Author: pd1160

  • Interview im ZDF-Auslandsjournal (24.02.21)

    Vergangenen Samstag besuchte mich ein Filmteam des ZDF, um mit mir über die aktuelle Stimmung in Tirol zu sprechen. Leider kommt im Beitrag nur recht wenig des gesamten Filmmaterials vor, aber wenigstens dringt ein gewisses Maß an Kritik an der aktuellen ÖVP Regierung und ihrem unsäglichen Auftreten durch.

  • Auftrag für ein Kunstwerk in Kaunas / Litauen

    Laba diena! Es freut mich extrem, dass ich von der EU-Plattform MagiC Carpets dazu eingeladen wurde, einen Beitrag für die kommende Ausstellung “MagiC Carpets Landed” in Kaunas (Litauen) zu gestalten. Die Ausstellung stellt dabei einen Auftakt für die kommende Kulturhauptstadtsperiode der litauischen Stadt Kaunas im Jahr 2022 dar.

    Konkret wurde ich dazu eingeladen einen 2,5m hohen Alternativentwurf der Litauischen Nationalflagge zu erstellen, welche anschließend in der Freedom Avenue (Laisvės Alėja) anstatt der üblichen Flagge angebracht wird. Thematisch setzt sich die Arbeit dabei mit der Überwindung von Nationalstaaten, Grenzen und Ausgrenzung auseinander.

    Mega Sache, ich freu mich sehr! Und 1000 Dank an Openspace.innsbruck für den Support und die Vermittlung!
    Zu sehen sein wird meine Arbeit in Kaunas ab dem 05. November 2021 bis 23. Februar 2022

    NO BORDER NO NATION

  • peep.klub – körperferne Dienstleistungen der p.m.k

    Seit knapp einem Jahr ist die Kulturszene so gut wie lahmgelegt und gezwungen, Veranstaltungen auf ein unbestimmtes Datum zu verschieben oder gänzlich abzusagen. Vor allem aufgrund der jüngsten Entwicklungen im Westen Österreichs ist vorläufig kein Ende der Veranstaltungsbeschränkungen in Sicht.

    Die Pandemie hat zwischenmenschliche Interaktionen und gewohnte Abläufe des sozialen und kulturellen Lebens massiv eingeschränkt: Gemeinsame Veranstaltungs- oder Lokalbesuche sind zurzeit unmöglich. Um ein Mindestmaß an kultureller Auseinandersetzung anbieten zu können, verlegen viele Kulturinitiativen im Rahmen des Möglichen Formate in den digitalen Raum.

    Neben der Funktion als Arbeits- und Kommunikationssphäre ist der digitale Raum auch zu einer (Streit-)Plattform aufgeheizter und meistens unreflektierter politischer Diskussionen geworden. Gerade in einer solchen angespannten Lage werden umso mehr die kritischen Potenziale von Kunst und Kultur vermisst, Elemente, auf die eine demokratische Gesellschaft auf Dauer nicht verzichten kann.

    Kunst und Kultur ermöglichen kritische Diskurse und eröffnen Auseinandersetzungen mit Phänomenen der Zeit. Kunst und Kultur stellen Fragen, erzeugen und be-zeugen Meinungsvielfalt und kritisches Denken, verhandeln das gesellschaftliche Zusammenhalt und fördern Integration.

    Die p.m.k hat sich seit Beginn der Corona-Krise stets darum bemüht, den gegebenen Möglichkeiten und Umständen nach weiterhin ein qualitativ hochwertiges Kulturangebot den Innsbrucker*innen und allen Interessierten zu bieten. Gemeinsam mit den 38 Mitgliedsvereinen wurde an Projekte gearbeitet, die in der Zeit des Stillstandes einiges ermöglicht haben. Im vergangenen Jahr entstanden mehrere immersive Installationen von lokalen und überregionalen Künstler*innen, theoretische Textbeiträge zur Frage nach dem Verhältnis von Pandemie und Kultur, Projektionen an der Außenfassade und schließlich die Produktion einer Web-Talkshow, die im kommenden Frühjahr ausgestrahlt wird.

    „Schaufenster-Konzerte“ in der p.m.k
    In den kommenden Wochen soll die p.m.k-Bar zur Bühne und zum Schaufenster umfunktioniert werden. An insgesamt sechs Abenden werden Kulturinitativen und Vereine 30-45 minütige Performances und Konzerte realisieren, die professionell gefilmt, live gestreamt und als Video aufgezeichnet werden. Der Live-Stream soll über mehrere Plattformen erfolgen wie z.B. die hauseigene Website, Facebook, YouTube und Twitch. Vor allem aber soll die langjährige Kooperation zwischen p.m.k und Radio FREIRAD gefestigt werden. Seit Jahren verfügt die p.m.k über eine Radiosendung und sendet Live-Konzerte aus der p.m.k. Das Streaming-Projekt soll die inzwischen brach gelegte Radiosendung revitalisieren.

    Ziel des Projektes ist die Förderung und Unterstützung der lokalen Musik- und Kulturszene. Die künstlerischen Darbietungen erfolgen ausschließlich durch in Innsbruck bzw. in Tirol lebende Künstlerinnen und Künstler. Aufgrund der kaum vorhandenen Auftrittsmöglichkeiten haben viele Musiker*innen und Künstler*innen die Zeit im Proberaum verbracht und viele Songs aber auch Alben produziert. Das Projekt möchte umso mehr als Präsentationsplattform funktionieren, die den lokalen Künstler*innen Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit ermöglicht. Besonders wichtig wird also die Postproduktion sein: das vorhandene Video- und Audiomaterial soll den teilnehmenden Musiker*innen als Promotions-Material dienlich gemacht werden.

    Konzept: p.m.k
    Text: David Prieth & Marco Russo

  • QUATSCHDENKEN finanziert rechtsextreme Reichsbürger-Strukturen

    Der baden-württembergische Verfassungsschutz bestätigt inzwischen, dass “Querdenken”-Boss Michael Ballweg, der sich auch beim Marken- und Patentamt die Bezeichnung “Querdenken” mit den vorangestellten Telefon-Vorwahlen von zahlreichen deutschen Städten schützen hat lassen, ein Konto bei der “Bank” des selbsterklärten “Königs von Deutschland” (lol?) Peter Fitzek eröffnet hat. Das bedeutet, dass Michael Ballweg sehr viel Geld mit Querdenken-Artikeln und Blödel-Merchandise verdient. Kann man sich ungefähr so wie ein Geld-Pyramidensystem vorstellen, das ein bisschen so wie eine okkulte Mischung aus Nestlé und Dem Stürmer funktioniert. So einen auf Eso-Jihad weil GELD.
    Für diese Fake-Bank wurden leichtgläubige Menschen zum Beispiel dafür missbraucht, ihr Erspartes in sogenanntes “Engel-Geld” zu investieren (https://www.sonnenstaatland.com/…/aufkauf-von-engel-geld/).
    Natürlich ist dieser gedruckte Unfug absolut wertlos und maximal gut genug, um damit einen Kachelofen anzuzünden. Und natürlich ruiniert man hier mafiös Existenzen.
    Hier macht ein skrupelloser Raffzahn mit Gott-Komplex Geld auf Kosten von leichtgläubigen Menschen, die anschließend vor dem Nichts stehen.
    Wer sich für “Querdenken”-Initiativen in Tirol einsetzt, unterstützt halt bewusst auch rechte kriminelle Vereinigungen, die lachend in Kauf nehmen, dass Menschen systematisch ruiniert werden.

    Quelle Meldung: https://magazin.spiegel.de/SP/2021/8/175447351/index.html
    Link: Reichsbürgervereinigung “Königreich Deutschland”http://koenigreichdeutschland.org/

  • Corona, Verschwörungsmythen und Kultur

    Text geschrieben für den Blog der Tiroler Kulturinitiativen (TKI)

    #kulturkann lautete der Slogan einer im Jahr 2018 initiierten Kampagne der battlegroup for art#kulturkann setzte sich zum Ziel besonders jene Potenziale von Kunst und Kultur hervorzuheben, auf die eine offene und demokratische Gesellschaft auf Dauer nicht verzichten kann. Sei es eine substanzielle Auseinandersetzung mit den Phänomenen der Zeit und das Stellen von Fragen, das Erzeugen von Meinungsvielfalt und kritischem Denken oder das Verhandeln des gesellschaftlichen Zusammenhaltes und der Förderung von Integration.
    Diese Potenziale bzw. Stärken von Kunst und Kultur, die mittlerweile seit beinahe einem Jahr nicht mehr flächendeckend auf die Gesellschaft einwirken können, wären allerdings aktuell dringender notwendig denn je.

    Demokratiefeindliche Prozesse und Strukturen poppen derzeit in vielen Bereichen der Gesellschaft auf – sei es in virtuellen Echokammern oder ganz offen auf der Straße bei unterschiedlichen Versammlungen. Immer mehr sogenannte „besorgte Bürger*innen“ und „Querdenker“-Gruppierungen verbreiten große Mengen an gefährlichen Falschnachrichten oder rufen in einzelnen Fällen sogar ganz offen zur Abschaffung der parlamentarischen Demokratie in Österreich auf. Selbstverständlich ist es das gute und unverhandelbare Recht von allen Bürger*innen, jederzeit Kritik an Maßnahmen der Bundesregierung äußern zu dürfen. Dabei sollten wir allerdings die gefährlichen und durchaus offen auftretenden Aufrufe von opportunistischen Scharfmachern nicht übersehen oder ignorieren.

    Screenshot aus einem Telegram-Kanal
    Screenshot aus einem Telegram-Kanal

    Es ist nicht verwunderlich, dass sich aktuell viele Menschen große Sorgen um ihre persönliche und/oder wirtschaftliche Existenz machen. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben das gesellschaftliche Leben mit voller Härte getroffen – viele Branchen wurden de facto mit Berufsverboten belegt und der Rest von Einnahmenentgängen getroffen. Zudem war Planungssicherheit weder im Kulturbereich noch irgendwo sonst gegeben. Auch das Herunterfahren des zwischenmenschlichen Lebens setzt Menschen auf Dauer immer mehr zu. Das Bedürfnis mit Freund*innen und Familie Zeit zu verbringen, um diese unstete Zeit etwas erträglicher zu machen, kann aktuell ebenfalls nur sehr ungenügend befriedigt werden. Auch, dass sich mehrere Maßnahmen, die zur Eindämmung des Virus dienen sollten, sich im Nachhinein als Fehlentscheidungen herausstellten oder dass gegensätzlich anmutende Maßnahmen gleichzeitig verkündet werden, zehrt an Nerven, Geduld und Verständnis. Es ist eine explosive Mischung aus vielen komplexen Zusammenhängen, die derzeit Risse in den gesellschaftlichen Diskurs sprengt und die die Gesprächs- und Diskussionskultur möglicherweise nachhaltig beschädigt. So sägen das Sprechen in verqueren Superlativen sowie die kategorischen Ablehnungen anderer Sichtweisen derzeit am gemeinsamen gesellschaftlichen Fundament.

    Als Tiroler Kulturinitiativen setzen wir uns seit 31 Jahren für die Verbesserung der kulturpolitischen Maßstäbe in Tirol und für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für autonome Kulturarbeit ein. Gleichzeitig verstehen wir uns allerdings auch als eine kulturpolitisch gestaltende Kraft, die für Solidarität eintritt und die sich gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie und jegliche Diskriminierung von Minderheiten einsetzt. Deshalb möchten wir mit aller Klarheit sagen: Die aktuelle Verunsicherung in der Gesellschaft darf nicht zum Nährboden für faschistisches und/oder demokratiefeindliches Gedankengut werden. Der Verurteilung von Minderheiten oder einzelner Bevölkerungsgruppen als Sündenböcke muss gemeinschaftlich und entschlossen entgegengetreten werden. Wenn in einschlägigen Echokammern mit antisemitischen Codes und Stereotypen (wie „die Rothschilds kontrollieren die gesamte Welt“) argumentiert wird, liegt es an uns allen wachsam zu sein und sich aktiv dagegen auszusprechen. Wenn Unzufriedenheit an einzelnen politischen Maßnahmen im Schüren von Hass gegen Menschen gipfelt, müssen wir dagegenhalten und sollten uns nicht aus Angst vor Kritik der Diskussion entziehen.

    Seit dem Beginn der Pandemie sehen wir, dass diese wie ein Brennglas für bereits länger vorhandene strukturelle Konflikte und soziale Missstände wirkt; bestehende Ungleichheiten vergrößern sich noch weiter, soziale Minderheiten und Randgruppen werden aktuell noch mehr ins Prekariat gedrängt und vom gesellschaftlichen Diskurs ausgeschlossen. Lassen wir nicht zu, dass einzelne Scharfmacher und politische Gruppierungen das gesellschaftliche Zusammenleben mit Scheinargumenten und verschwörungstheoretischen Hirngespinsten nachhaltig ruinieren. Solidarität ist eine Waffe und trennt uns im Kern von der sozialen Kälte der Faschist*innen.

  • Brandbeschleuniger Tiroler “Patriotismus”

    Die Humbolt Universität Berlin und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim haben vor Kurzem ein sehr interessantes Paper veröffentlicht. Darin untersuchen sie die Auswirkungen von 2 großen Querdenken-Demonstrationen inklusive Busanreise durch das Coronaleugner-Busnetzwerk “Honk for Hope” (betrieben durch den Österreicher Alexander Ehrlich) auf das Infektionsgeschehen in Deutschland. Das Paper kann auch online nachgelesen werden http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp21009.pdf und kommt zu dem Schluss, dass 2 der größten Querdenken-Demos ca. 16.000-21.000 Infektionen in die schönen Lande trugen.

    Jetzt ist es so, dass sich in einigen Tiroler Querdenken-Gruppen, beschämt-beleidigte Patrioten zusammentun und für den 20.02. eine Großdemo am Innsbrucker Landhausplatz angekündigt haben. Unter dem erbärmlichen Motto “Wir sind nicht der Sündenbock für die ganze Welt” soll hier dem Patriotismus gefrönt und die wunde Tiroler Seele gesalbt werden. Mama, sie haben gsagt, dass i die Schuld bin wäh wäh wäh de sein so gemein zu mir.

    Wenn wir also aktuell in Tirol mal wieder die Nummer 1 sind, wenn es darum geht noch gefährlichere Stränge von Covid-19 in die Welt hinaus zu tragen, dann könnte die für den 20.02. angekündigte Großdemo von starken Mandern und tapferen Diandln das Werk vollenden. Angenommen da tauchen am 20.02. wirklich aus den unterschiedlichsten Tiroler Tälern und Dörfern beratungsresistente Maskenverweigerer auf und husten frisch fröhlich herum, dann gute Nacht.
    Servus Innschbrugg und servus Tirol.

  • Gespräch über die Nachtkultur (Freirad)

    Wie werden sich die Nachwehen der Pandemie auf die Nachtkultur auswirken? Wieso sind Clubs für eine Gesellschaft wichtige Impulsgeber? Was ist überhaupt so toll daran wenn “in irgendeiner Bar die Leute aufeinanderpicken und bis tief in die Nacht eini sich belustigen”? (Zitat Bürgermasta Willi). Was ist die politische Dimension der Sperrstunde bzw. einer Sperrstundenverordnung?Fred Lordick (Dachsbau / Ibk Club Commission), Maurice Kumar (Kulturkollektiv Contrapunkt; uvm) und ich haben mit Michael Haupt darüber gesprochen. Heute ab 18:30 zu hören in der Sendung “KulturTon” auf FREIRAD 105.9 Freies Radio Innsbruck.
    Streambar auf https://www.freirad.at/

  • Arbeitsgruppe der Kulturstrategie Innsbruck 2030

    Die Kulturstrategie 2030 der Stadt Innsbruck nimmt dieses Jahr vermehrt Fahrt auf. Im Rahmen des Prozesses sollen bekanntlich umfassende Erhebungen zur aktuellen Lage der Kulturszene, sowie Workshops, Bürger*innenbeteiligungsformate und anschließend natürlich auch gezielte Umsetzungen und Verbesserungen für die Innsbrucker Szene und Bevölkerung erfolgen. Es freut mich wirklich sehr, dass ich ein Teil der Arbeitsgruppe sein darf und hoffe, dass sich so viele interessierte Menschen wie möglich bei den Workshops einbringen. Schau ma mal was wir uns gemeinsam für die nächsten 10 Jahre für Ziele setzen. Ich würd mal vorschlagen, dass wir als Erstes mit unendlich Watt ein paar Liftstützen wegbassen 🔊🔊🔊🔊

  • Wenn die Gruppe “Für eine bessere Welt” gemeinsam Klagemauer TV Beiträge schaut

    Wenn ich mir mal so richtig schön einen Sonntag-Nachmittag vermiesen will, scrolle ich gern durch die öffentlich zugängliche FB-Gruppe „Für eine bessere Welt / Infogruppe“ und schmökere in „Nachrichten“.
    Am liebsten sind mir dabei die Beiträge von ‚Klagemauer TV‘, dem Internet-Sender des Schweizer Sektenführers Ivo Sasek und der von ihm gegründeten „organischen Christus-Generation“. Ivo Sasek lehrt z.B., dass man Kinder während ihrer Erziehung so lange verprügeln muss, bis man ihnen das Böse gründlich genug ausgetrieben hat. Passend dazu erschienen ist im Jahr 2000 ein Buch drei seiner Kinder mit dem ergreifenden Titel „Mama, bitte züchtige mich!“

    Klagemauer TVs Mastermind Ivo Sasek empfiehlt seinen Anhängern auch mal Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“ zu lesen und verweist gerne auf die nachweislich gefälschte und hemmungslos antisemitische Hetzschrift „Die Protokolle der Weisen von Zion“. Einmal hat sich Klagemauer-Ivo auch dazu hinreißen lassen Vergleiche zwischen Adolf Hitler und Jesus herzustellen: „Ja und jetzt, wenn das einer war, der gleich nach Jesus Christus kommt, was machst du dann? Wenn das einer ist, der vom Rang eines Apostels ist?“.Es gibt genügend Dokumentationen und Berichte über den Propagandasender „Klagemauer TV“, über Ivo Sasek und seine Sekte. Im Jahr 2018 hat auch der Österreichische Rundfunk eine „Am Schauplatz“-Folge darüber gedreht (https://youtu.be/R4OW6PH2AwA)

    Beiträge von Klagemauer TV gibt es in der FB Gruppe „Für eine bessere Welt / Infogruppe“ schon länger. Hinterfragen oder kritisch kommentieren mag das hier aber offenbar niemand. So wurde zB erst am 5. Jänner 2021 ein Klagemauer TV Beitrag zum Thema „5G-Apokalypse – das Ausrottungsereignis“ gepostet und letzten November gab es einen Beitrag, in dem Ivo Sasek persönlich ein 2000 Jahre geplantes „Mordprogramm“ entlarvt (?!). Im August gabs auch mal einen Beitrag über „Die Weltherrschafts-Seuche“ – bisher also alles eher klassisches Hirnfaschings-Zeug. Aber wahrscheinlich ist der am 3. Juli 2020 geteilte Beitrag am bezeichnendsten und zeigt am deutlichsten die Gefährlichkeit solcher unmoderierten Treffpunkte auf, in dem hemmungslos alles reingepostet werden kann was einem in die Finger kommt – so lange es Anti-Coronamaßnahmen und gegen “das Establishment” ist natürlich. Am 3. Juli 2020 wurde hier also ein beinahe zweistündiges Interview mit „David Icke“ hineingepostet, in dem dieser die von ihm gedeuteten „Hintergründe zum Covid-19 Shutdown“ darlegt.David Icke ist ein sehr sehr bekannter Englischer Antisemit, Holocaustleugner und schreibt gerne Bücher darüber, dass die Welt von einer Rasse außerirdischer Reptiloide gesteuert wird. Diese Reptiloiden können dann auch ihre Erscheinungsform wechseln und die Gestalt von Menschen annehmen. Sie trinken gerne Menschenblut, haben vor einigen hundert tausend Jahren eventuell den “Adam” geschaffen und zu ihren Mitgliedern zählen u.a. die königliche Familie in England, die Rockefellers und natürlich die Rothschilds. Zusätzlich kommt dann natürlich auch noch das gesamte Arsenal von 9/11, Chemtrails, Kennedy-Ermordung, Tod von Prinzessin Diana und so weiter und so weiter dazu. Richtig richtig fertiges Zeug. Autsch.

    Die öffentlich zugängliche FB-Gruppe „Für eine bessere Welt / Infogruppe“ soll angeblich dazu da sein informative Beiträge zu posten und sich mit anderen Aktivist*innen auszutauschen. Allerdings findet dieser Austausch nur äußerst eingeschränkt statt. Selten entstehen unter den Beiträgen Gespräche, die das eben Geteilte besprechen oder auch einfach mal hinterfragen. Richtiges Interesse am kritischen Gespräch gibt es hier nicht, hier wird reingekippt und abgeladen. Die FB-Gruppe ist also viel mehr ein unmoderiertes Sammelsurium an Inhalten, deren Bandbreite von tendenziös, über schlecht-recherchiert bis hin zu gefährlich (Klagemauer TV) reicht.
    Für Menschen, die sich leicht von dieser Art von Inhalten emotionalisieren lassen, ist es hier sehr schwer zwischen Beiträgen aus halbwegs seriösen Quellen, rechtem Hau-Drauf-Journalismus (Wochenblick, hust hust) bis hin zu stumpfer Hetze zu unterscheiden.

  • Wenn Tiroler Querdenker “Stürmer”-Hetzblätter verbreiten

    Am 5. Jänner um 08:05 teilt die beliebte Tiroler FB-Seite “Corona – Es ist GENUG” ein Bild aus dem nationalsozialistischen Hetzblatt „Der Stürmer“. Also nicht etwas aus irgendeinem aktuellen “alternativen Medium” das die wahrere Wahrheit verkünden möchte, sondern wir reden hier wirklich vom DEM “Stürmer”. Dem polit-pornografischen Medium, das u.a. als propagandistische Vorbereitung und Begründung des Holocausts eingestuft wurde. Der Herausgeber Julius Streicher wurde nach dem Krieg bekanntlich bei den Prozessen in Nürnberg als einer der Hauptkriegsverbrecher angeklagt und schließlich auch hingerichtet. Besonders beliebt waren im Stürmer die Illustrationen von “Fips” (Philipp Rupprecht), der diese ganzen klassischen antisemitischen Karikaturen und Zeichnungen angefertigt hat mit denen wir im Geschichteunterricht aufgewachsen sind. Die in denen Figuren als “jüdisch” gekennzeichnet wurden, indem sie schwulstige Lippen hatten, dicke fiese Grimassen schnitten und die reine Deutsche Frau schändeten. Dieser „Fips” aus dem Stürmer ist zum Beispiel recht bekannt für sein Plakat “RASSENSCHANDE” oder das nationalsozialistische Kinderbuch “Der Giftpilz”, in dem die Juden mit Giftpilzen und Volksschädlingen gleichgesetzt werden. Fips hat also schon dieses ganze Hardcore-Zeug gezeichnet, das die Menschen anheizen sollte und an dem sich der Volkszorn laben konnte.

    Also diese besagte Tiroler Bewegung, die sich auf Telegram nicht nur mit der Bewerbung von Demonstrationen für Friede, Freiheit und gegen “Diktatur” (lol?) einsetzt und fleißig Q-Anon Posts mit Inhalten wie “haltet euch bereit, Patrioten” und “BLEIBT FEINDLICH” teilt, postet auf Facebook dieses Hetzbild von Stürmer-Fips aus dem Jahre 1931: “DIE BONZEN IM SPECK, DAS VOLK IM DRECK!”
    Am oberen Bild sieht man die dicken „jüdisch“ inszenierten Bonzen die feiern und prassen; und darunter welkt die arme Deutsche Familie in Armut und Schmerz.

    Äh nun also, man muss jetzt keine besondere oder tiefergehende Ausbildung im Feld der Medienkritik genossen haben, um zu sehen, dass ein Post wie dieser einfach nur widerlichste und übelste Hetze auf niederster Nazi-Ebene ist. Und ja echt, hier hinkt der Nazi-Vergleich endlich einmal nicht, denn es ist ja wirklich ein Bild aus dem Stürmer, dem Nazi-Hetzblatt Nummer 1.
    Friede, Freiheit, keine Diktatur? – AM ARSCH!
    Ihr hängt hier gerade auf einem Kanal ab, auf dem sich Hermann Göring wohlgefühlt hätte und auf dem man öffentlich auch mal ein bisschen Stürmer-Späße machen kann.

    Aber worauf will ich hier eigentlich hinaus? Auf mehrere Dinge, von denen in den nächsten Tagen noch einige mehr kommen werden und die auch recht umfangreich ausgebreitet und dokumentiert werden.
    Aber fangen wir heute einmal einfach mit dem Thema des missverstanden-Werdens an. Viele “querdenkende” Menschen bitten doch immer wieder um ein zurecht-Rücken des Kontexts. Sie bitten uns doch zu „verstehen“ worauf sie „eigentlich“ hinaus möchten und dass alle ihre Nachrichten und Signale immer so krass fehlinterpretiert und verzerrt dargestellt werden. So á la Warum reiten denn immer alle so auf dem bisschen Nazi-Sprech herum, wenn es mir doch eigentlich um das feine, freie Bio-Leben geht?

    Puh, ja ein hartes Life, denn natürlich werden Nachrichten und Signale oft missverstanden, umgedeutet und je nachdem wer sie weitergibt, auch gerne verkehrt dargestellt.Aber hier haben wir ja die wunderbare Chance, es einmal auf einem Tiroler Querdenk-Kanal aus der Nachbarschaft selbst zu lesen. Auf einem der gerne mit Slogans zu „FRIEDE“ und „FREIHEIT“ um sich wirft. Auf einem der Veranstaltungen unterstützen möchte auf denen sich Menschen für „eine bessere Welt“ einsetzen und schöne freie Spaziergänge an der frischen Luft machen, um sich von der Maske und der Geisel der Unterdrückung zu befreien.Aber spätestens ab dem 5. Jänner um 08:05, als der beliebte Tiroler Querdenken-Kanal auf Facebook öffentlich diese Illustration aus dem „Stürmer“ gepostet hat, war klar, dass in dieser Crew kein Mittel zu verwerflich, kein Argument zu dumm und keine Hetze zu krass ist, um diese nicht in den Dienst des „friedlichen Widerstandes“ oder der „Friede-Freude-Eierkuchen“-Mentalität zu stellen.

    Das Verbreiten des Nazi-Hetzbildes „DIE BONZEN IM SPECK, DAS VOLK IM DRECK!“ von 1931 zeigt, dass Menschen, die nicht im Geringsten etwas mit radikalem Gedankengut, Nazis, Extremist*innen, Menschenhatz o.ä. zu tun haben zu wollen, hier definitiv falsch sind.
    Hier wird nicht die große Friedens-Rebellion gemacht. Hier werden keine streng geheimen satanischen Weltverschwörungen aufgedeckt. Und nein, auch nicht in den dazugehörigen aufregenden Telegram-Gruppen. Die mit den billig gemachten Veranstaltungsplakaten und den Q-Anon Videos, die immer mit so einer Herr-der-Ringe-Musik unterlegt sind und in denen auch manchmal ein Chor singt, während eine blecherne Stimme was von „nationalem Widerstand“ faselt.
    Nein, dahinter sitzt kein Geheimagent mit den secret messages. Da hinterm Telefon sitzt einfach nur irgendein Walter, der meint, dass er jetzt mit Telegram voll im Darknet surft, dort wo alles nur mit Guns und Ecstasy bezahlt werden kann. Voll hart am Schurkenstaat vorbei. Und ja, es wirkt nicht nur von außen wirklich sehr dumm, das muss man doch auch ehrlicherweise einmal zugeben.

    Es ist gut und wichtig, dass wenn man sich gegen Staatsrepressionen auflehnen möchte, das auch tut und sich organisiert. Ich glaube, dass viele Leute z.B. zum ersten Mal in ihrem Leben so etwas wie politische Vernetzung bewusst betrieben haben. Ist ja immerhin auch schon mal etwas. Aber halt auch eine echt schlechte Zeit um unbedarft in Social-Media und seine inzwischen oft abgründigen Umgangsformen geworfen zu werden. Aber dazu ein anderes Mal mehr.

    Kurz: Seid nicht wie Darknet-Walter, der auf Telegram Videos postet, in denen er wie Keanu Reeves die Matrix stürzen will. Und seid auch nicht wie die Pfeife die auf seiner Facebook-Seite Nazi-Hetzbilder teilt. Denn ihr werdet auf diese Art und Weise Menschen nicht dazu bringen euch verstehen zu wollen. Eure Punkte könnten im Kern noch so nachvollziehbar sein, aber wenn dann 5min später die Hetzblätter kommen, dann seid ihr einfach im falschen Team und keiner hat Lust sich mit euch abzugeben. Das ist so wie in diesem einem Comedy-Sketch, in dem ein Soldat, nachdem er sich seine eigene Einsatztruppe mal genauer angeschaut hat, fragt: „Are we the Baddies?“, also „Sind wir eigentlich die Bösen?“. So nach dem Motto: Fuck, warum mag uns eigentlich keiner? Wir kämpfen doch für eine gute Sache, oder?Eventuell wärs inzwischen endlich mal Zeit sich sein eigenes Team um sich herum ehrlich und genauer anzuschauen.
    Hab ich Bock mit Leuten auf einer Demo zu stehen die Stürmer-Bilder posten? Hab ich Bock an einer Kundgebung teilzunehmen, auf der ein Gottfried Küssel (Österreichischer Holocaustleugner, rechtsextremer Publizist, Schlüsselfigur der Neonaziszene, war ewig lang im Knast wegen Wiederbetätigung und Verhetzung) auch rumhängt? Hab ich Bock darauf diesen ganzen Mist durch meine Präsenz mitzutragen? Nein? Dann triff dich doch nicht mit diesen Leuten, häng nicht mit diesen Leuten rum und biete ihrer Hetze kein Forum.

    Hand aufs Herz, wen kackt die Maske derart an, dass er dafür lieber neben einem Gottfried Küssel auf der Demo sitzt oder mit ein paar Nazi-Trolls über Bilder aus „Der Stürmer“ lacht? Ok scheisse, wahrscheinlich die falsche Frage bei vielen, aber kurz gesagt: Dort ist definitiv das falsche Team am Start.

    PS: Und ja, „der anderen Seite“ ist auch langweilig daheim. Echt nervig. Die Hälfte der linken Aktivist*innen bäckt inzwischen Sauerteigbrot und setzt so Kombucha-Schlaz-Zeugs an. Gibt inzwischen mehr Antifas, die irgendein Zeug fermentieren, als welche die Lesekreise organisieren. Also scheisst euch nicht in die Hose bei der nächsten Telegram-Nachricht von Darknet-Walter.

    Also äh ja, bitte nicht mit Nazis abhängen, bitte danke

    Facebook-Screenshot aufgenommen am 08.01.2020
    Facebook-Screenshot aufgenommen am 08.01.2020