Innsbruck Club Commission (2018–2025)

Interessenvertretung für Club-, Nacht- und Subkultur in Innsbruck und Tirol

Die Innsbruck Club Commission (ICC) war eine unabhängige Interessenvertretung der Innsbrucker Club-, Nacht- und Subkulturszene. Sie wurde am 18. Dezember 2018 als gemeinnütziger Verein gegründet (ZVR 1560484667) und verstand sich als Schnittstelle zwischen Kulturbetrieben, Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft.

Gründer:innen: Frederik Lordick, Konrad Wolfgang und David Prieth, Mona Sarah Paschinger

Auftrag und Zielsetzung

Die ICC trat dafür an, die strukturellen Rahmenbedingungen für Club- und Nachtkultur in Tirol zu verbessern, deren kulturelle Bedeutung sichtbar zu machen und notwendige kulturpolitische Veränderungen einzuleiten.

Zentrale Zielsetzungen:

  • Anerkennung von Club- und Subkultur als relevanter Kultur-, Sozial- und Stadtraum
  • Verbesserung gesetzlicher und organisatorischer Rahmenbedingungen (u. a. Veranstaltungsrecht, Lärmschutz, Nutzungsräume)
  • Vermittlung zwischen Clubkultur, Verwaltung und Politik
  • Aufbau sicherer, solidarischer und inklusiver Nachtkulturstrukturen
  • Förderung nachhaltiger Organisationsformen und Fair-Pay-Standards

Thematische Schwerpunkte & Projekte

„Luisa ist hier“ (2019–2024)

Die ICC setzte das Präventions- und Awareness-Projekt „Luisa ist hier“ erstmals in Österreich um. Ziel war die Förderung eines sichereren Nachtlebens und die Prävention sexualisierter Gewalt.

Bausteine:

  • Awareness-Schulungen für Clubs und Bar-Teams
  • Aufbau konkreter Hilfsmechanismen für Betroffene
  • Öffentlichkeits- und Sensibilisierungskampagnen
  • Kooperationen u. a. mit Frauen gegen VerGEWALTigung, Z6 Drogenarbeit, Frauenhaus Tirol und der Stadt Innsbruck

Mit Ende 2024 wurde „Luisa ist hier“ in Tirol eingestellt, da keine ausreichenden Förder- und Strukturmittel mehr zur Sicherstellung der Qualitätsstandards bereitgestellt werden konnten.

„Ohne regelmäßige Schulung besteht die Gefahr einer symbolischen Sicherheit. Um dieser Vereinnahmung entgegenzuwirken, wurde das Projekt verantwortungsvoll beendet.“ – Innsbruck Club Commission

Kulturpolitische Arbeit & Advocacy

Die ICC war maßgeblich daran beteiligt, clubkulturelle Anliegen in den kulturpolitischen Diskurs der Stadt einzubringen — u. a. im Kontext der Innsbrucker Bogenmeile, der Städteentwicklung, Awareness-Standards im Nachtleben und der Anerkennung von Clubkultur als förderwürdiger Bereich. Indirekt mit der Arbeit der ICC verbunden war die Gründung des Kulturverein Bögen Innsbruck.


Kontext: Wandel der Clubkultur

Mit der Pandemie und gesellschaftlichen Veränderungen veränderte sich das Ausgeh- und Konsumverhalten deutlich:

  • weniger Alkohol- und Konsumorientierung
  • selektiveres Ausgehverhalten
  • wirtschaftlicher Druck auf Betreiber:innen
  • steigende Miet- und Betriebskosten
  • abnehmende private und öffentliche Finanzierung

Diese Entwicklungen führten in Innsbruck — wie in vielen europäischen Städten — zu einer Ausdünnung clubkultureller Räume und stellten die ICC zunehmend vor strukturelle Grenzen.

Wie ich (David Prieth) in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung 2025 formulierte:

„Der Alkoholverkauf alleine wird es nicht mehr richten. Clubs brauchen neue Organisationsformen und öffentliche Förderstrukturen.“

Und weiter:

„Österreich als Kulturnation sollte Geld in die Hand nehmen und Club- und Subkultur genauso fördern wie Hochkultur.“


Auflösung & Legacy (2025)

Nach sieben Jahren intensiver Arbeit, aktiver Vernetzung und pionierhafter Strukturentwicklung wurde der Verein mit Ende 2025 geordnet aufgelöst.

Grund war nicht mangelnde Relevanz, sondern das Fehlen langfristiger Förder- und Infrastrukturmittel, die zur Verstetigung professioneller Clubkultur-Arbeit notwendig sind.

Die ICC bleibt damit ein wichtiges Referenzprojekt für kulturpolitische Arbeit im Feld Nachtkultur im alpinen Stadtkontext und wirkt durch Know-how-Transfer, Netzwerke und Erfahrungen weiter — u. a. in Richtung Vienna Club Commission, Szeneinitiativen und kommunale Kulturpolitik.


Eigene Rolle (David Prieth)

Ich war Mitgründer und Mitgestalter der Innsbruck Club Commission und in folgenden Bereichen aktiv:

  • strategische Entwicklung & kulturpolitische Positionierung
  • Netzwerk- und Stakeholder-Management zwischen Szenebetrieben, Verwaltung und Politik
  • Beratung und Strukturentwicklung für nachhaltige Club- und Kulturräume

Die ICC war ein Baustein auf dem Weg zur Anerkennung von Club- und Subkultur als essenziellen Bestandteil einer lebendigen, inklusiven und urbanen Stadtgesellschaft.


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