Das aktuell laufende Projekt Coll:b am Hof zeigt, dass Innsbruck bereit ist, neue Wege im Umgang mit öffentlichem Raum zu gehen – und dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um zu experimentieren und neue Allianzen zu bilden. Das Projekt wird von Innsbruck Tourismus und unserem Kulturverein, dem Verein zur Förderung der Hofkultur, getragen und gemeinsam entwickelt. Wenn Kultur und Tourismus Verantwortung teilen, entstehen Formate, die weit über Eventlogik hinausreichen: Orte, an denen Stadtbewohner:innen, Gäste und Kunst auf konstruktive Weise zusammenfinden.
Collab am Hof hat geschafft, was im urbanen Kontext oft schwer gelingt: Einen Durchzugsort – einen sogenannten Nicht-Ort – in einen Ort der Begegnung und Bereicherung zu verwandeln. Damit wurde deutlich, welches Potenzial in einer bewussten, gestalterischen Nutzung des öffentlichen Raums liegt. Schade ist, dass es in Innsbruck nach wie vor so viele ungenutzte Flächen gibt, die grundsätzlich als gesellschaftliche Austauschplattformen und Reibepunkte funktionieren könnten – Räume, die Impulse setzen, Dialog ermöglichen und Stadt im eigentlichen Sinn lebendig machen.
Ich sehe darin großes Potenzial – und zugleich die Herausforderung, dass beide Welten, Kultur und Tourismus, noch voneinander lernen und Schritte aufeinander zugehen müssen. Während die Kultur oft reflexhaft kritisch gegenüber institutionellen Strukturen agiert, reagiert der Tourismus noch zu vorsichtig auf künstlerische Freiräume. Umso wichtiger sind Projekte wie dieses, die Brücken schlagen, Unsicherheiten aushalten und neue Narrative im Stadtraum erproben.
In einem Bundesland wie Tirol, in dem der Tourismus eine so gewichtige Rolle spielt, braucht es Mut zur Veränderung – und den Mut zum Städtischen. Innsbruck ist eine Landeshauptstadt, kein Dorf. Sie sollte sich zutrauen, urbane Qualitäten zuzulassen, Experimente zu fördern und jene Menschen stärker mitzudenken, die authentische kulturelle Erlebnisse erst möglich machen und ganzjährig hier verortet sind.
Dieser Mut, nicht nur zu verwalten, sondern zu gestalten, ist entscheidend, wenn Innsbruck in Zukunft eine lebendige, offene und selbstbewusste Stadtkultur entwickeln will.
Link: collabamhof.at



Fotos: ORF & Innsbruck Tourismus/Christoph Schwarz