer symbolischen Sicherheit. Um dieser Vereinnahmung entgegenzuwirken, wurde das Projekt verantwortungsvoll beendet.“ – Innsbruck Club Commission
Kulturpolitische Arbeit & Advocacy
Die ICC war maßgeblich daran beteiligt, clubkulturelle Anliegen in den kulturpolitischen Diskurs der Stadt einzubringen — u. a. im Kontext der Innsbrucker Bogenmeile, der Städteentwicklung, Awareness-Standards im Nachtleben und der Anerkennung von Clubkultur als förderwürdiger Bereich. Indirekt mit der Arbeit der ICC verbunden war die Gründung des Kulturverein Bögen Innsbruck.
Kontext: Wandel der Clubkultur
Mit der Pandemie und gesellschaftlichen Veränderungen veränderte sich das Ausgeh- und Konsumverhalten deutlich:
- weniger Alkohol- und Konsumorientierung
- selektiveres Ausgehverhalten
- wirtschaftlicher Druck auf Betreiber:innen
- steigende Miet- und Betriebskosten
- abnehmende private und öffentliche Finanzierung
Diese Entwicklungen führten in Innsbruck — wie in vielen europäischen Städten — zu einer Ausdünnung clubkultureller Räume und stellten die ICC zunehmend vor strukturelle Grenzen.
Wie ich (David Prieth) in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung 2025 formulierte:
„Der Alkoholverkauf alleine wird es nicht mehr richten. Clubs brauchen neue Organisationsformen und öffentliche Förderstrukturen.“
Und weiter:
„Österreich als Kulturnation sollte Geld in die Hand nehmen und Club- und Subkultur genauso fördern wie Hochkultur.“
Auflösung & Legacy (2025)
Nach sieben Jahren intensiver Arbeit, aktiver Vernetzung und pionierhafter Strukturentwicklung wurde der Verein mit Ende 2025 geordnet aufgelöst.
Grund war nicht mangelnde Relevanz, sondern das Fehlen langfristiger Förder- und Infrastrukturmittel, die zur Verstetigung professioneller Clubkultur-Arbeit notwendig sind.
Die ICC bleibt damit ein wichtiges Referenzprojekt für kulturpolitische Arbeit im Feld Nachtkultur im alpinen Stadtkontext und wirkt durch Know-how-Transfer, Netzwerke und Erfahrungen weiter — u. a. in Richtung Vienna Club Commission, Szeneinitiativen und kommunale Kulturpolitik.
Eigene Rolle (David Prieth)
Ich war Mitgründer und Mitgestalter der Innsbruck Club Commission und in folgenden Bereichen aktiv:
- strategische Entwicklung & kulturpolitische Positionierung
- Netzwerk- und Stakeholder-Management zwischen Szenebetrieben, Verwaltung und Politik
- Beratung und Strukturentwicklung für nachhaltige Club- und Kulturräume
Die ICC war ein Baustein auf dem Weg zur Anerkennung von Club- und Subkultur als essenziellen Bestandteil einer lebendigen, inklusiven und urbanen Stadtgesellschaft.