Hallo Inland! Ich war gestern ein bisschen mit dem Norbert K Pleifer im Fernseh-Studio, um über die aktuelle Lage im Kulturbetrieb zu sprechen. So ob man jetzt z.B. langsam die Kultur-Flinte ins Korn wirft (Spoiler: nein); oder ob wir glauben, dass dieses Jahr noch Veranstaltungen gehen (Spoiler: nein); und wie wichtig Nina Prolls Meinung zur aktuellen Lage ist (Spoiler: interessiert niemanden). Fein wars, beehren Sie uns bald wieder
EMPFEHLUNG: Von FR 19.11. auf SA 20.11. findet die u.a. von meiner schlauen Tante Sonja mit organisierte 24h-Performance “Wir bleiben wach” im BRUX statt! In dieser multimedialen Performance werden die Arbeits- und Lebensrealitäten von 24h Betreuer:innen in den Mittelpunkt gerückt.
24 h. wir bleiben wach” ist eine vielschichtige künstlerische Performance, die 24 Stunden lang dauert und das Thema von vielen Seiten beleuchtet. Bereitschaftsdienst als Selbsterfahrung inklusive.
Anmeldung ist nicht erforderlich. Kommen und Gehen ist 24 Stunden lang möglich. Verpflegung wird vor Ort angeboten. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.
Der offizielle Einladungstext zur Performance
24-Stunden-Performance: „24 h. wir bleiben wach“Beginn: Freitag, 19. November 2021, 11 UhrEnde: Samstag, 20. November 2021, 11 UhrOrt: BRUX Freies Theater Innsbruck, Wilhelm-Greil-Straße 23UND im 24-Stunden-Livestream für alle, die nicht kommen können (zu finden auf www.wortklangwelt.com) Worum gehts? Für viele alte Menschen ist eine 24-Stunden-Betreuung der letzte Ausweg, um in der eigenen Wohnung bleiben zu können. Die Betreuer:innen kommen meist aus Osteuropa. Sie pendeln, weil sie in Österreich mehr verdienen als zu Hause. Sind damit die Probleme gelöst? “24 h. wir bleiben wach” ist eine vielschichtige künstlerische Performance, die 24 Stunden lang dauert und das Thema von vielen Seiten beleuchtet. Bereitschaftsdienst als Selbsterfahrung inklusive.
24 Stunden – vielfältige Highlights (Detailprogramm im Anhang)
24-Stunden-Musiker:innen “betreuen” rund um die Uhr den Patienten. Der Patient ist das System der 24-Stunden-Betreuung in Österreich.
Dieser Patient spricht zu uns. Es erklingen Ausschnitte aus Interviews mit Betreuer:innen, Betreuten und Angehörigen. Ihre Aussagen werden von den 24-Stunden-Musikbetreuungsduos improvisierend verarbeitet.
Künstlerische Beiträge (Musik, Literatur, Performance, Comedy) eröffnen sinnlich-emotionale Zugänge, regen zum Nachdenken an und führen uns das Absurde vor Augen – auch Lachen ist erlaubt.
Fachleute sprechen • über den Alltag und die Lebenswelt von 24-Stunden-Betreuer:innen • über den gesellschaftlichen Wert von Care-Arbeit (und damit von Frauenarbeit) • über globale Ungerechtigkeit und die Frage, wer davon profitiert • über 24-Stunden-Betreuung aus menschenrechtlicher Perspektive • über Abhängigkeiten und Machtdynamiken • über Initiativen zur Stärkung der 24-Stunden-Betreuer:innen • über Alternativen zum gewinnorientieren Modell der Vermittlung durch private Agenturen (in Österreich gibt es über 800 gewinnorientierte Agenturen – und eine nicht gewinnorientierte) • über die Aufdeckung eines großen Wahlbetrugs im Jahr 2020, bei dem mit Identitäten von Betreuer:innen Vorzugsstimmen lukriert wurden.
Das Publikum ist gemeinsam mit allen anderen in Bereitschaft. Wie in jedem Bereitschaftsdienst gibt es ruhige und turbulente Phasen, diese sind nicht vorhersehbar.
Eine künstlerische, interdisziplinäre Grenzerfahrung mit äußerst gehaltvollem Programm. Ziel des Projektes ist, diesem gesellschaftspolitischen Thema öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen. Zur Einstimmung empfehlen wir den 5-Minuten-Film zum Projekt oder auch den kurzen Kinotrailer, der derzeit im Innsbrucker Leokino läuft.
Wir laden alle Interessierten ein, zu verweilen und sich auf das vielfältige Geschehen einzulassen. Wer den Besuch bei unserem Patienten genauer planen möchte, findet im Anhang das detaillierte Programm. Und wer nicht kommen kann, hat durch den Livestream Gelegenheit, dabei zu sein.
Anmeldung ist nicht erforderlich. Kommen und Gehen ist 24 Stunden lang möglich. Verpflegung wird vor Ort angeboten. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Natürilch gelten die aktuellen Covid-Bestimmungen.
Wir freuen uns über Euer Kommen und bitten Euch, die Information auch an Interessierte in Eurem Umfeld weiterzuleiten.
Contribution for the exhibition MagiC Carpets Landed 2021 Kaunas, Lithuania Opening: November 5th 2021
As long as people are drowning and get killed in front of the European borders, we will not stay silent!
By supporting the European Border and Coast Guard Agency, also known as Frontex, the European Union is directly responsible for the violation of human rights, illegal push-back actions and the deaths of thousands. Therefore we say: FUCK FRONTEX and every system that helps making the Mediterranean Sea one of the biggest mass graves of our time. The European Union has the responsibility to open their borders and offer security to all people who are fleeing from death, war, poverty and hunger. We will continue to spread these words!
NO ONE IS FREE UNTIL WE ARE ALL FREE
ALL POWER TO ALL THE PEOPLE
David Prieth, November 2021
PS: CHARTER OF FUNDAMENTAL RIGHTSOF THE EUROPEAN UNION
Article 13 Freedom of the arts and sciences The arts and scientific research shall be free of constraint. Academic freedom shall be respected.
HEUTE findet um 18:00 die Vernissage zur Ausstellung “GEMMA BÖGEN – MIKROKOSMOS VIADUKT”, organisiert und umgesetzt durch Studierende der Europäischen Ethnologie, im Viaduktbogen 25 statt! Und anschließend hosted das Kulturkollektiv ContrApunkt in seiner bisher insgesamt 99. Veranstaltung die dazugehörige Afterparty in der p.m.k
Die Ausstellung zeigt die Ergebnisse eines zweisemestrigen Lehrforschungsprojektes (2020/21), in dessen Rahmen sich Studierende der Europäischen Ethnologie der Universität Innsbruck einem faszinierenden Mikrokosmos der Stadt ethnografisch angenähert haben: den Innsbrucker Bögen. Der sich über 1700 Meter entlang der Ing.-Etzel-Straße erstreckende Bögenviadukt präsentierte sich ihnen als ein vielschichtiger Raum, in dem drastische Gegensätze widerspruchsfrei zu einer Einheit verschmelzen. In Pandemiezeiten traten zudem neue Facetten der Bögen zum Vorschein – eine ansonsten selten dort anzutreffende Menschenleere und Stille, die den Blick auf die kleinen, unscheinbaren und unsichtbaren Dinge öffneten: Welche wirkmächtigen Materien affizieren die Sinne? Welche „verkehrten“ Ordnungen drängen sich auf? Wo lassen sich liminale Zwischenräume finden? Inwiefern schreiben sich Ethnograf:innen in den Bögen-Text ein? Wie kann das Unsichtbare der Bögen ethnografisch festgehalten werden? Im Modus des Gehens versuchten wir uns sinnlich-körperlich auf die Bögen einzulassen, uns ihrem spezifischen Rhythmus anzupassen und das Flüchtige des gelebten urbanen Raumes in Wahrnehmungsberichten und mit Kameras einzufangen. Auf diese Weise entstanden die hier präsentierten Transitbilder (Michel de Certeau), die nicht nur die Offenheit, Vielschichtigkeit, Multisensualität und Intersubjektivität einer Bögen-Erfahrung dokumentieren, sondern uns daran erinnern, dass wir uns stets selbst in den Bögen-Raum eingeschrieben und diesen aktiv mitgestaltet haben. Insofern lassen sich die Bögen als ein Ort verstehen, der sich erst durch die darin vollzogenen Bewegungen, die kollektiven und individuellen Vorstellungen sowie sinnlichkörperlichen Erfahrungen zu einem gelebten Raum verdichtet. Mit der Schau möchten wir Euch in den kreativen Raumproduktionsprozess involvieren und dazu einladen, mit geschärften Sinnen in den Mikrokosmos Viadukt einzutauchen und einen Bögen-Gang aus der Perspektive ethnografischer Stadtgänger:innen nachzuempfinden: GEMMA BÖGEN! http://www.gemma-boegen.at
Innsbruck möchte als selbstauferlegte Weltstadt prinzipiell immer ganz vorne mit dabei sein. Höher, schneller, weiter – nur so geht es voran. Dabei betoniert ein abstrus flach-asphaltiertes Grundverständnis von (inter)nationaler “Relevanz” immer und immer wieder die Potenziale, die bereits in der Stadt vorhanden wären – die gut und günstig Lebensqualität für Viele einbringen – und auch überregionales Interesse schaffen würden, gnadenlos nieder.
Aktuellstes Beispiel: Im Innsbrucker Treibhaus finden keine Nächtigungen statt. Für die Familienpauschale wird kein Speck und kein Strammer Max verhökert; hier gibt es nur seit Jahrzehnten stattfindende Kulturarbeit – auch während der Pandemie vor allem an der frischen Luft. Ergo: Machen wir die Figge platt.
Dass in diesem Jahr dutzende Open-Air-Konzerte im Treibhaus auf pay as you wish Basis stattgefunden haben, ist irrelevant; denn dabei handelt es sich, wie wir alle wissen, um vermeidbaren und vor allem unzumutbaren “Lärm”. Hier fährt kein Puffauto, hier werden keine Schienen geschliffen, und kein Schnitzelklopfer hämmert sich in die kollektive Hirnhaut; hier wird nur vermeidbarer und vor allem unzumutbarer Lärm produziert.
Vorgestern hat mich meine liebe Frau Mama darauf hingewiesen, wie wichtig die sonntäglichen Jazz-Frühstücke ihrerzeit im Treibhaus waren, als sie mich alleinerziehend mit wenig Kohle, dafür mit viel Liebe und einem innigen Netzwerk von guten Menschen, aufgezogen hat. Sonntags waren wir dann zB oft auf ebenjenen Konzerten im Treibhaus, bei denen man geben konnte was man wollte/hatte. Etwas auf diese Art und Weise anzubieten, bedeutet einer Stadt und seiner Bevölkerung tief verbunden zu sein. Sie grundsätzlich bereichern und inhaltlich erweitern zu wollen.
Dass nun so dermaßen verfehlt mit dem Vorschlaghammer auf einen Ort und seine Inhalte draufgehauen wird, der in den letzten Monaten(/Jahren) seit Beginn dieser elendigen Pandemie ein Programm zu ‘fairest ‘ use Bedingungen – und das noch an der frischen Luft – angeboten hat, schlägt dem Fass den Boden aus und bringt uns tatsächlich wieder zurück in die Steinzeit (Zitat: Esteban Curto).
Ich erlaube mir hiermit öffentlich die Frage: Was ist da aktuell los in der Stadtregierung? Was ist da los auf Verwaltungs- und Behördenebene? Soll mas einfach lassen, oder tun wir halbwegs normal miteinander?
AN Georg Willi (BGM), Hannes Anzengruber (Vize-BGM und Sicherheit), Uschi Schwarzl (Kulturstadträtin), Stefan Fikerle (Veranstaltungsamt)
Am kommenden Donnerstag, 30. September, lädt das Ministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport zum “Internationalen Fairness Symposium” nach Wien, um “der Öffentlichkeit Einblick in die Themen des Fairness-Prozesses” zu geben und die “Breite des Themas erlebbar” zu machen. Grundsätzlich wird auch immer wieder darauf hingewiesen, dass das Thema Fair Pay und Fairness im Kulturbetrieb durchaus ein “sehr komplexes” ist.
Ich würde jetzt mal frei heraus anmerken, dass es gar nicht mal so komplex ist das Thema erlebbar zu machen, wenn man folgende Gleichung im Hinterkopf behält: Kultur = Arbeit = verdient angemessene Bezahlung.
Quick Reminder: Wir blicken inzwischen auf 10 Jahre Fair Pay Kampagne zurück (in Worten: “zehn”). Mittlerweile wurden Fair Pay und die soziale Absicherung von Kunst- und Kulturarbeiter:innen auch in einem Regierungsübereinkommen verankert – trotzdem gurkt das Thema noch larifari vor sich hin.
Kurz gesagt geht und ging es bei der Fair Pay Kampagne immer um Mindeststandards bei Honoraren und Gehältern, gegen Kürzungen im Kulturbudget und für dessen gerechte Verteilung. Das ist als Forderung gar nicht mal so abstrakt und die inhaltliche Bandbreite lässt sich als im Kunst- oder Kultursektor arbeitende Person am Monatsende sicher recht einfach erleben wenn man a) komplett in der Kreide steht oder b) weiterhin vernünftig leben kann. Grundsätzlich finde ich es natürlich gut und wichtig, dass man sich über die Breite des Themenfeldes “Fairness” Gedanken macht; aber es wird im kulturpolitischen Bereich einfach immer und systematisch versucht das Thema von der Kohle wegzulenken. Und auf einmal sind wir dann bei den gesamtgesellschaftlichen Aspekten von eh alles und Sitzkreis und gemeinsam miteinander singen. Kein Wirtschaftsbund-Onkel würde sich jemals so ins Gespräch reingrätschen lassen. Nervt mich echt.
Merke: Beim Finanzamt kann man nicht mit netten Worten zahlen. Deshalb lasst uns bei aller Fairness mal über Geld reden und die Grundsätze der Fair Pay Kampagne ihren angemessenen Platz beim Fairness Symposium in Öl malen:
Faire Honorare, faire Gagen, faire Tarife Mindesthonorare, Regelhonorare, Richtwerte
Faire Gehälter, faire Löhne Kollektivvertragsregelungen
Faire Verträge Musterverträge, Normverträge, Rahmenverträge
Faire Dienstverträge, faire Arbeitsverträge, faire Werkverträge, Kollektivvertragsregelungen, Betriebsvereinbarungen
Faire Arbeitsbedingungen Betriebsvereinbarungen
Faire Abstandshonorarregelungen Mustervereinbarungen, Normvereinbarungen
Faire Kommunikation Informationspflicht, Gleichbehandlung aller Beteiligten, Transparenz
Und wenn wir schon dabei sind, eine Erhöhung des Budgets für Kunst-, Kultur- und Medienförderung auf mindestens 1% des BIP ist schon längst überfällig. Irgendwer hat schließlich mal was von einer Kulturnation Österreich erzählt.
Seit 2 Jahren findet im stadtbekannten Glaswürfel am Rennweg gute und engagierte Kulturarbeit statt. Der Ort „Reich für die Insel“ steht für kulturelle und künstlerische Vernetzung auf Augenhöhe, zu erleben gibt es dort Ausstellungen, Performances, Diskussionen, Konzerte und mehr. Festivals wie die Innsbruck International Biennale, das Heart of Noise oder das Alles Gute Festival docken hier genauso an wie Institute der Universität Innsbruck und Kulturinitiativen aus der freien Szene. Severin Sonnewend betreibt hier mit viel Engagement einen Raum, der im sogenannten „Kulturquartier“ eine essentielle Ergänzung zwischen Tiroler Landestheater, Congress, Hofburg, Haus der Musik, Volkskunstmuseum und Hofkirche darstellt. Nun muss man allerdings in den letzten Wochen vermehrt hören und lesen, dass man mit dem „leerstehenden“ Gebäude doch endlich etwas machen müsse, denn so mutterseelenallein wie es aktuell der Fall ist, könne es ja nicht bleiben. Was also tun mit so einer komplett brachliegenden Stadt-Immobilie in bester Innenstadtlage?
Nun, es bedarf schon eines ziemlich hohen Levels an Ignoranz und Überheblichkeit, um die Arbeit von „Reich für die Insel“ mit keinem Wort zu erwähnen, sondern ständig nur die Leerstands-Erzählung durchs Dorf zu treiben. Fast scheint es so, als ob nur die Tiroler Dreifaltigkeit von „Tschigg, Schnitzl & Klo“ eine räumliche Ausdehnung von Glas und Stahl mit einem dem Menschen greifbaren Sinn auszukleiden vermag.
Die Pläne der jüngeren Vergangenheit (Bushaltestelle, Leihcenter für Sportequipment) wirken, gelinde gesagt, uninspiriert. Auch die Idee hier einen Info-Point für Tourist:innen einzurichten, mutet angesichts der Tatsache, dass in 3 Minuten Fußweg die Tourismus-Information am Burggraben erreichbar ist, absurd an. Kein Witz: Es kamen von verschiedenen Quellen ernsthaft die Bedenken, dass Tourist:innen gar nicht mehr auf die Idee kommen würden auf die Berge zu steigen, wenn man ihnen das nicht im Tal ständig und konsequent aufs Auge drückt. Eine kurze persönliche Einschätzung am Rande: Die Möglichkeit, dass man in Innsbruck auf die Berge gehen und dort alpine Dinge tun kann, müsste sich mittlerweile herumgesprochen haben. Schließlich winken sie aus sämtlichen Himmelsrichtungen 24/7 ins Tal hinab. Radlfoan, klettern, figln, Zipflbob – hauptsach die Maut stimmt. Und oamal einkehrn auf a Schnapsl. Ist ja alles gut und recht, aber wieviele Paar Ski man in ein Schaufenster stellen muss, bis eine Stadt endlich Alpin-Urban genug geworden ist, muss aktuell noch nachgerechnet werden.
Dass es einige wenige Politker:innen gibt, die sich eine kulturelle Nutzung des Ortes im Kulturquartier vorstellen können und wünschen, ist ein kleiner Hoffnungsschimmer. Dass es nun einen Ideenwettbewerb zum Thema geben soll, in dem “Das beste Konzept gewinnen soll” (hat schon wer Franz Hörl angerufen?)…nun ja. Wenn das Ding maximal transparent und ohne Beeinflussung durch die Tourismus-Lobby abläuft (lol), dann wäre das durchaus interessant.
Mit REICH FÜR DIE INSEL zeigt Severin Sonnewend seit mittlerweile 2 Jahren was dieser Ort sein könnte und aktuell auch ist: Ein Ort der sich nicht auf eine eindimensionale, strenge Nutzung festlegen muss; ein Begegnungsort für Viele, ein Raum in dem einem nach wenigen Minuten schon mindestens 3 gute Ideen zufliegen. Hier ignorant eine Bushaltestelle oder einen Schiverleih reinzuklatschen mieft dermaßen nach 1961, dass man einfach zum Spaß einen Kanister Erdöl anzünden möchte. Ohne eine so unkomplizierte und wertschätzende Art und Weise wie hier im Reich für die Insel gearbeitet wird, hätten wir uns das Alles Gute Festival in die Haare schmieren können. Danke Severin, danke an alle Menschen, die im Reich für die Insel tätig sind, ihr bereichert Innsbruck mit eurer Arbeit ungemein. Ich hoffe ihr bleibt uns noch lange erhalten und habt ein gewichtiges Wörtchen bei der zukünftigen Gestaltung mitzureden.
Am Freitag den 10. September werden wir bei unserer Veranstaltung “Sperrstunde das Ende der Nacht” der Frage nachgehen: In was für einer Stadt wollen wir eigentlich raven? Dieser Frage wollen wir bei der dritten und letzten Veranstaltung unserer Reihe “Sperrstunde – Das Ende der Nacht” nachgehen. Die pandemiebedingten Clubschließungen machten vor allem eines sichtbar: Menschen hören nicht auf zu raven! Ob unter der Autobahn, im Keller oder im Wald. Wo immer motivierte Menschen ein Soundsystem hintragen können, wird auch gefeiert. Von politischer Seite wurden diese Bewegungen vor allem kriminalisiert. Doch mit der Zeit war selbst den letzten der ortsüblichen Konservativen klar, dass sich das Feiern nicht verhindern lässt. Die Frage, die für die politisch Verantwortlichen übrig blieb, war auf einmal nicht ob, sondern wie können Menschen (draußen) feiern? Inwiefern wollen wir überhaupt, dass die “Politik” unser Nachtleben gestaltet und reguliert? Besonders deutlich ist die politische Auseinandersetzung bei feiernden Menschen im öffentlichen Raum geworden. In der Innsbrucker Innenstadt, hinter der GEIWI oder überhaupt am Inn ist ihre Anwesenheit als potenzielles Risiko wahrgenommen worden. In Wien kam es im Juni zu Auseinandersetzungen zwischen jungen Menschen und der Staatsmacht am Karlsplatz. Die Polizei hat sogar kurzzeitig versucht eine Platzsperre dort durchzusetzen. Dabei war der öffentliche Raum der letzte Rückzugsort, vor allem für junge Menschen, die sich monatelang in der sozialen Enthaltsamkeit übten. Der öffentliche Raum ist für viele Menschen ein wichtiger Treffpunkt und wurde kurzzeitig ein Ort des Protests. Währenddessen kämpfen Club und Kulturräume in den Städten nach wie vor um ihr Überleben. Alle Clubs? Nein, für die kapitalträchtigen Clubs wie z.B. die des Kurz Spezi Martin Ho in Wien, sind die Zwänge des finanziellen Überlebenskampfes etwas Unbekanntes. Diese Art der Clubs öffnen ihre Pforten für die Reichen und Schönen, für jene Besucher:innen mit dem richtigen Bodymassindex. Klassenkampf der Clubräume? Und wieviel Regulation ist dabei politisch gewollt? Wie können Räume bestehen bleiben, abseits von kapitalistischen Zwängen und neoliberaler Stadtpolitik? Befinden wir uns jetzt in einer postcoronalen Partyzeit, in der Club Kultur als Marketingsegment für die Stadtmarke entdeckt wurde? Diese Fragen, Beobachtungen und Überlegungen führen uns wieder dort hin, wo wir begonnen haben und zwar bei der Frage: In was für einer Stadt wir eigentlich raven wollen?
Das Gespräch mit Martina Brunner und Dimitri Hegemann, das ich am diesjährigen ELEVATE Festival moderieren durfte, gibt es mittlerweile auch zum nachschauen. Es war mir eine Freude, vielen Dank für die Einladung! Eine kleine Anmerkung: Warum sind Panels und der Kulturbetrieb eigentlich meistens so ernst? Ein paar Lacher würden ab und zu nicht schaden 😉
“Clubkultur ist Kultur. Diese Feststellung mag selbstverständlich klingen, sie war es bis zur Pandemie sicher nicht. Denn lange Zeit wurden Clubs behandelt wie normale Nachtgastronomie, die sich auf dem freien Markt behaupten musste. Macht es aber überhaupt einen Unterschied, wenn das, was in manchen Clubs passiert, das Mascherl „Kultur“ verpasst bekommt? Was ändert sich dadurch, was sollte sich ändern, wie erhält man trotzdem dem anarchischen Geist vieler Veranstaltungen und Gemeinschaften?” Diese Session ist Teil von Re-Imagine Europe.