Author: pd1160

  • NEUE REIHE: TRANSGRESSIONS #1

    PMK Poster 2020 term-1Bild (c) Christoph Hinterhuber

    Die p.m.k ist ein Zusammenschluss von mittlerweile 38 Kulturinitiativen, die seit 16 Jahren selbstständig und eigenverantwortlich Kulturveranstaltungen umsetzen. Diese arbeiten zum allergrößten Teil ehrenamtlich, in ihrer Freizeit und stecken in jede einzelne Veranstaltung jede Menge Herzblut, um überregionale Künstler*innen in die kleine Stadt Innsbruck holen zu können. Aufgrund der derzeitigen Covid-19 Eindämmungsbemühungen und der damit einhergehenden Einschränkungen im Veranstaltungs- und Kulturbetrieb steht die p.m.k nun zum ersten Mal seit ihrer Gründung vor der Situation, dass wir gemeinsam Veranstaltungen großflächig absagen mussten. Kein Techno, kein HipHop, kein Black Metal. Keine engumschlungenen Menschentrauben, keine hedonistischen Ausschweifungen im Zuge des so dringend benötigten Wochenendeskapismus. Kein Bier zu viel an der Bar, das vielleicht nicht mehr hätte sein müssen und in Wirklichkeit doch noch so absolut notwendig war. Kein Sturm aus der PA, der einem das Hirn zersägt und keine Diskussion zum Thema groteske Artefakte im subkulturellen Bermudadreieck oder Care-Arbeit und beim-Feiern-aufeinander-Acht-geben. Pop- & Post- & Sub – alles komplett im Arsch also.

    Und gleichzeitig auch wieder nicht. Die vereinsinterne Arbeit ging auch während der veranstaltungsfreien Zeit via Onlinekanäle weiter; es wurde politisiert, diskutiert, abgewogen, verworfen und neuaufgerollt. Es ist nicht in Stein gemeißelt was die p.m.k war, ist oder sein muss. Weder ist sie per Definition ausschließlich eine Konzertvenue, noch ist sie nur Ort für Diskussionen. Wie bereits in ihrem Namen lesbar, ist sie eine Plattform für Kulturinitiativen, die es lieben diesen Raum gemeinsam zu gestalten. Neben Musik, Klangkunst und diversen diskursiven Formaten, hatten in der p.m.k, neben der Kunst am Bau (Hinterhuber, Feuerstein, Fränek) immer auch performative und darstellende Formate ihren angestammten Platz. Deshalb haben wir gemeinsam beschlossen die p.m.k in diesen besonderen Zeiten mit ebenso besonderen Inhalten zu bespielen. In den nächsten Monaten werden wir die Räumlichkeiten der p.m.k gemeinsam mit unterschiedlichen Künstler*innen in eine audio-visuelle Klanggalerie verwandeln. Es wird die Möglichkeit geben, monatlich wechselnde intensive Arbeiten von jeweils 2 Künstler*innen (bzw Kollektiven) zu erleben und diese in kleinen Gruppen zu besuchen. Den Anfang machen wir ab 4. Juni mit 2 jungen Künstlern, die der p.m.k bereits seit vielen Jahren verbunden sind und die uns dazu anhalten werden, unsere altbekannten Räumlichkeiten wieder aus einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen.

    Gleichzeitig ist es uns aber auch ein großes Anliegen, die aktuelle Situation rund um Corona langfristig zu konservieren, um auch den Nachgeborenen die Chance zu geben, nachzulesen wer was aktuell in Tirol alles richtig gemacht hat. Denn wenn der französische Philosoph Baudrillard sagt, dass „die Wahrheit da ist, wo nichts mehr verborgen bleibt” und somit “die Pornographie wohl wahrer als die Wahrheit” ist, dann sind die hier noch erscheinenden Texte unserer vier Autor*innen Martin Fritz, Marco Russo, Rene Nuderscher und Marco Frei feingeschliffenes pornografisches Edelmetall, mit dem sich dann auch der letzte Tiroler Steinadler fachmännisch häuten lässt.

    Und ja klar: Genauso wie ihr hoffen auch wir, dass wir uns dann im Herbst wieder gemeinsam an der Bar und vor der Bühne in die Arme fallen können. Was diesbezüglich jetzt schon mal feststeht – es wird wunderbar.
    Bis dahin: Bleibt gesund und passt auf euch auf.

    – David Prieth

    VERNISSAGE 04.06.2020
    Ort: p.m.k, Viaduktbogen 18-20, 6020 Innsbruck
    Start: 19:00 Uhr

    Fabian Lanzmair: 16 million pixels (Viaduktbogen 19)
    Eine Komposition für drei Stroboskope, Filter und Spulen.

    Drei computergesteuerte Stroboskope werden an den Blitzröhren mittels Spulen mikrofoniert. Jeder Blitz erzeugt einen hörbaren Impuls, welcher bearbeitet und über Lautsprecher im Raum hörbar gemacht wird. Es entsteht eine Koppelung zwischen optischen Mustern auf der Netzhaut und psychoakustischen Phänomenen im Innenohr. Das Ergebnis ist eine intime und hyper-synästhetische Erfahrung, in der die eigene körperliche Beschaffenheit zu subjektiven Bildern und Eindrücken führt. Die Installation soll mit geschlossenen Augen erlebt werden.
    Warnung: Es wird sehr starkes Licht verwendet. Nicht mit geöffneten Augen in das Licht schauen.
    Warnung: Diese Installation verwendet starke Stroboskopeffekte und kann bei gefährdeten Personen epileptische Anfälle verursachen.

    Lukas Moritz Wegscheider: Memoire (Viaduktbogen 18)
    In seiner neuen Installation beschäftigt sich der Klangkünstler Lukas Moritz Wegscheider, mit Erinnern und Vergessen. Es scheint als wäre zurzeit vieles auf Vergessen gestellt. Einigen Vertretern der Politik käme dies, nach vergangenen Entscheidungen, wahrscheinlich auch gelegen.
    ver|ges|sen / Ver|ges|sen

    du vergisst, er/sie/es vergisst; vergessen; vergiss!; etwas vergessen

    1. aus dem Gedächtnis verlieren; nicht behalten, sich nicht merken können
    2. nicht [mehr] an jemanden, etwas denken
    3. die Beherrschung über sich selbst verlieren

    er|in|nern / Er|in|ne|rung

    du erinnerst, er/sie/es erinnert; erinnern; erinnere!; sich erinnern

    1. die Erinnerung an jemanden, etwas bei jemandem wachrufen; wieder ins Bewusstsein rufen
    2. veranlassen, an etwas zu denken, jemanden, etwas nicht zu vergessen
    3. durch seine Ähnlichkeit ins Bewusstsein bringen
    4. vorbringen, zu bedenken geben

    Was in Raum A, als das Abbild von Geschehenem, also als erste Erinnerung dargestellt wird, wird in Raum B in recycelter Form noch einmal aufgegriffen und konfrontiert erneut.
    Eine erinnerte Erinnerung.
    Die Installation thematisiert, dass man nicht einfach vergessen kann, dass man nicht einfach vergessen macht und dass man sich auch nach vergessenem Vergessen, immer wieder an Vergessenes erinnern wird. Von vergessenem Vergessen – zur erinnerten Erinnerung.

  • TT Interview über die Situation von Clubs & Gastronomie während Corona (27.05.20)

    In der heutigen Ausgabe der Tiroler Tageszeitung und Online-TT kann man ein Interview nachlesen, das ich gemeinsam mit anderen Betreibern von Innsbrucker Nachtlokalen und Kulturinstitutionen über die aktuelle Situation und dringend nötige Hilfsmaßnahmen geführt habe.
    Das ausführliche Interview findet sich online HIER

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  • Der frittierte Steinadler

    Manche Menschen misinterpretieren meine manchmal mehr oder weniger kritischen Kommentare zum zeitgenössischen Lokalgeschehen wohl als Abneigung gegenüber meinem alpenländischen Lebensmittelpunkt. Es sollte allerdings klar sein, dass ich wie viele andere auf manchen Sachen eher gerade deshalb so herumreite, weil mir unterm Strich einfach sehr viel an diesem Plätzchen liegt. Es ist ja auch super süß hier leben zu können im vermurten Nadelwald; die Lebensqualität ist unglaublich hoch, die Berge auch und mit einer läppischen Zirbenschnapsvergiftung ramponiert man noch keine Alpenleber. Und genau deswegen gilt es genau hinzuschauen wie man so prinzipiell mit seinen Mitmenschen umgeht, wie man ihnen auf Augenhöhe und unvoreingenommen begegnet. Man sollte sich auch immer mal wieder den Gedanken vergegenwärtigen, dass unser Lebensstandard nur so hoch sein kann, weil er prinzipiell auf struktureller Ausbeutung von Schlechtergestellten fußt (Capitalism 101). Und als hauptberuflicher Fußkettchenfetischist und nebenberuflicher Kulturarbeiter muss ich dann natürlich auch immer meinen Senf zu allem Kulturzeugs geben.

    Worum gehts hier gerade? zB darum, dass alles was so unter Club- Sub- Pop- und dem ganzen Gschnal verstanden wird, von politischer Seite tagein, tagaus lediglich als nicht ernstzunehmende Tachinose gehandelt wird. Wenn ein Bürgermeister Willi Sonntagabends bei im Zentrum sagt: “Diese Enge, wo in irgendeiner Bar die Leute aufeinanderpicken und bis tief in die Nacht hinein sich belustigen, das wird sich nicht mehr spielen in dieser Form. Und ich finde das ist in einem Kulturland wie Österreich durchaus gut so“, dann muss ich mir halt auch denken, dass der Kulturbegriff vom Kirchenchor-Grünen und seinem Stimmvieh hier offenbar verblüffend weit auseinanderliegt. Vor nicht allzulanger Zeit gabs noch schmissige Slogans wie „Bogenmeile retten“ und sogar einige Clubbetreibende machten Werbung für die Grünen, weil die unser Nachtleben noch am wenigsten mit Füßen treten würden. Und dann sitzt man da vorm Fernseher und freut sich über den Konter von Ministerin Köstinger, dass Feiern an sich halt auch nicht nur scheiße ist. Damn ÖVP, where have you been all my life? Hände falten, Bass einschalten
    Clubkultur ist also keine Kultur, weil da hängt kein schönes Bild im Rahmen und die Leute sitzen auch nicht im Schachbrettmuster in ihren Logen, trinken in der Hälfte vom Set ihren Campari-Soda und überbieten sich mit sinnigen Sentenzen wie ‚die Darbietung des Dirigenten heute war mal wieder un-über-troffen‘.
    Hart: Das Wissen, dass Fragen wie „was ist die Gesellschaft“ oder Konzepte wie „was bedeutet es seinen Lebensraum aktiv mitgestalten zu können“ auch abseits vom mittigen Parkett verhandelt werden können, darf also nicht vorausgesetzt werden.
    Härter: Wie die meisten habe auch ich nach dem achten Bier am Tresen schon deepere Sachen gehört als was der mit mehrfachplatin bedachte Operntenor von den Bühnen dieser Welt erbricht.

    Aber eh, natürlich motze auch ich gern im Internet herum, weils halt einfach Spaß macht und man sich in dieser Zeit ja irgendwie auch bei Laune halten muss. Ich zum Beispiel lackiere mir dann die Nägel und sinniere über die ästhetische Königsklasse von einriemigen(!) Birkenstocksandalen mit dazupassendem Fußkettchen (nicht an mir selbst – nur an anderen), wenn ich nicht gerade damit beschäftigt bin mein Dasein als entrückte Problemschönheit zu idealisieren. Aber ich schweife ab, eigentlich wollte ich mich noch darüber aufregen, dass Musiker wie Jo Stöckholzer nach jahrelanger künstlerischer Tätigkeit von Seiten des Landes ohne einen müden Cent Förderung abgestraft werden – weil kein einschlägiges Studium. Und die dies noch dazu mit lapidaren Nullaussagen in krächzendem Amtsdeutsch übermittelt bekommen. Weil Popmusik ist auch keine Kultur, die Popmusik finanziert sich selber – nicht so wie die Ziachorgel vom Onkel Willi und der neue alpenländische Blaskapellen-Kalender „Auf der Heidi gibts koa Sünd“. Das gehört subventioniert, weil da sind Berge drauf und das hat dann auch einen Tirolbezug – nicht so wie diese schmutzige Erotik der Popmusik, die war mir schon seit Von Seiten der Gemeinde ein Dorn im Auge. Immer dieses neumodische Tschingbumm wo man sich fragen muss, ob rappen nicht auch irgendwann endlich einmal heilbar wird. Alles Verbrecher durch die Bank. Aber wie wir wissen tut der Teufel in Tirol genau eines, wenn er es nicht mehr aushält: ER WINDET UND BIAG SICH WIAR A WOADENE RUATN AM BACH.

    Wie gehen wir also heute nach Hause? Was ist hier das Fazit? Vorschlag: Da Kulturbegriff im Landl hat an Detschn. Da Willi hat koan Bock auf Rave und wer Popmusik macht kassiert am Amt a Luftwatschn.
    Wie sagt der Opa nachm siebten Schnapsl gern? SCHIAN IS WAS ANDAS.

    Achja und bevor ich vergess: Momentan sind viele Fakeprofile im Umlauf, die einen hinzufügen wollen, um private Profile auszuspionieren. Passt auf, eventuell ist es die Alpen-Kripo, die klopft dann an eure Türe und frisst euren letzten Rest Kernseife auf

  • Morgen: Kultur erhalten DEMO – Schweigeminute für drohenden Kulturtod

    Derzeit wird viel über finanzielle Unterstützungen für Kunst- und Kulturschaffende gesprochen und diskutiert. Das ist selbstverständlich gut und richtig, da viele Menschen in diesem Sektor derzeit bereits um ihr Überleben kämpfen. Auch ich habe meinen Einsatz für diese Sache zu eine meiner zentralen Aufgaben gemacht, da mir dieser Bereich wie kein zweiter am Herzen liegt. Was mir dabei aber immer wieder sauer aufstößt: Es wird meist mit erweiterten Wertschöpfungsketten argumentiert (Kunst- und Kultur sind hier EU-weit einer der Bereiche, die finanziell am meisten erwirtschaften), mit Bruttoinlandsprodukten und der untrennbaren Verquickung von Kultur und dem Wirtschaftszweig Tourismus. Es wird versucht Kunst und Kultur in Zahlen und Excel-Sheets zu quetschen, in eine einer Verwertungslogik entsprechenden Notwendigkeit zu übersetzen. Dabei geht es doch vor allem im Kunst und Kulturbereich darum, dass diese eben nicht nur anhand von Zahlen messbar, durch Logik argumentierbar sind und diese dann ausreichend ihren Zweck erfüllt haben, wenn ein Gast dazu noch 3 Bier gesoffen und 2 Schnitzel bestellt hat. Köhlmeier hat es im gestrigen KulturMontag mit diesem Satz gut zusammengefasst: „Wenn man sagt ‚Schönheit genügt nicht‘ dann braucht man nicht über Kultur oder Musik, Kunst oder Literatur zu diskutieren.“
    Worum gehts also in diesem Post? Es gibt momentan viele Gründe für die Stärkung von Kunst und Kultur einzutreten und auf die Straße zu gehen. Sei es, weil man dieses Feld selbst lebt, gerne „konsumiert“, Menschen kennt die darin tätig sind oder einfach weil man die dazugehörige Lobby unterstützen möchte.
    Morgen um 16:00 Uhr gibt es dazu bei der Demo „Kultur erhalten DEMO – Schweigeminute für drohenden Kulturtod“ eine Gelegenheit. Deshalb wars mir wichtig auch hier nochmal Werbung für diese Demo zu machen, die verschiedene Initiator*innen aus der lokalen Szene auf die Beine gestellt haben. See ya there

    https://www.facebook.com/events/234142281149511

  • Tiroler Corona-Geschichtsfälschung in Echtzeit

    Vielleicht ändern nun auch diejenigen ihre Meinung, die anfangs sagten, kritische Berichterstattung zu Corona in Tirol und dessen Krisenmanagement wären nur reines “Spalten” und “untergräbt den Zusammenhalt”. Man könne sich dann später, wenn dafür Zeit ist, einer lückenlosen und gewissenhaften Aufarbeitung widmen. Ok cool. Nun wo wieder Lockerungen ins Haus stehen und die Menschen mit etwas zurückgewonnener Lebensqualität in Richtung “Normalität” entlassen werden, geht die gelebte Geschichtsfälschung in Tirol ohne Genierer weiter. Schon jetzt sollen wir wissen und gewusst haben, dass alles ziemlich gut gelaufen ist und es unterm Strich niemand hätte besser machen können. Mal aufrichtig einen Fehler eingestehen? Fehlanzeige.

    Da werden jetzt auf FB geschönte Chronologien der Ereignisse in Umlauf gebracht und da wird auch heute einem LR Bernhard Tilg, der sich mit seinem Die-Behörden-haben-alles-richtig-gemacht-Auftritt zum Gespött der gesamten Nation gemacht hat, im Landtag das Vertrauen ausgesprochen. Ergo: Der Typ bleibt im Amt, kassiert weiter für seine “Expertise” gute Gagen und lacht uns schamlos aus.
    Das muss man sich einmal durchdenken. Eigentlich müsste man die Szene großformatig in Öl malen und sie im Landhaus in den Herrgottswinkel hängen. Jeder Besucher der reinkommt muss sich dann vor der Audienz 5 Minuten auf Knien rutschend mit einer Corona-Maske geißeln und dabei das Gemälde betrachten. “Wenigstens den Tilg wirds jetzt halt als Bauernopfer fressen stattm Platter oderm Hörl”, habens gsagt. “Irgendwen miass ma ja verbraten im Fernsehn beim Wolf Armin in Wien untn”. Und jetzt bleibt ebenjener in Amt und Würden, weil solche Entscheidungen in Tirol eben normal sind. Und die seit Wochen angekündigte Expertenkommission wird ganz normal mit Menschen besetzt, deren Unabhängigkeit schwer angezweifelt werden muss.

    Alle Satiriker in Tirol müssen in Zwangspension, für 5,20 Spargel stechen und 24h am Tag die Oma wickeln. Der Koalitionsfriede in Tirol steht über allem und entwertet inzwischen eigentlich alles – sogar Menschenleben muss man sagen. Weil sein tuts eigentlich eine Verhöhnung von allen die an diesem Chaos bleibenden Schaden genommen haben

  • Gedanken zu Gratis-Kultur-Streams während Covid19

    Eine der nervigsten Formulierungen ist ja, wie mein Homeboy R Nuderscher schon vor Jahren geschrieben hat “im Spannungsfeld von” – was ich vollinhaltlich unterschreiben muss und trotzdem ist sie in dieser Situation, wenn man sich die Lage von Kunstschaffenden ansieht, leider überaus treffend. Der aktuelle Trend künstlerische und kulturelle Formate kostenlos ins Netz zu verlagern, erfreut sich derzeit aus der Not heraus großer Beliebtheit. Am Wochenende gibts Streams aus den Clubs der Welt, unter der Woche gibts hier ein Konzert und dort live ein Theaterstück. Jetzt stellt sich aber doch für viele – zu Recht – die Frage: Muss und soll man derzeit wirklich jede künstlerische Position kostenlos und in technisch oft eher schlecht als recht gelöster Qualität durch den Äther treten, um “zumindest irgendwas zu machen” oder ist es eigentlich nicht sogar Quatsch und grob fahrlässig, da man damit genau denjenigen in die Hände spielt, die ohnehin am liebsten die alte Platte von “ihr machts des ja eh gern und brauchts deshalb kein Geld dafür” auflegen?

    Eigene Formate zu entwicklen bzw sich in einer do-it-yourself Einstellung gegenseitig mit inspirierenden Inhalten zu unterstützen (hat mir in den letzten Wochen auch schon einige Male geholfen) ist eine tolle Sache – aber soll man sich jetzt als Künstler*in noch mehr in die finanzielle Selbstentwertung zwingen, nur weil ein ehemaliger Kulturminister Blümel (lol?) aktuell im Finanzministerium auf der Bremse steht, herumeiert und die entsprechend benötigte Kohle nicht rausrückt? Ist es schön, weil es zu einer Demokratisierung (was ja auch nicht stimmt) des Zugangs zu kulturellen Angeboten beiträgt oder ist es alles noch viel Schlimmer als dieses lebensverbrennende Instagram auf Benzos und Antidepressiva zugleich?

    Klar, hier wird jetzt Vieles (bewusst) vermischt und das eine Beispiel hat mit dem anderen nur bedingt zu tun, aber mir blutet einfach das Herz, wenn ich wöchentlich zig Leute sehe, die ihre Arbeiten anbieten und diese Situation oftmals behelfsmäßig als kostenlose Werbezeit nutzen müssen, weil es derzeit keine Jobs für sie gibt und sie bei viel zu vielen Hilfsangeboten durch den Raster fallen bzw mit 10 Euro und einer Watschn abgespeist werden.

    PS: Und ja ich weiß, viele Menschen wollen ihr Schaffen dezidiert nicht als “künstlerisch” oder “Arbeit” definiert sehen, weil sie zB in einer grantigen HC Band spielen, antikapitalistische Solotheaterstücke aufführen, Geld ohnehin der Feind ist und diese beiden Wörter dann gefühlt aus einer anderen Sphäre stammen – trotzdem ists es unterm Strich beides, auch wenns (in diesem Fall glücklicherweise) nicht die Lohnarbeit ist

  • Diskussion: Existenz-Bedrohung für die Kulturnation (20.04.20)

    Kultur | kulturMontag
    Diskussion: Existenz-Bedrohung für die Kulturnation mit Staatssekretärin für Kunst & Kultur Ulrike Lunacek, Yvonne Gimpel (Geschäftsführerin der IG Kultur), Herbert Föttinger (Direktor Theater in der Leopoldstadt) und Christoph Klingler (IG Österreichische Veranstaltungs-Wirtschaft) diskutieren über die Existenz-Bedrohung für die Kulturnation Österreich.

  • Interview Kulturton zur Situation für Kulturvereine in Tirol während Covid-19

    Falls es jemand noch nicht gehört und Interesse an der aktuellen Situation aufgrund der Corona-Eindämmungen für Kulturvereine in Tirol hat: Michael Haupt hat für FREIRAD 105.9 Freies Radio Innsbruck einen Beitrag gestaltet, in dem zahlreiche verschiedene Akteur*innen der Tiroler Kulturszene zu Wort kommen und auch Helene Schnitzer und ich (TKI – Tiroler Kulturinitiativen & IG Kultur) befragt wurden. Der Beitrag kann hier im Archiv nachgehört werden
    KLICK zum Beitrag im Archiv

  • Medienkompetenz in Zeiten von Corona

    Wahrscheinlich ist es den meisten ohnehin schon längst aufgefallen; momentan beginnen auch vermehrt Menschen soziale Medien und Messenger-Dienste zu nutzen, die davor eher wenig damit am Hut hatten. Eh klar, wenn man nicht die Chance hat Menschen direkt zu treffen, weicht man eben ins Netz aus. Und nicht alle sind dabei mit dem oftmals haarsträubenden Gesprächsklima und dem Verifizieren von glaubhaften Quellen im Internet vertraut. Verschwörungsblogs – Whatsapp Kettenbriefe – abgründige Youtubekanäle von Weltuntergangspropheten. Deshalb: Tut verunsicherte Verwandte & Freund*innen nicht immer von vornherein als Spinner ab, sondern versucht mit ihnen gemeinsam Unwahrheiten als solche zu entlarven oder ihnen ein Basis-Handwerkzeug für Faktenchecks und seriöse Recherche in die Hand zu geben. Für viele ist ein zusammengeschusterter Nonsens-Text gleichbedeutend mit einer APA-Pressemeldung, weil “es steht ja da” bzw “haben SIE es gemeldet”. Die Vorstellung, dass jemand ein echt aufwendiges Video mit dramatischer Musik und halbwegs eloquentem Text produziert, nur damit es dann im Endeffekt kompletter Humbug ist, scheint für viele nicht sonderlich naheliegend zu sein.
    Aber bei diesen ganzen Blut-trink-Stories die momentan kursieren (Adrenochrome etc), die es ja bereits seit der Antike gibt und die im Prinzip nicht viel anderes sind als die alten Ritualmordlegenden und das “Brunnenvergiften” (meist hat man damit ja versucht Ressentiments gegenüber jüdischer Menschen zu schüren / momenan ist es halt mal wieder “DIE ELITE”) ist man dann schnell wieder beim “Anderl vom Rinn” und ähnlichen Lügenmärchen. Mir fällt es echt selbst nicht leicht, bei manchen Dingen nicht einfach direkt die Wände hochzugehen, aber sinnvoller und vorausschauender ist es wahrscheinlich mit den Menschen zu sprechen – und wenns gar nicht mehr geht, dann sollte man sachlich und faktengestützt dagegenhalten und sich anschließend ein Beruhigungsbier aufmachen…