Category: Allgemein

  • Kurzbeitrag für Vergleichende Literaturwissenschaft (Uni Innsbruck)

    Um zukünftigen Studierenden einen Einblick in das Studium der vergleichenden Literaturwissenschaft zu geben, hat die aktuelle Studienrichtungsvertretung Interviews mit Absolvent*innen und Studierenden geführt. Es freut mich überaus, dass auch ich ein paar Sätze dazu beisteuern konnte und kann generell nur allen empfehlen sich dieses wunderbare Studium anzusehen. Ich bezweifle, dass ich ohne mein Komparatistik-Studium heute all jene Dinge tun würde die ich eben so tue.

    Das Studium wird mittlerweile im Bachelor- und Master-Modell angeboten und noch heute ist das Institut eine kleine angenehme Insel mit einer Gesprächsatmosphäre auf Augenhöhe.

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  • Innsbruck Club Commission im Komplex-Adventskalender

    Das Kulturmagazin Komplex hat für seinen diesjährigen Kultur-Adventskalender ein Interview mit uns geführt, in dem wir die Idee hinter der ICC vorstellen konnten. Muchas gracias!
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    Liebes Club Commission-Team, erzählt uns ein bisschen über euch! Was ist eure Mission?

    Wir sind die Innsbruck Club Commission, ein gemeinnütziger Verein, der seit 2018 besteht und sich zur Aufgabe gemacht hat, das Innsbrucker Nachtleben in jeglichem Sinne schöner zu gestalten. Dabei sehen wir uns als Interessenvertretung der Innsbrucker Clubkultur, das aber vor allem im Sinne einer Schnittstelle zwischen verschiedenen Akteuren, wie Betreibenden, Veranstalter*innen, Anrainer*innen, Gästen und Politik. Wir versuchen so, in der Zusammenarbeit, die lokale Nachtkulturszene nachhaltig zu bereichern und gemeinschaftliche Lösungen für bestehende Probleme zu finden.

    Wir sind davon überzeugt, dass Clubs als ein wesentlicher Bestandteil der heimischen Kulturszene gelten müssen und maßgeblich dazu beitragen, dass der heimische Kulturbegriff nicht verstaubt und sich weiterentwickelt. Außerdem bieten Clubs Menschen aus allen Gesellschaftsschichten einen Begegnungsort, der durch professionelle Hände so sicher wie möglich gestaltet ist und so die Möglichkeit bietet, sich alternativ zum bestehenden Alltag auszuleben und auszuprobieren.

    Leider werden Clubs vor allem von Seiten der Politik nicht flächendeckend als Teil der Kulturlandschaft mitgedacht. Wir wollen dieses Verständnis aufwerten und die Aufmerksamkeit weg von Verboten und hin zu Möglichkeiten und Lösungen lenken.

    2019 konnten wir unter anderem unser Herzensprojekt „Luisa-ist-hier“ in Innsbruck als erste Stadt Österreichs umsetzen. Die Präventionskampagne stellt konkrete Maßnahmen durch Schulungen und Richtlinien bereit, um gegen sexualisierte Gewalt im Nachtleben vorzugehen und kann so seit 2019 dazu beitragen, eine sorglosere und sichere Zeit im Innsbrucker Nachtleben zu erleben.

    Wie sieht eure Arbeit in Bezug auf die Corona-Krise aus?

    Die Corona Krise, welche die Branche offensichtlich besonders hart trifft, hat uns dazu motiviert, besonders viel Energie aufzuwenden, um einen Lichtblick für die Szene zu ermöglichen. Mit einem von uns verfassten Forderungskatalog sind wir vor einigen Monaten an die Stadt Innsbruck herangetreten. Seitdem befinden wir uns im regen Austausch mit der Stadt und der Wirtschaftskammer und versuchen mit dem Land Tirol ins Gespräch zu kommen. Momentan warten wir noch auf konkrete Zusagen, aber der Grundton der Gespräche lässt uns auf jeden Fall positiv in die Zukunft blicken. Wir hoffen deshalb, dass wir zumindest vor Ende des Jahres noch weitere Schritte in Richtung eines Rettungspakets für die heimische Clubszene gehen können!

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  • Raumaneignung in Zeiten der Pandemie (Intervention)

    Intervention an der Fassade der p.m.k-Bar durch das Institut für Gestaltung / .studio1 Innsbruck
    Zu sehen vom 8.12. bis zum 30.12.2020

    Raumaneignungen in Zeiten der Pandemie: Der Trend der Aufhebung der Grenzen zwischen Wohn- und Arbeitswelten schreitet, bedingt durch die rasante Digitalisierung, schon länger voran. In Zeiten der Pandemie tritt dieser Trend verschärft zutage. Im Lockdown fungieren private Wohnräume als Home Office, für Home Schooling, als Räume für Fitness und Erholung.In diesem Zusammenhang verschiebt sich momentan auch die Bedeutung des öffentlichen Raumes enorm. Als Gegenpol und Ausgleich zu den so stark beanspruchten privaten Räumen, kommt dem öffentlichen Raum eine ganz besondere Bedeutung zu.Studierende der Architekturfakultät in Innsbruck eignen sich im WS 20/21 im Rahmen der Lehrveranstaltung Architekturtypologien öffentliche Räume und Gebäude an. Auf oft humorvolle Art und Weise wurden Situationen in öffentlichen Stadt- und  Naturräumen von den Student*innen mit neuen, unerwarteten Funktionen bespielt, ganz im Sinne des französischen Philosophen Michel de Certeau.1
    Mit ihren Interventionen veränderten die Studierenden temporär Charaktere und Atmosphären der Orte, drückten (versteckte) Bedürfnisse als Stadtbenützer*innen aus, und eröffneten damit neue Sichtweisen über die vielfältigen Möglichkeiten der Raumnutzung. Ab 08.12.2020 werden Dokumentationsfotos einer Auswahl der Interventionen in Form einer Schaufensterprojektion am Fenster der PMK in Innsbruck gezeigt und so einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

    1Michel de Certeau: Practice of Everyday Life, University of California, 3.Ausgabe, 2011

    Projekte / Autor*innen: Nadine Cassar, Carla Dissegna: Fahrradständer, Erja Ziernhoeld, Marlene Ortner: Pole Dance, Felix Dallago, Oskar Weiskopf: P2 Downhill, Theresa Lamp, Hanna Lorenz: Gipfelkreuzleuchten, Jonas Mertens, David Rübekeil: Sperrmüll sortieren Alisa Baldauf, Lucia Fliri: Frisiersalon im Freien, Felicia Ladig, Leon Stofft: Abgase keschen, Anna Eisenberg, Anna Stock: Spa am Leopoldsbrunnen Annika Langer, Marie Christin Unterthiner: Wegwerfmasken im Kaufhaus Tyrol, Anna Gläser, Tabita Mauch: In Plastik schwimmen, Moritz Heger, Jana Hocker: Lockdown Golfer, Amelie Kotte, Aline Krabacher: Parkplatz Garconniere, Nevin Demircioglu, Icoz Humeyra: Bilder rahmen Michael Daverda, Jan Hofer: Waschanlage, Christina Angerer, Pamina Pawlik: Anpassen eben, Marlene Widl, Emilia Wöhr: Coronasport, Julia Rupprecht, Sebastian Wimmer: Gemeinsam sein, Vanessa Kurz, Lynn Meier: Auspuffmasken, Teresa Konle, Paula Munzert: Verkehrte Beine vor Ämtern, Luisa Graf, Claudia Rohrer: Taking a bath /
    Betreuerinnen: Irmi Peer, Charlotte Thorn

    Link zum Institut für Gestaltung / .studio1 Innsbruck

  • Kundgebung/Demo: Existenzen sichern

    Vergangenen Freitag durfte ich endlich einmal wieder von einer größeren Bühne herunterschimpfen. Das Bündnis „Existenzen sichern“ hat diese Kundgebung am Marktplatz organisiert, die auf die besonders heikle Situation für die gesamte Veranstaltungs- und Kulturbranche aufmerksam machen möchte; das Bündnis besteht dabei aus Vertreter*innen diversester Branchen (Technikfirmen, Kunstschaffende, Gastro, freie Eventspezialist*innen, Unterstützer*innen, Security, uvm). Vielen Dank für die orga & Einladung!

    Die Veranstaltungsbranche in Ö setzt jährlich ca. 10 Mrd. Euro um und rund 150.000 Menschen sind in diese arbeitstechnisch direkt oder indirekt eingebunden. Kunst und Kultur sind mehr als reine Belustigung und Firlefanz, sondern ein zentraler Pfeiler einer demokratischen Gesellschaft. Und für dieses Gut gilt es Kohle in die Hand zu nehmen, damit die Szene auch weiterhin arbeiten und weiterexistieren kann.

    Foto: Agnieszka Kulowska
  • In Tirol nimmt “Querdenken / Für eine bessere Welt” gnadenlos Tote in Kauf

    Die jüngsten random Anfeindungen von Querdenker*innen auf Innsbrucks Straßen zeigen, dass diese Posts vielleicht doch etwas beitragen können. Das ist doch schön 🙂 Also mal wieder der friendly reminder, dass “Querdenken / Für eine bessere Welt” auch in Tirol Nazipropaganda zumindest untereinander teilen und diese auf ihren Kanälen und in Telegram-Gruppen tolerieren.

    Die aktuelle Strategie der Laternenumzüge mit Kindern soll wahrscheinlich davon ablenken, dass nur innerhalb der letzten 2 Tage in den Gruppen wieder von “Staatssimulation” und “Schutzstaffel” gefaselt wird, Qanon-Posts, die die weltweite Rothschild-Verschwörung befeuern, abgefeiert werden und zum Tirol-weiten Boykott der Gratis-Testungen aufgerufen wird.Man kann sich nur wiederholen: Man kann hart mit widersinnigen Regierungsmaßnahmen ins Gericht gehen, man kann den strukturellen Rassismus von Bundeskanzler Kurz anprangern, man kann gegen Hetze wie “die Ausländer, die die Viren ins Land tragen” auf die Straße gehen – aber man muss nicht mit “Querdenken / Für eine bessere Welt” in Innsbruck Gruppierungen unterstützen, die in ihren Reihen, Gruppen und in ihren Argumentationsweisen Volksverhetzung dulden.

    Lasst euch von ein bisschen Lampion- und Christkindl-Flair nicht täuschen. Wer gemeinsame Sache mit Rechtsextremen macht, tritt nicht “für eine bessere Welt” ein. Da können sie noch so nett “Es klappert die Mühle am rauschenden Bach singen.”

    Zur Veranschaulichung möchte ich noch diese aktuellen Telegram-Screenshots aus der Gruppe als besondere Schmankerl anfügen. Hier sieht man deutlich wie das mit dieser “besseren Welt”, Frieden, Freiheit und so gemeint ist.

    ▶ “Nein, ich will dich nicht schützen!!!!”
    ▶ “Es ist nicht meine Schuld wenn jemand stirbt.”

    Natürliche Auslese?
    Sozialdarwinismus?
    Ausrottung von unwertem Leben?
    Friede Freude Kumbaya?

    Schon schön, diese Querdenker-Gesellschaft.

  • Interview Stadtblatt “Stimmen aus der Kulturszene” (Nov 20)

    Ich habe mit Redakteurin Nadine Isser vom Stadtblatt Innsbruck über die angelaufene Innsbrucker Kulturstrategie 2030, die knappe Raumsituation, Fair Pay, Kultur&Corona, die Innsbrucker Kulturlandschaft und mehr geplaudert.
    FÜR DEN EXTERNEN INHALT HIER KLICKEN

    Kultur-Tausendsassa David Prieth im Gespräch

    Die Stadt Innsbruck möchte mit der Kulturstrategie 2030 das kulturelle Leben in Innsbruck wiederbeleben. Dazu wurden verschiedene Menschen aus der Kulturszene befragt. Einer von ihnen ist David Prieth, Geschäftsführer der p.m.k., Vorstandsmitglied der Tiroler Kulturinitiativen, der IG Kultur Österreich und Aufsichtsratsmitglied des Tiroler Landestheaters.

    STADTBLATT: Wie zufrieden sind Sie mit dem Fragenkatalog der Kulturstrategie 2030?
    David Prieth: Die Aufteilung fand ich gut. Es ging um eine Art Bestandsaufnahme, aber auch was man vermisst oder was man sich für die Zukunft wünscht – die Fragen waren relativ offen und ich hab da viel unterbringen können. Es gab auch noch Raum für Input, also der Fragenkatalog war gut zusammengestellt.

    STADTBLATT: Wie stehen Sie zur „Kulturstrategie 2030“?
    Prieth: Ich bin Mitglied der Battlegroup for Art, das ist der Zusammenschluss, der in einem Treffen zusammen mit der Stadt Innsbruck diese Kulturstrategie – so wie es sie auch in anderen Städten gibt – versucht hat anzustoßen. Wir finden es wichtig, dass man sich nicht nur von einer Legislaturperiode zur nächsten oder von einem Jahr zum nächsten, Gedanken macht, sondern sich längerfristige Konzept überlegt, wo man hinwill. Ein Konzept, auf das sich viele einigen, bei dem man nicht immer alles neu ausstreiten muss. Bei dem sich alle einbringen können und das man dann als Leitfaden verwenden kann.

    STADTBLATT: Also sind Sie mit dem jetzigen Stand der Kulturstrategie zufrieden?
    Prieth: Genau, wobei diese noch sehr am Anfang steht. Ich finde, es braucht eine ganz starke Transparenz, sodass sich Leute eingeladen fühlen, ihre Meinung kundzutun und sich einzubringen. Aber bisher bin ich zufrieden.

    STADTBLATT: Was sind die Hauptforderungen aus Ihrer Perspektive, bzw. wo müsste man am schnellsten schauen, dass sich die Lage für Kunst- und Kulturschaffende verbessert?
    Prieth: Was Corona klar gemacht hat, ist, dass prekäre Arbeitsbedingungen für Künstler und Künstlerinnen schwierig sind, weil sie in Krisensituationen – so wie jetzt – überhaupt keine Rücklagen haben, teilweise als gemeinnützige Vereine auch gar keine Rücklagen haben dürfen. Soziale Absicherung ist auf jeden Fall wichtig und Raum, z.B. Ateliers. Die Szene braucht soziale Absicherung, die Szene braucht Raum und die Szene braucht faire Bezahlung. Und im Idealfall auch noch einen Ausbildungsort in Innsbruck, sodass nicht alle nach Wien oder Linz gehen müssen, um Kunst und Kultur zu studieren.

    STADTBLATT: Wäre es auch sinnvoll das System der Subventionierung zu überarbeiten?
    Prieth:
     Was ein großes und wichtiges Thema ist und auch zum ersten Mal seit zehn Jahren in ein Regierungsabkommen geschafft hat, ist das Thema „Fair Pay“, also faire Bezahlung für Arbeit. Faire Entlohnung, das ist einfach wichtig. Ich finde es ist falsch, dass man zwar einerseits gerne von Kulturnation spricht und sich auch damit schmückt, und andererseits sieht die Arbeitsrealtiät von kulturschaffenden Menschen aber oft so aus, dass sie sich in einer Bittsteller-Situation wiederfinden. Kulturschaffenden Menschen sollte man auf Augenhöhe begegnen und sie auch entsprechend entlohnen, sodass diese auch dementsprechend arbeiten können.

    STADTBLATT: Also sind Subventionen und der Eintritt insgesamt zu wenig, als das faire Bezahlung zustande kommen könnte?
    Prieth:
     Genau, hier braucht es ein Umdenken der Wertigkeit. Viele Menschen im Kunst- und Kulturbereich haben sich schon daran gewöhnt, dass sie sich unter ihrem Wert verkaufen müssen, dass sie es gar nicht mehr realistisch finden, dass sie irgendwann einmal halbwegs normal verdienen. Da braucht es auch in der Szene ein Umdenken: dass die Arbeit, die wir machen, wichtig ist. Und dass mehr finanzielle Ressourcen in die Kultur reingesteckt werden müssen.

    STADTBLATT: Wie schätzen Sie die Lage in Innsbruck ein, z. B. ist die Clubkultur in Innsbruck auch vor Corona schon stark in Bedrängnis gekommen?
    Prieth:
     Das positive ist, dass es einen extrem solidarischen Austausch gibt. Wir haben auch mit der Clubcomission Innsbruck viele Nachtgastronomiebetriebe und Clubs an einen Tisch gebracht. Wir haben zum Beispiel im Rahmen von der „Luisa ist hier“-Kampagne das Thema der sexualisierten Gewalt auf den Tisch gebracht. Wir haben den Wert der Clubkultur immer wieder betont und als Netzwerk funktioniert das ganz gut. Feiern ist wichtig, aber die Rahmenbedingungen zu schaffen, sodass es für alle schön und toll und sicher ist – daran arbeiten wird gerade. Ich sehe Clubkultur als einen ganz zentralen Teil des kulturellen Schaffens und des sozialen Raumes, der wird aber teilweise etwas abschätzig behandelt. Da könnte es schon mehr zeitgenössisches Verständnis geben, wie es es auch in anderen Städten gibt. Dass die Clubkultur momentan zum Erliegen kommt, ist natürlich schade, doch die meisten Menschen in der Szene zeigen Verständnis dafür. Wo man dann kein Verständnis mehr hat, ist, wenn es irgendwelche undurchsichtigen Ausnahmen gibt, die eigentlich nicht zu argumentieren sind.

    STADTBLATT: Sie sind Geschäftsführer der p.m.k., wie geht es euch in dieser Zeit?
    Prieth: 
    Wir als p.m.k. haben durch unsere besondere Struktur, das heißt, dass das Programm von unseren Mitgliedsvereinen gemacht wird und wir nur die Infrastruktur stellen und zwei Halbtags-Stellen haben, sehr gut auf die Situation reagieren können. Wir sind sofort in einen finanziellen Ressourcen-Spar-Modus gefahren und kommen zum Glück jetzt bis zum Ende des Jahres ganz gut durch.

    STADTBLATT: Vor Corona haben ja diverse Lokale, das Weekender, der Hafen, und und und, zugesperrt. Ist das auch ein Problem der Wertigkeit?
    Prieth:
     Das ist auch etwas, was die lokale Politik meiner Meinung nach unterschätzt. Wenn nämlich einmal so ein Laden zusperrt, kommt so schnell nichts nach. Die Immobilienpreise sind so hoch in Innsbruck und die Voraussetzungen, die man an so einen Raum stellt, damit man da halbwegs normal und sinnvoll einen Nachtclub reinmachen kann – das ist so speziell und schwierig in Innsbruck – wenn ein Ort verloren geht, dann kann das ein jahrelanges Loch reinwerfen. Das kann man dann nicht einfach von heute auf morgen nachbesetzen. Innsbruck ist eine Studentenstadt, es gibt viele junge Menschen – und die Orte werden zunehmend weniger und da müsste es eigentlich schon ein stärkeres Commitment und Unterstützung geben. Es kann auch nicht sein, dass wegen einem Nachbarn ein kompletter Laden wegfällt, wo hunderte oder tausende Menschen einen zentralen Treffpunkt verlieren. Da würde ich mir von der Stadt mehr Lösungen wünschen, z. B. kann man sich überlegen, ob man in stärkeren Lärmschutz oder so investiert. Also ich finde schon, dass es da ein stärkeres Commitment braucht.

    STADTBLATT: Wie sehen Sie die kulturelle Entwicklung in Hinblick auf Interdisziplinarität?
    Prieth: 
    Was mir an Innsbruck gut gefällt ist, dass in Anbetracht der geringen Größe doch relativ viel passiert – weil es viele engagierte Gruppen und Einzelpersonen gibt. Im Kulturbereich passiert auch viel übergreifend: Man kann auf eine Ausstellung gehen und da findet man Leute aus dem Uni-Kontext, aus der Subkultur, Kunstschaffende und so weiter. Also da sind die Szenen schon vernetzt. Die Entwicklung in den letzten Jahren, vielleicht seit der Fluchtbewegung 2015 und jetzt noch mehr durch Corona, ist auch dahingehend, dass sich viel im kulturellen Bereich auch klarer politisch verortet oder politisch auftritt. Ich kann mir vorstellen, dass das so weitergeht. Aktuell gibt es ja einige demokratiegefährdende Gruppierungen innerhalb dieser Coronaskepsis, und dass da Kulturschaffende ihre Stimme für die Demokratie einsetzen, zur Deeskalation, finde ich auch wichtig.

    STADTBLATT: Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen der sogenannten ernsten Kunst und Subkultur bzw. auch Volkskultur in Innsbruck?
    Prieth: 
    Ich sehe Kultur sehr breit, ich bin im Vorstand der Tiroler Kulturinitiative und auch im Aufsichtsrat des Tiroler Landestheater. Für mich hat eine italienische Oper gleich viel Daseinsberechtigung wie ein elektronisches, zeitgenössisches Konzert. Da gibt es schon auch noch viel aufzuholen. In anderen Städten tut sich da teilweise mehr, bei den Wiener Festwochen z. B., bei uns vielleicht die „Klangspuren“. Dass sich vielleicht auch einmal ein Publikum vermischen kann. Diese Schranken zwischen E und U aufzuweichen, da bleibt noch viel Vermittlungsarbeit. Ich bleib da positiv, dass sich das auch verbessern wird. Man muss sich halt noch ein paar Jährchen reinhängen.

  • Kolumne für den neuen p.m.k-Folder im Dez 2020

    STUCK ON THE WRONG CHANNEL

    „First we save the Rave, then we save the world“ stellt H.P. Baxxter im Intro zum neuesten Scooter-Song “FCK 2020“ klar. Und angesichts der gegenwärtigen gesellschafspolitischen Entgleisungen, im Zuge derer selbsternannte Wahrheitssuchende jeden rationalen Gedanken seit der Aufklärung über Bord geschmissen haben, wünscht man sich umso mehr einen endorphin-geschwängerten und bass-bekränzten Dancefloor zurück. Als Indeep im Jahr 1982 LAST NIGHT A DJ SAVED MY LIFE sangen, hießen Demokratiefeinde noch nicht „Querdenker“ und Faschos waren auch noch nicht „besorgte Bürger“, sondern einfach Faschos. Und als es dann vor einem Dreivierteljahr für alle RUNTER VON DER TANZE hieß, ahnten wir bereits, dass ‚Das Gute Leben‘ nun für eine ganze Weile lang vorbei sein würde. Wahrscheinlich war es dann der Moment, in dem Gesundheitsminister „Kurven-Rudi“ Anschober im Oktober verlautbarte, dass falls wir uns abends und an den Wochenenden in Zurückhaltung üben würden, immerhin noch unter der Woche arbeiten gehen dürften, als endgültig klar wurde, dass unsere Vorstellungen einer guten Nachricht relativ weit auseinanderdriften. Es war die Pressekonferenz, die dem doppelbödigen Scheinargument „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ endgültig das Genick brach.

    I CAN’T RELAX IN ÖSTERREICH. Es ist beinnahe enttäuschend wie sehr diese „neue Realität“ lediglich eine verschärfte Version der „alten Realität“ ist, dabei lang-gewachsene Missstände nur noch deutlicher hervorhebt, gesellschaftliche Ungerechtigkeit verschärft wird und populistische Parteien nichts Besseres zu tun haben, als weiterhin zu versuchen Zwietracht zwischen sozialen Gruppen zu säen. Säße die Partei der rechtsextremen Einzelfälle aktuell noch an den Schalthebeln der innenpolitischen Geschicke dieses Landes, müsste man wahrscheinlich damit rechnen, dass jeder (einheimische!) Mensch zwischen Wulkaprodersdorf und Hohenems mit zerronnener Schnitzelpanier zwangs-kuriert werden würde. Der Rest müsste vermutlich als rot-weiß-roter 5G-Masten auf Österreichs Feldern arbeiten, um eine flächendeckende Netzabdeckung für Gernot Blümels Leih-Laptop sicherzustellen.

    In der Realität, in der wir leben, verwechseln wahlberechtigte Erwachsene das Verteilen von Flyern und das Anmelden von Demonstrationen mit dem Widerstandskampf Sophie Scholls gegen den Nationalsozialismus. In der Realität, in der wir leben, riskieren viele Menschen lieber einen chronischen Lungenschaden, als das Angebot um einen rabattierten Klodeckel ungenutzt verstreichen zu lassen. Das ist nicht die neue, sondern das ist die auf ihre zähflüssige Essenz heruntergekochte alte Normalität. Das Schlimmste hat sich also schon Vorvorgestern erfüllt: Kronenzeitung, Facebook und Telegram haben unseren Eltern das angetan, was sie glaubten, dass Killerspiele in den 2000ern mit uns machen würden. Autsch. Somit fasst es der Scooter-Schlusssatz in FCK 2020 eigentlich recht treffend zusammen: „Stuck on the wrong channel / Like chained to a dead camel, ah!“.

    euer Kulturkollektiv ContrApunkt
    AGAINST REALITY

  • Weshalb wir uns nicht mit “Querdenken”-Gruppen solidarisieren dürfen

    Die Kaputtniks von “Querdenken” in Kempten solidarisieren sich inzwischen ganz öffentlich mit so ziemlich allen Menschen und Gruppen, so lange diese sich gegen die aktuellen Coronamaßnahmen stellen. Dabei ist es einigen ihrer zentralen Figuren vollkommen egal ob sich dabei um Neonazis handelt, um prügelnde Ehemänner oder um Fans von Kinderpornographie (die dazugehörige Szene kann man sich auch HIER auf Video ansehen). Der Querdenker-Arzt Rolf Kron (der unter anderem bei der Veranstaltung “Klardenken Schwaben” auch schon mal den Hitlergruß zeigte) hat hier bei einer Veranstaltung des Arztes Bodo Schiffmann und Samuel Eckert (beide sehr populär in der Querdenker-Szene) mal wieder aus freien Stücken und gerade heraus bewiesen, wie eng Querdenken-Strukturen inzwischen mit extremistischen Strömungen verwoben sind und wie sich die Szene in ihrem kollektiven Hass-Rausch zunehmend radikalisiert.

    Wer nachdem das ganze ausgestanden ist, sagt, er*sie hätte von alledem nichts gewusst und wollte sich bei Querdenken nur deshalb einbringen, weil man sich gegen Unterdrückung wehren wollte, und man wusste ja gar nicht was da für Leute an den koordinativen Schalthebeln saßen, belügt nicht nur alle anderen, sondern vor allem auch sich selbst. Wenn man hinschaut, sieht man es ganz unverblümt. Es gibt keinen Grund mit diesen Menschen gemeinsame Sache zu machen.

    Am kommenden Samstag gibt es auch in Innsbruck wieder eine Demo von “Querdenken” und “Für eine bessere Welt” in Innsbruck. Personen aus dem Umfeld verbreiteten u.a. bereits Falschmeldungen – z.B. dass in der Innsbrucker Klinik 2 Kinder an den Folgen des Maskentragens gestorben seien – was selbstverständlich nur eine dreiste Lüge ist (es gibt diesbezüglich auch eine direkte Stellungnahme von den Tirol Kliniken, die die Meldung als Fake bestreiten). Es geht Querdenken nicht um Wahrheit, sondern darum, die Bevölkerung aufzuheizen und zu radikalisieren – Falschmeldungen wie diese zeigen das ganz deutlich.

    Wie bereits mehrmals gesagt – man kann Corona Maßnahmen kritisieren und sich dabei klar von diesen Gruppierungen abgrenzen. Und wenn man das alles nicht glauben möchte, nicht wahrhaben will, dann sollte man einfach nur ein paar Minuten in den internen Gruppen mitlesen, denn dort sind “Nieder mit der Regierung” noch die netteren Parolen. In der Planungsgruppe für die auf morgen angesetzte Demo in Berlin geht es aktuell z.B. heißestens her.
    Auszüge nach ein paar Minuten Recherche in der dazugehörigen Telegram-Gruppe: “Wir werden morgen den Bundestag stürmen und die Regierung dazu zwingen aufzugeben”;”Glaubt ihr die Juden stecken hinter dem Virus? Rache am deutschen Volk”,”die letzte aller Schlachten gewinnt das deutsche Volk ein für alle mal”,”da macht eine Jüdin mit den Deutschen was Hitler damals mit den Juden gemacht hat. Das ist eine Kollektivstrafe/Rachefeldzug 70 Jahre nach Hitler”

    Also. Wenn “klar denken” und “querdenken” für Menschen in diesen Bündnissen bedeutet, dass man gemeinsame Sache mit Verhetzern und Menschenjägern macht, dann sagen die Demonstrationsteilnehmer auf Querdenken-Demos gleichzeitig auch JA zu Verfolgung, JA zu Antisemitismus (Juden als Sündenböcke), JA zu Gewalt und JA zur Solidarität mit menschenverachtenden Weltanschauungen.Es gibt keinen Grund bei “Querdenken” mitzuarbeiten, keinen Grund sich mit Querdenker*innen zu solidarisieren.

  • Thema “Incels” ein frauenhassendes und todessehnsüchtiges Männerbündnis

    Ich kann allen nur wärmstens das neue Buch von Veronika Kracher zum Thema “Incels: Geschichte, Sprache und Ideologie eines online-Kults” empfehlen (erschienen bei “testcard”). Im Jahr 2019 hielt Kracher zudem diesen sehr hörenswerten Vortrag zum Thema (Link unten), der meiner Meinung nach nicht nur die gesellschaftspolitischen Zusammenhänge, in denen die frauenverachtende Incel-Kultur entstehen konnte, umfassend beleuchtet, sondern in dem sie auch die feine Balance von wissenschaftlicher Distanz und persönlichem Interesse toll verknüpft.Buch und/oder Vortrag sind auch sehr gut geeignet für Menschen, die mit diesem virtuellen und todessehnsüchtigen Männerbund, auf dessen Konto einige der letzten (bekannten) Amokläufe gehen, bisher noch nicht so viel zu tun hatten

    Hier der Link zum Nachhören

  • Beitrag zur Lage der Kulturschaffenden im aktuellen 20er

    Ivona Jelcic hat für die aktuelle Ausgabe der Straßenzeitung 20er ein Stimmungsbild im Umfeld der Tiroler Kulturarbeiter*innen eingeholt, zu dem ich auch ein paar Worte beisteuern durfte. Auch wenn man gebetsmühlenartig die selben Punkte wiederholen muss, never surrender.